JULIA EXTRA BAND 0264
hat.â
âHoheit, Eure Untertanen warten drauÃen vor den Toren darauf, vorgelassen zu werden.â Der junge Sekretär war durch eine Seitentür an den König herangetreten.
âIch habe meine Pflicht zu erfüllen.â König Vincente trug die Miene eines Mannes zur Schau, der durch die Hölle ging und keinen Ausweg fand.
Flavia nickte mit ausdruckslosem Gesicht. âNatürlich. Marcello, du bringst Danette mit. Wir ziehen uns in die Privatgemächer zurück.â Sie gähnte vornehm. âIch könnte ein Nickerchen gebrauchen, ich bin die ganze Nacht durchgeflogen.â
âDu hättest mit uns fliegen können.â Marcello geleitete beide Frauen zu der Seitentür hinter dem Thron.
âIch habe mich ja erst zu der Reise entschieden, als ihr schon unterwegs wart.â
An der Tür drehte Danette sich noch einmal zum König um. âIch wusste nichts von diesen Artikeln. Und ich will Marcello nicht verletzen.â
âDass Sie nichts davon wussten, war zu sehen.â Vincente zog eine Grimasse. âUnd er will Sie ebenfalls nicht verletzen, dennoch â¦, wie Flavia und ich leidvoll erfahren mussten, reichen gute Absichten oft nicht aus.â
Impulsiv ging Danette zum König zurück und legte ihm eine Hand auf den Arm. Am liebsten hätte sie ihn umarmt, aber so viel Courage besaà sie nicht. âAlles wird gut.â
Eine uralte Trauer lag in seinen blauen Augen, als er sie ansah. âIch hoffe, Sie behalten recht, mein Kind.â
âVertrauen Sie mir, und vertrauen Sie Ihrem Sohn. Er ist ein anständiger, ein guter Mann.â
âBesser als sein Vater.â
âIch weià nicht ⦠Sie müssen schon auch etwas Besonderes sein, wenn Sie Marcello zu dem erzogen haben, was er ist.â
âAn diesem Lob verdient Flavia eigentlich viel gröÃeren Anteil als ich.â
Ohne weiter nachzudenken, gab Danette ihrem Bedürfnis nach und umarmte den König. âDas war wohl ein Gemeinschaftsprojekt.â Und so leise, dass nur er es hören konnte, flüsterte sie ihm zu. âVergessen Sie diese Bescheidenheit, sie steht Ihnen nicht.â
Vincente lachte überrascht auf und trat einen Schritt zurück. âIch glaube, aus Ihnen wird eine formidable Prinzessin werden, Danette Michaels.â
âDanke für Ihr Vertrauen.â
Als Marcellos Vater sie versöhnlich in die Arme zog, konnte Danette die Tränen der Rührung nicht länger zurückhalten. Sie wandte sich zum Gehen, doch dann drehte sie sich noch einmal zu ihm um. âNehmen Sie einen Rat an? Wenn eine Frau sich so für Sie einsetzt wie Flavia eben, dann tut sie das bestimmt nicht, weil sie Sie verabscheut.â
âLass uns einen Spaziergang machenâ, schlug Marcello Danette vor, nachdem Flavia sich zurückgezogen hatte.
âJa, gern.â
Der Park, in den er sie führte, schien direkt einem Renaissancegemälde zu entstammen. âEs ist wunderschön hier drauÃenâ, entfuhr es Danette begeistert.
âJa, ich habe mich hier auch immer wohlgefühlt.â
âAber du hast dich entschlossen, in Sizilien zu leben. Wieso?â
âIch wollte in der Nähe meiner Mutter sein, und ich wollte es aus eigener Kraft schaffen. AuÃerdem bat Papa mich, ein Auge auf sie zu haben und mich um sie zu kümmern.â
âDas verstehe ich.â Danette nickte. âAber warum wolltest du diese Artikel vor mir verheimlichen?â Sie mussten darüber reden, und zwar offen.
âIch wusste, du würdest dich aufregen. Du bist meine Frau, es ist meine Aufgabe, dich zu beschützen.â
âJa, aber du warst auch wütend, und es ist meine Aufgabe, dich zu beschützen.â
âWirklich?â Er lächelte schief. âMir wäre lieber, wenn du andere Dinge mit mir tätest.â
Das Kofferset voller Garderobe fiel ihr wieder ein. âDu hattest nicht vor, so bald nach Sizilien zurückzukehren, nicht wahr?â
âNein. Ich hatte gehofft, ein langer Besuch hier würde dir den Medienrummel ersparen. Aber meine Eltern waren da offensichtlich anderer Ansicht.â
âSei nicht verärgert über sie. Sie haben nur getan, was sie für richtig hielten.â
âUnd was ist deiner Meinung nach richtig?â
âEs zu wissen, ganz gleich, wie sehr es auch wehtun mag, ist besser, als ahnungslos zu sein.â Sie biss sich auf ihre Unterlippe.
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