JULIA EXTRA BAND 0263
aus.“
Sie konnte sich gerade noch zurückhalten, eine Grimasse zu ziehen. „Danke.“
Eine silberne Spange hielt die langen blonden Locken zusammen, Maggie trug enge Jeans und ein gelbes T-Shirt mit passenden Strandschuhen. Ihr Aufzug konnte kaum mit dem seiner üblichen Begleiterinnen zu vergleichen sein.
„Ich denke, in den Jeans wird dir am Strand zu heiß werden.“
„Das geht schon. Ich bin Hitze gewohnt. Meine letzte Stelle hatte ich in Houston, Texas.“ Und vor allem fühlte sie sich in Jeans wesentlich sicherer. Allein bei der Vorstellung, vor ihm in Shorts – oder noch schlimmer, in einem Badeanzug – zu flanieren, schauderte ihr.
„Von unserem College bis nach Houston ist es ein weiter Weg. Wie bist du dorthin gekommen?“
„Der Job. Ich bin sicher, das weißt du doch alles aus meiner Personalakte.“
„Vielleicht möchte ich es aber von dir hören.“
„Es gibt da auch einiges, was ich von dir hören möchte.“
Er schien genau zu wissen, worauf sie anspielte. „Hat das noch ein wenig Zeit?“, fragte er und sah bedeutungsvoll zu den Kindern. „Erzähle mir lieber von deiner ersten Anstellung.“
„Nach dem College war ich bei einer Familie in Seattle. Durch ihre Empfehlung bin ich nach Texas gekommen.“ Sie hatte gehofft, Tom Prince zu vergessen, wenn sie in eine andere Gegend zog. Es hatte nicht funktioniert. Ihre Träume waren mit ihr weitergezogen.
„Warum hast du diese erste Stelle aufgegeben?“
„Die Jüngste begann mit der Highschool, und die Eltern waren der Ansicht, dass die Betreuung durch ein Kindermädchen nicht mehr nötig sei.“
„Du klingst, als seist du anderer Meinung?“
„Stimmt“, antwortete Maggie. „Der Anfang auf der Highschool kann schwierig sein. Beide Eltern waren zu beschäftigt, um genügend Zeit für ihre Kinder zu haben. Es war ein Fehler, den Kindern den Halt des einzigen Erwachsenen, der ständig für sie da war, zu nehmen.“
„Du wärst also die Art Mutter, die nach der Schule immer für ihre Kinder zur Verfügung steht?“
Maggie dachte darüber nach. „Ja. Allerdings würde ich auch von meinem Mann erwarten, dass er sich um das Wohlergehen seiner Kinder kümmert.“
„Das ist leider nicht immer möglich. Die Verpflichtungen eines Mannes …“
„Sollten immer zuerst bei seiner Familie beginnen“, fiel Maggie ihm ins Wort. „Alles andere ist Nebensache, nicht umgekehrt.“
„Das ist eine sehr schlichte Sichtweise.“
„Mag sein, aber es ist meine Meinung über eine Familie.“
„Eine recht feste Meinung für jemanden, der in Pflegefamilien groß wurde.“
„Man muss nicht von zwei liebenden Eltern aufgezogen wordensein, um zu wissen, was gut für ein Kind ist. Mir war immer klar, dass mein Platz in der Familie davon abhängt, was ich für die Familie tue. Ich wurde nicht geliebt. Sollte ich je Kinder haben, wird es ihnen auf jeden Fall besser ergehen. Sie werden sich meine Zuneigung und Anerkennung nicht durch Arbeit oder gutes Benehmen verschaffen müssen. Und ich werde nie einen Mann heiraten, der nicht bereit ist, ihnen das Gleiche zu geben.“ So! Sollte er doch darüber denken, was er wollte. Offensichtlich hatte er eine ganz andere Vorstellung von Familie als sie.
„Was ist eine Pflegefamilie?“, fragte Anna neugierig.
„Das ist eine Familie, mit der du als Kind lebst, die aber nicht deine Eltern sind.“
„So wie wir mit dir leben?“
Maggie lachte leise auf. „Nein, mein Schatz. Du lebst ja bei deinem Vater. Ich bin nur das Kindermädchen. Ich arbeite für deinen papa. Ich bin nicht deine Pflegemutter.“
„Ich will aber, dass du meine mamma bist. Du wärst die beste überhaupt.“ Anna sah zu ihrem Vater auf. „Kann Maggie meine Pflegemami werden, papa ?“
„Du bist so dumm“, erwiderte Gianni sofort. „Maggie kann nicht unsere mamma werden. Das geht nur, wenn sie papa heiratet. Und papa ist ein Prinz. Er kann keine Bedienstete heiraten.“
Die so voll kindlicher Naivität gesprochenen Worte schnitten Maggie tief ins Herz, doch Tomasso lachte nur.
„Du irrst dich, mein Sohn. Wir leben in modernen Zeiten. Jeder Mann kann die Frau heiraten, die er möchte. Selbst ein Prinz. Eure Mutter war auch keine Prinzessin, und dennoch habe ich sie geheiratet.“
Gianni sah seinen Vater ernst an. „Aber sie war schön wie eine Prinzessin.“
Maggies Herz blutete. Ob nun schwanger oder nicht, sie würde nie zu Tomasso gehören und er nicht zu ihr. Gianni hatte recht. Sie war nicht schön genug, um
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