JULIA EXTRA BAND 0263
dass Therese einen Termin bei ihrem persönlichen Haarstylisten für sie gemacht hatte, brummte er unwirsch: „Versprich mir, dass du es nicht schneiden lässt.“
„Man geht doch zum Friseur, um sich die Haare schneiden zu lassen.“
„Ich mag dein Haar aber so wie es ist.“
„Nun gut, ich sage ihm, er soll die Länge halten und mir nur eine Frisur machen.“
Er nickte mit gerunzelter Stirn. „Übertreib es nicht mit dem Make-up. Ich will nicht mit einer Barbiepuppe am Arm auf der Feier erscheinen.“
„Therese wusste schon, warum sie dir nicht erlaubt hat, zum Shopping mitzukommen. Du wärst unmöglich gewesen.“
„Mag sein. Aber dann würde ich jetzt nicht vor Sorge Fingernägel kauen.“
„Du befürchtest, ich könnte dich blamieren?“
„Unsinn! Nur, mit Thereses treffsicherem Gespür für Stilwird sich jeder Mann schier den Hals nach dir verrenken. Und ich bin nun mal ein besitzergreifender Mann.“
Sie konnte kaum glauben, dass er sich darüber Gedanken machte. „Du wirst dich wohl überraschen lassen müssen, oder?“
Doch Stunden später, nachdem der Coiffeur ihr Haar leicht angestuft hatte, sodass es in sanften Wellen auf ihre Schulter fiel, und der Stylist sie mit dezentem Make-up in eine Frau verwandelt hatte, die sie kaum wiedererkannte, war sie es, die nervös war. Das Kleid, von einem tiefen Orangerot wie ein glühender Sonnenuntergang, ließ ihre Schultern frei und schmiegte sich eng anliegend bis an die Knie, um von da an in weit bauschenden Falten bis auf den Boden zu fallen. Die eleganten Riemchensandaletten machten Maggie fast zehn Zentimeter größer, dennoch musste sie leicht den Kopf zurücklegen, um Tomasso in die Augen zu sehen.
Sie drehte eine Pirouette für ihn. „Nun, was meinst du?“
„Ich meine, ich würde viel lieber in diesem Zimmer bleiben und dir meine volle Aufmerksamkeit schenken, als dich zweihundert Leuten vorzustellen, die mich zwingen werden, deine Aufmerksamkeit mit ihnen zu teilen.“
„Gefällt es dir?“
Seine Augen funkelten. „Du siehst fantastisch aus. Du wirst die schönste Frau im Saal sein.“ Er klang ganz so, als ob er es ernst meinte.
Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. „Die Farbe ist nicht zu auffällig?“
„Du gefällst mir in kräftigen Farben.“
„Das ist gut. Therese bestand nämlich darauf, ich solle alle meine Lieblingsfarben auswählen.“ Die Prinzessin hatte auch gesagt, es sei wichtig, dass Maggie ihren eigenen Stil betonen solle anstatt zu versuchen, Stile nachzuahmen. Maggie hatte diese Idee sehr gut gefallen.
„Umso besser. Du sollst dich nicht zu einem Bild ändern, von dem du meinst, dass es in meine Welt passt.“ Vorsichtig zog er sie an sich, um das Kleid nicht zu zerdrücken. „Du bist es, die ich will. Du bist real, Maggie. Ich möchte, dass du du selbst bleibst.“
„Ich wüsste gar nicht, wie ich jemand anderes sein könnte.“
Beide lächelten, ein warmes Lächeln, das Maggie in jede Herzfaser drang. Dann küsste Tomasso sie leidenschaftlich, und ihr tat es keineswegs leid, danach den Lippenstift neu auftragen zu müssen.
Minuten später betrat sie an seiner Seite stolz den prächtigen Ballsaal. Tomasso sah umwerfend aus in seiner weißen Paradeuniform, und den Blicken der weiblichen Gäste nach zu urteilen, dachten viele Frauen ebenso. Die gleichen bewundernden Blicke galten auch Claudio und Marcello, der heute Morgen aus Italien angekommen war.
Während Claudio die Aufmerksamkeit ignorierte, lächelte und flirtete Marcello ausgiebig, hielt dabei aber seine Bewunderinnen auf sicherem Abstand. Neben den blauen Augen, die denen seines Vaters und Tomassos so ähnlich waren, konnte er ein weiteres Erbe nicht leugnen: Ihm war der Stolz und die Selbstsicherheit der Scorsolini-Männer zu eigen. Charakterzüge, die, wie Maggie klar wurde, ebenso anziehend auf Frauen wirkten wie das großartige Aussehen.
Tomasso und Marcello zogen den größten Anteil der weiblichen Bewunderung auf sich, schließlich waren beide Junggesellen, und die offizielle Ankündigung von Tomassos bevorstehender Hochzeit war bisher noch nicht erfolgt. Doch auch ein Ehering hielt manche Frauen nicht davon ab, hemmungslos zu flirten, es zumindest zu versuchen, wie Maggie bei Claudio beobachten konnte.
Während der Abend weiter voranschritt, wurde Maggie sich eines bewusst: Weder war sie eine Prinzessin noch so blendend schön wie Liana, dennoch schien niemand im Saal daran zu zweifeln, dass sie an Tomassos Seite gehörte.
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