JULIA EXTRA BAND 0263
anderen Frauen an ihrem Stand sagte, die prompt eifrig weitere Waren feilboten.
„Was hat sie gesagt?“, wollte Maggie wissen.
„Eine köstliche Blume wie du verdient viele Geschenke“, übersetzte Tomasso bereitwillig. „Und ich sollte es nicht bei einem einzelnen Kimono belassen, vor allem, wenn ich ihn so günstig erstanden habe.“
„Dabei brauche ich keine Geschenke. Du hast mir schon so viel gegeben.“
„Meinst du das wirklich so?“
Es gefiel ihr, dass er es für nötig hielt, sich eine Bestätigung von ihr zu holen – ein winziges Zeichen von Unsicherheit auf seiner Seite. „Du hast mir zwei wunderbare Kinder geschenkt, die mein Leben bereichern.“
„Und nicht zu vergessen das Leben mit mir.“
„Du wirst es mich bestimmt nicht vergessen lassen“, meinte sie spöttisch und stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen Kuss auf seine Wange zu hauchen und so der Bemerkung die Spitze zu nehmen.
In Tomassos Augen blitzte unverhohlene Leidenschaft auf.
„Was ist?“
„Es ist das erste Mal, dass du mich aus eigener Initiative küsst.“
Maggie zuckte die Schultern. „Ich bin eben eher schüchtern.“
„Nicht mit den Kindern. Die herzt und küsst du völlig unbeschwert.“
Aber bei ihm war sie schüchtern. Sie konnte immer noch nicht so recht fassen, dass er sie wirklich als seine Partnerin haben, dass er sein ganzes Leben mit ihr teilen wollte. „Ich werde dich zwangloser küssen, wenn wir erst verheiratet sind.“
„Versprichst du es, so wie ich versprochen habe, die Familie an die erste Stelle zu stellen?“
„Ja.“
„Gut, dann ist das abgemacht.“
Nachdem Tomasso die drei für eine kleine Pause in ein traditionelles Teehaus eingeladen hatte, betraten sie den nächsten Laden, in dem auch die Accessoires für eine typisch chinesische Hochzeit ausgestellt waren. Nachdenklich betrachtete er ein goldenes Diadem. „Wie groß wünschst du dir deine Hochzeit?“
„Ich habe eine Wahl? Ich dachte, königliche Hochzeiten seien immer eine sehr traditionsreiche und pompöse Angelegenheit.“
Im gleichen Moment sprang Gianni mit Kriegsgeheul hinter dem Regal hervor, ein gefährlich aussehendes Schwert schwingend. Maggie wäre sofort zu ihm geeilt, doch der grauhaarige Ladenbesitzer war schon bei dem Jungen und zeigte ihm, wie ein solches Schwert zu handhaben sei. Die Erklärungen des alten Mannes in gebrochenem Englisch faszinierten den Jungen.
Tomasso legte eine Hand an Maggies Nacken und rieb mit dem Daumen sanft über ihre Haut. „Du hast immer eine Wahl. Ich würde dich nie zwingen, Dinge zu tun, bei denen du dich nicht wohl fühlst.“
„Und das von dem Mann, der darauf besteht, dass ich an den Geburtstagsfeierlichkeiten seines Vaters teilnehme, weil es zum Job gehört?“
„Ich will einfach nicht zwei Tage ohne dich sein.“
„Das ist süß von dir.“ Und beruhigend zu hören.
„Ich bin alles andere als süß“, knurrte er.
Warum regten Männer sich eigentlich immer über dieses Wort auf? „Was bist du dann? Sauer wie eine Zitrone?“
Er beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich brenne heiß wie Lava und wünsche mir im Moment nichts anderes, als dich mit meiner Glut zu verzehren.“
Maggie erschauerte. Er konnte Dinge mit ihr anstellen, alleinmit seiner Stimme, wie es keinem anderen Mann je gelingen würde. „Äh … bleiben wir doch bei einer kleinen Hochzeit.“
Er lächelte verführerisch. Dieser Mann wusste genau, wie sie auf ihn reagierte, und er genoss es ganz offensichtlich.
„Du würdest also eine bescheidene Zeremonie vorziehen?“, fragte er nach.
„Ja.“
„Das freut mich.“
„Magst du keine Menschenmengen?“ Das konnte sie sich kaum vorstellen, doch welchen Grund sollte es sonst geben?
„Wenn wir in kleinem Rahmen heiraten, muss nicht so viel vorbereitet werden, und wir können den Termin vorziehen.“
„Befürchtest du etwa, ich könnte es mir anders überlegen?“
„ Papa hat gesagt, dass du für immer bei uns bleibst.“
Plötzlich stand Gianni neben ihnen, das Schwert, um seine Taille gebunden, schleifte über den Boden.
„Das werde ich auch“, beeilte Maggie sich zu sagen. Das ängstliche Zittern in der Stimme des Jungen brach ihr das Herz.
„ Papa , Maggie, seht nur.“ Anna zeigte auf einen Mann, der draußen vor dem Laden vorbeiging. Er trug eine blinkende Neonreklame für ein Lokal ganz in der Nähe auf dem Kopf. Alle begannen zu lachen, nur der alte Ladenbesitzer schüttelte den Kopf. China hatte sich sehr
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