JULIA EXTRA BAND 0263
die Frau an Tomassos Seite zu sein. Sie war viel zu schlicht und einfach, um jemals an die Frauen heranzukommen, mit denen ein Mann in seiner Position sich umgab. Sein Interesse an ihr würde niemals ein Leben lang halten.
Vor sechs Jahren hatte sie bereits lernen müssen, dass es gerade für zwei Wochen gereicht hatte.
„Maggie ist hübsch“, ergriff Anna Partei für sie. „Willst du denn nicht, dass sie unsere Mutter wird?“
Giannis Gesichtsausdruck wurde noch ernster. Er glich jetzt so sehr seinem Vater, dass Maggie leise nach Luft schnappte. „Maggie bleibt nur für zwei Jahre bei uns. Das hat sie zu Tante Therese gesagt, ich hab’s gehört. Aber eine mamma bleibt ein ganzes Leben, außer sie stirbt. Außerdem ist eine Nanny viel besser als eine mamma. Maggie spielt jeden Tag mit uns und ist immer da. Wir brauchen keine neue Mutter.“
Gewissensbisse plagten Maggie, als sie den Grund erkannte, warum Gianni manchmal immer noch Distanz zu ihr hielt. Die beiden Kinder hatten bereits den Verlust der Mutter hinnehmen müssen, und Gianni wusste, dass Maggie nicht für immer bleiben würde. Also versuchte er sich gegen einen neuerlichen Verlust zu schützen, indem er sich nicht zu stark an sie band. Auch fand sie es sehr traurig – und bedeutungsvoll –, dass Giannis Ansicht nach Nannys besser waren als Mütter.
„Mir ist egal, was du sagst.“ Annas Stimme überschlug sich fast. „Ich will Maggie als meine mamma !“
„Vielleicht wird dein Wunsch ja erfüllt, stellina “, tröstete Tomasso seine Tochter und fuhr seinem Sohn dann mit den Fingern durchs Haar. „Und vielleicht wird dir die Idee noch gefallen, Maggie zur Mutter zu haben, mein Sohn.“
Giannis Lippen begannen zu zittern. „Und wenn sie dann fortgeht?“
„Wenn sie mich heiratet, werde ich sie nicht fortgehen lassen.“
Die beiden Kinder blickten ihren Vater voller Vertrauen und Hoffnung an. Maggie floss das Herz über, aber gleichzeitig keimte Ärger in ihr auf. Wusste er denn nicht, wie verletzt die beiden werden würden, wenn ihre Hoffnung sich nicht erfüllte?
Ganz gleich, was er heute Morgen gesagt haben mochte, er konnte unmöglich ernsthaft an eine Heirat denken. Sie war nicht die Richtige für ihn und würde es nie sein. Sie passte nicht in seine Welt, gehörte nicht hierher. Nichts und niemand, nicht einmal eine Märchenfee mit einem Zauberstab, würde das ändern können.
Gemeinsam gingen sie hinunter zum Strand. Tomasso und die Kinder ließen Drachen steigen und tollten im flachen Wasser. Maggie breitete eine Decke in dem Pavillon aus, der aufdem Privatstrand stand, legte sich auf den Bauch und sah den dreien zu, während sie überlegte, wie es weitergehen sollte, falls sie tatsächlich ein Baby von ihm bekommen würde.
Tomasso war ein Prinz. Vielleicht wog der Gedanke eines unehelich geborenen Kindes für ihn schwerer als für andere moderne Männer. Warum hatte er dann nicht vorgesorgt? Selbst wenn er sie für erfahren gehalten hatte, konnte er unmöglich voraussetzen, dass sie die Pille nahm.
Fragen über Fragen, Gedankenfetzen, die weder Sinn ergaben noch Klärung brachten. Nur ein Bild stand ihr deutlich vor Augen: Wenn sie ihn heiratete, dann würde sie die Mutterrolle für seine beiden Kinder übernehmen und müsste sich nie von ihnen trennen. Sie hätte endlich die Familie, nach der sie sich schon so lange sehnte.
Als die drei müde wurden, kamen sie zurück in den Pavillon. Tomasso baute eine Sandburg mit Anna und Gianni und flirtete währenddessen hemmungslos mit Maggie. Angesichts seines früheren Vorwurfes hielt sie sich eisern zurück, doch es fiel ihr schwerer und schwerer, vor allem, da sie immer wieder Facetten des Mannes an ihm entdeckte, den sie vor sechs Jahren so sehr geliebt hatte.
Tomasso bestand darauf, dass Maggie die Kinder zusammen mit ihm zu Bett brachte. Das verführerische Gefühl, eine Familie zu bilden, wuchs und lockte unablässig. Doch sie war nicht seine Frau, sie war das Kindermädchen. Eine Bedienstete, mehr nicht.
In der Halle hielt er sie zurück, bevor sie in ihr Apartment flüchten konnte. „Lass uns einen Spaziergang machen.“
Ohne zu zögern stimmte sie zu. Unendlich viele Fragen brannten ihr auf der Seele, und ein Spaziergang war eine gute Gelegenheit, in Ruhe über alles zu sprechen.
Er schob die Glastüren auseinander und führte Maggie den Pfad hinunter, der zum Strand führte.
Die Nacht war lau, der Vollmond schien silbrig und tauchte alles in geheimnisvolles Licht.
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