JULIA EXTRA BAND 0263
Als sie protestieren wollte, legte er ihr den Zeigefinger an den Mund. „Und es ist nicht einmal schlecht. Beide Parteien stellen bestimmte Erwartungen an die Ehe. Wenn diese erfüllt werden, profitieren auch beide Parteien davon.“
Aufgebracht wandte sie den Kopf zur Seite. „Bei dir hört es sich wie ein Geschäftsabschluss an, wenn es doch so viel mehr sein sollte.“
„Da ist auch noch viel mehr.“
Sie wusste, worauf er anspielte – Sex. Das reichte nicht, aber es war alles, was er anbot. Wäre sie kalkulierender, würde es nicht so wehtun. Sie würde den „Job“ annehmen und alle Vorteile daraus ziehen, die er mit sich brachte. „Ich kann mit deinem Tempo nicht mithalten.“
„Was meinst du?“
Als ob er das nicht wüsste. „Die Sache mit dem Sex.“
Er grinste sinnlich. „Ich könnte dich unterweisen.“
Und würde ihr dabei das Herz brechen. Nicht, dass ihr Herz noch unbeschädigt wäre. Einen anderen Menschen zu lieben verursachte oft Kummer und Leid. Vor sechs Jahren schon hatte sie das erfahren müssen. Jetzt liebte sie ihn und seine Kinder. Es würde ihr Kummer und Leid bringen, wenn sie blieb. Und ebenso, wenn sie ging. Sehr viel mehr als vor sechs Jahren.
„Nein, danke“, murmelte sie. Noch während sie den Satz aussprach, war sie nicht sicher, ob sie ihn wirklich meinte. Sie sehnte sich so nach ihm. Ihr Herz schrie laut danach, die emotionelle Verbindung durch die körperliche Vereinigung zu schaffen, während ihr Verstand sie warnte, dass der Versuch schon einmal misslungen war. Doch ihr dummes Herz wollte nicht hören und schlug im harten Takt einer Hoffnung, die Maggie nicht verstand, aber auch nicht ignorieren konnte.
„Ich denke, es ist an der Zeit, dir zu zeigen, wie gut wir zusammenpassen.“ Seine Worte bewiesen, dass auch er nicht an die Ernsthaftigkeit ihrer Zurückweisung glaubte.
„Ich will nicht benutzt werden.“ Sie wusste selbst nicht, woher die Worte stammten, ob aus ihrem Verstand oder ihrem Herzen, doch sie drückten sehr genau aus, was sie fühlte.
Er betrachtete ihr Gesicht mit gerunzelter Stirn. „Ich habe meine Absichten doch sehr deutlich gemacht, Maggie. Ich möchte dich heiraten. Das hat nichts mit Benutzen zu tun.“
„Weil du denkst, ich könnte schwanger von dir sein. Wäre dem nicht so, würdest du immer noch prüfen, ob ich mich als Ehefrau für dich eigne.“ Ihr dummes Herz täte gut daran, das nicht zu vergessen!
„Selbst wenn wir nicht miteinander geschlafen hätten, wäre mir längst klar, wie gut du zu meinen Kindern und mir passt. Mit dir ist unsere Familie komplett.“
„Du liebst mich nicht, Tomasso.“
„Und?“
Dieses eine Wort schnitt ihr wie ein eiskaltes Messer durchs Herz. Es war die Bestätigung.
„Für eine harmonische Ehe ist Liebe keineswegs notwendig. Ich werde dir treu sein. Ich werde mich um dich kümmern. Mein Respekt wird dir sicher sein, und so Gott will, werden wir Kinder zusammen haben. Was könnte ein Mann, der dich liebt, dir mehr geben?“
„Sein Herz.“
„Ich gebe dir meine Treue, meine Loyalität und meine Ehre. Das ist genug.“
„Da kommt deine Arroganz wieder zum Vorschein.“
„Weil ich weiß, was das Beste für mich ist?“
„Weil du dir anmaßt zu wissen, was das Beste für mich ist“, widersprach sie.
„Aber das weiß ich doch! Maggie, du bist sechsundzwanzig und hattest nie eine Beziehung zu einem Mann.“
„Stand das in dem Bericht?“
„Ja“, gab er unumwunden zu. „In dem Bericht stand auch, dass du eine Einzelgängerin bist. Du bist einsam, gib es zu.“
Er hatte recht. Sie hatte niemanden. Und sie wusste, wie es sich anfühlte, alleine zu sein. Eine Erfahrung, die Leute mit einer Familie nie verstehen würden. „Nicht jeder kann eine große Familie oder einen riesigen Freundeskreis haben.“
„Wenn du mich heiratest, wirst du Teil meiner Familie. Mein Vater wird auch dein Vater, und Flavia wird dich wie eine geliebte Tochter willkommen heißen, wie sie es bei Therese gemacht hat. Meine Kinder werden deine Kinder sein, meine Freunde werden zu deinen. Und du wirst mich haben.“
„Du bist schrecklich eingebildet.“ Und doch … seine Worte enthielten eine größere Verlockung als seine Nähe.
„Ich denke nur praktisch. Wir waren einmal Freunde. Es gibt keinen Grund, warum wir diese Freundschaft nicht wieder aufleben lassen können. Mir würde es gefallen und dir auch. Du brauchst mich. Du bist nur zu stur, es dir einzugestehen.“
„Das ist keine Sturheit“,
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