JULIA EXTRA BAND 0263
flüsterte sie.
„Was sonst?“
„Angst.“ Kaum war das Wort heraus, wünschte sie, sie wäre nicht so ehrlich gewesen.
„Angst wovor?“
„Eine Familie zu haben und sie wieder zu verlieren.“ Sie hatte geglaubt, diese Angst längst bewältigt zu haben. „Vielleicht ist Einsamkeit besser als Schmerz.“ Doch auch Einsamkeit schmerzte. So sehr …
„Ich habe dir doch gesagt: Ich lasse dich nicht gehen. Und ich gehe auch nicht. Du gehörst zu mir, Maggie, bald wirst du es selbst erkennen.“
Sie funkelte ihn an. „Hör auf, das ständig zu sagen.“
„Hör auf, es ständig abzustreiten“, gab er zurück.
Die ganze Zeit, während sie sprachen, hatte Tomasso auf ihr gelegen. Seine Wärme strahlte durch die Decke, seine Nähe löste alle möglichen Reaktionen in Maggie aus – in ihrem Herzen und in den geheimsten Tiefen ihres Schoßes. Auch wenn er sie nicht berührte, ihre Brüste sehnten sich nach seinen Zärtlichkeiten, und ihre Schenkel bewegten sich rastlos in einer unmerklichen Einladung, so alt und natürlich wie die Zeit und gleichzeitig so riskant.
Sie wollte ihn küssen, wollte seinen Mund schmecken und seine Haut auf ihrer spüren. Nicht wie in ihren Träumen, dieses Mal wollte sie die Realität erfahren. Selbst dem ersten Mal mit ihm haftete ein traumartiger Charakter an. Heute Nacht würde sie sich keine Sorgen um die Zukunft machen oder ob eine Beziehung zwischen ihnen funktionieren könnte. Heute Nacht wollte sie nichts anderes sein als das, was er behauptete – seine Frau. Tiefe Gefühle schien das Leben nicht für sie bereitzuhalten, aber das hier. Das Debakel der ersten Nacht konnte die Hoffnung nicht ersticken, die tief in ihr brannte.
„Maggie?“
„Was?“ Ihre Stimme klang heiser vor Sehnsucht.
„Sag mir, was du willst.“
„Das weißt du.“
„Ich muss es von dir hören.“
Vielleicht war er sich seiner doch nicht so sicher, wie er sie glauben machen wollte. Oder vielleicht wollte er auch nur sichergehen, dass sie wusste, was sie tat. In jener ersten Nacht hatte sie ihm vorgeworfen, sie verführt zu haben. Dabei war es nicht seine Absicht gewesen. Ihre Reaktion auf seinen Kuss war zu ihrer beider Verhängnis geworden, eine Reaktion, die niemand von ihnen hatte vorausahnen können.
Jetzt wollte er ihr Einverständnis, und sie war bereit, es ihm zu geben. Die Wiederentdeckung ihrer Liebe zu ihm machte sie verletzlich, sie brauchte das hier. Sie brauchte ihn. „Ich will dich, Tomasso.“
Er erschauerte, verharrte einen langen Moment still. Dann küsste er sie. Es war ein Kuss, der in ihr das Verlangen nach mehr auslöste. Als er sich von ihr zurückzog, so geschah es nur, um sich seiner Kleider zu entledigen. In dem bläulich schimmernden Kabinenlicht zog er sich mit einer Selbstverständlichkeit vor ihr aus, als täte er es schon seit Jahren. Und ihr Blick wurde magisch von seinen geschmeidigen Bewegungen angezogen und saugte jede Einzelheit dieses wunderbaren männlichen Körpers in sich auf.
Er lachte heiser, und seine blauen Augen funkelten dunkel wie der Nachthimmel. „Dass du mich so voller Unschuld und Neugier ansiehst, erregt mich mehr, als es sollte. Schließlich binich ein moderner Mann.“
Auch sie lachte leise, gleichwohl sie unendlich nervös war. „In der Steinzeit wärst du das bestimmt gewesen.“
„Du hältst mich für rückständig?“
„Du willst mich heiraten, weil ich noch Jungfrau war und ich schwanger sein könnte. Aus den gleichen Gründen bist du fest davon überzeugt, dass ich zu dir gehöre. Nun, ja … ich würde sagen, als Neandertaler des Jahres hättest du sehr gute Chancen.“
Er hielt inne. „Stört dich das?“
„Meine ehrliche Meinung?“
„ Si. Du sollst immer ehrlich zu mir sein.“
„Und du wirst immer ehrlich zu mir sein?“
„Immer. Keine Lügen. Niemals.“
Dieses Versprechen ließ ihr Herz vor Wärme überfließen. „So ein Neandertaler besitzt durchaus seinen eigenen Charme.“
„Freut mich, das zu hören. Wirst du mir erlauben, dich aus deinen Decken zu befreien“, fragte er lächelnd, „oder willst du dich weiterhin darunter verstecken?“
Es stimmte, sie versteckte sich. Bis auf die Nasenspitze lugte nichts von ihr hervor. Dabei wollte sie doch nichts anderes, als ihm endlich ganz nahe zu sein. Lächelnd schlug sie die Decke zur Seite und zeigte sich ihm in dem zartrosa Nachthemd, das sie trug. Es war nicht besonders aufreizend, aber es reichte ihr nur bis zur Mitte der Schenkel und war so
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