JULIA EXTRA BAND 0263
Die sanfte Abendbrise wehte in Maggies Haar und umspielte die goldenen Strähnen.
„Ich liebe es hier draußen“, sagte sie leise und atmete tief durch.
„Therese hat erzählt, dass du dich hier auf Diamante gut eingelebthast.“
„Du besitzt hier ein wunderbares Heim.“
„Es diente meinen Eltern als Urlaubsdomizil.“
„Ein Urlaubsdomizil?“ Maggie kannte den Königspalast von Scorsolini Island von ihrem Vorstellungsgespräch. Daher wusste sie, dass Tomassos Villa nicht an dessen italienischen Marmor und die üppige Ausstattung heranreichen konnte. Dennoch wäre sie niemals auf die Idee gekommen, die geschmackvoll eingerichtete Villa mit den acht Schlafzimmern als Ferienhaus zu bezeichnen.
„Ja, hier fanden sie die nötige Ruhe und Erholung von den drückenden Staatspflichten. Zumindest erzählte es mir so mein Vater.“
„Deine Mutter starb vor vielen Jahren, nicht wahr?“
„Es gab Komplikationen bei meiner Geburt.“
An seiner Stimme hörte Maggie, dass das Wissen ihn schmerzte. „Das tut mir leid. Es muss schwer für dich gewesen sein.“
„Nicht schwerer als dein Schicksal. Als Vollwaise aufzuwachsen war bestimmt auch nicht einfach.“
„Meine Eltern starben, als ich acht war. Ich habe gute Erinnerungen an die Zeit mit ihnen. So gute, dass ich meinen Kindern ein liebevolles Heim bieten will.“
„Was ist passiert? Ein Unfall?“
„Ja. Ich überlebte. Sie nicht.“
„Das haben wir also gemeinsam.“
Sie wusste, was er meinte: Er hatte überlebt, seine Mutter nicht.
Tomasso lächelte Maggie verständnisvoll zu, und ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, fast wäre sie gestolpert. Glücklicherweise jedoch fand sie im letzten Moment Halt an dem schmiedeeisernen Geländer, das den Pfad säumte. „Die Kinder sprachen davon, dass es hier auf der Insel Diamantminen gibt.“
„Richtig. Daher auch ihr Name. Auf Zaffiro haben wir Lithium entdeckt. Bald werden der Abbau und die Schürfungen den gleichen Rang wie die Schifffahrtsgesellschaft einnehmen.“
„Du kannst wirklich stolz auf dich sein.“
„Ich bin nicht das Unternehmen.“
„Aber du leitest es.“
„Hat Therese das etwa gesagt?“
„Nein. Die Kinder lieben es, ständig über dich zu reden.“
„Und du meinst natürlich, dass ich zu wenig Zeit mit ihnen verbringe?“
„Wenn du schon fragst … ja.“
„Die Tatsache, dass das gesamte Bruttoeinkommen des Landes von der Arbeit abhängt, die ich leiste, bedeutet …“
„Dass deine Arbeit sehr wichtig ist“, fiel sie ihm ins Wort, „aber nicht wichtiger als deine Kinder.“
„Zwischen dir und den Kindern besteht ein starkes Band.“
„Vielleicht ist es zu stark.“
„Wieso sagst du das?“
„Sie werden darunter leiden, wenn ich sie verlassen muss. Du hast doch Gianni heute Morgen gehört.“
Sie waren beim Ufer angekommen und blieben stehen. Tomasso drehte sich zu Maggie um und betrachtete sie im hellen Mondlicht.
„Wie ich meinem Sohn heute Morgen erwiderte … Vielleicht lasse ich dich ja nicht gehen.“
„Du kannst mich nicht aufgrund eines einzigen leidenschaftlichen Ausbruchs heiraten.“
„Solltest du ein Kind von mir erwarten, wirst du mich heiraten“, meinte er unnachgiebig.
6. KAPITEL
„Sei nicht albern, Tomasso.“
„Keineswegs, ich folge lediglich der Logik. Ich denke nämlich, du hast mich geliebt.“
Maggie wandte das Gesicht ab und schaute auf die dunkle See hinaus. „Dein Ego ist enorm.“
„Durchaus nicht. Aber mein Verstand arbeitet hervorragend. Es gibt nur einen Mann, dem du erlauben würdest, in dein Bett zu kommen: Tom Prince. Und wieso? Weil du so häufig von mir geträumt hast, dass dein Unterbewusstsein die erotische Szene gestern als einen weiteren sinnlichen Traum identifiziert hat. Das sagt sehr viel darüber aus, wie tief du für mich gefühlt hast.“
„Du schienst doch überzeugt zu sein, dass ich das mit dem Traum nur erfunden habe.“
„Nein, nicht überzeugt. Ich hielt es für eine Möglichkeit. Mittlerweile bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es keine Ausrede war. Die Art, wie du auf mich reagiert hast … Es war die Reaktion einer Frau auf den Mann, den sie liebt, mit dem sie schon seit langen Jahren intim ist. Nicht die einer Jungfrau. Im Grunde bist du noch immer jungfräulich. Du hast gestern Nacht keine Erfüllung gefunden, nicht wahr?“
„Darüber möchte ich nicht reden.“
Die Hände auf ihre Schultern gelegt, drehte er sie zu sich herum und massierte ihre Schultern leicht. „Beim
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