JULIA EXTRA BAND 0264
nicht geben, wonach sie sich am meisten sehnte.â
âNein â¦â Wenn Bianca sich wirklich umgebracht hätte, wäre es in allen Zeitungen zu lesen gewesen. âDu irrst dich. Du fühlst dich schuldig, aber â¦â
âSie hat an jenem Tag einen Schwangerschaftstest gemacht. Er war negativ. Alle waren sie negativ.â Marcello holte tief Luft, sein ganzer Körper war verspannt. âSie ist zu den Klippen gegangen.â
âDer Boden ist unter ihren FüÃen abgerutscht. Das ist kein Selbstmord, Marcello.â
âSie hätte sich retten können â¦, wenn sie hätte weiterleben wollen.â
Eiskaltes Entsetzen ergriff Danette. âDas glaubst du doch nicht wirklich. Marcello, das stimmt nicht!â
âDu warst nicht dabei.â
âDu auch nicht. Sie ist gefallen, Marcello, nicht gesprungen. Sie wäre niemals gesprungen. Es gab so vieles für sie, für das es sich zu leben lohnte.â
âWas denn? All ihre Träume waren zerstört, lagen im Abfalleimer unseres Badezimmers. Ein weiterer Schwangerschaftstest, eine weitere Enttäuschung.â
âWenn sie so unbedingt Kinder haben wollte, hätte sie es mit einer künstlichen Befruchtung versucht. Oder eine Adoption angestrebt.â
âSie meinte immer, wir seien noch jung, wir hätten noch Zeit.â
âUnd genau so hat sie es auch gemeint.â
âDu hast sie nicht weinen gehört, nachts, im Bad, wenn sie meinte, ich schliefe schon.â
âIch will dir nicht wehtun, aber diese Tränen galten wahrscheinlich dir. Sie wusste, wie stolz du bist, wie sehr es dich bedrücken muss, dass du ihr kein Kind schenken kannst. Sie vergoss Tränen um dich, weil du es dir nicht erlaubtest, Tränen zu vergieÃen.â Verzweifelt suchte Danette nach einer Bekräftigung, um es ihn sehen zu machen. âWenn sie wirklich so unglücklich war, meinst du nicht, ihr Unglück wäre ein gefundenes Fressen für die Presse gewesen?â
âEs hat viele Fotos in den Zeitungen gegeben, auf denen sie unglücklich aussieht.â
âUnd denen glaubst du? Eine Kamera lügt immer. Wenn du mich morgens nach dem Aufstehen fotografierst, sehe ich extrem unglücklich aus. Erst nach zwei Tassen Kaffee werde ich halbwegs menschlich. Du ziehst die Augenbrauen zusammen und hast eine tiefe Falte auf der Stirn, wenn du die Börsenberichte liest. Aber das heiÃt nicht, dass du unglücklich bist.â
âDu weiÃt nicht, wie es war.â
âNein, aber ich kann es mir vorstellen. Bianca liebte dich. So wie ich dich liebe. Es tat ihr weh, dich leiden zu sehen.â
Er schnaubte abfällig. âWoher solltest du das wissen?â
âWeil ich dich eher verlassen hätte, als dich in einer Beziehung zu halten, die du nicht willst. Ich habe schlieÃlich eingewilligt, dich zu heiraten, weil ich sah, dass mein Nein dir mehr wehtat als eine Ehe, die du nur wegen des Babys eingehst.â
âAber du sagtest doch â¦â
âIch habe viele Dinge gesagt. Einiges davon war wahr, anderes diente mir dazu, nicht das Gesicht zu verlieren. Marcello, du trägst keine Schuld am Tode Biancas.â
âVielleicht hast du recht â¦â Doch statt dass die Spannung in ihm nachlieÃ, verzog er gequält das Gesicht.
Danette verstand seinen inneren Kampf. Marcello brauchte ein Ventil, doch niemals würde er Tränen flieÃen lassen, dazu war er zu stark, zu sehr Macho. Sanft zog sie seinen Kopf zu sich herunter und presste ihre Lippen auf seinen Mund, verstärkte den Kuss so lange, bis ihr Verlangen beinahe unerträglich wurde.
Sie liebten sich in einem Feuersturm der Begierde, und Danette rief laut ihre Liebe für Marcello hinaus, als der Sturm sie beide mitriss.
Marcello sank erschöpft auf sie. âDas war unglaublichâ, murmelte er. âOb wir dem Baby geschadet haben?â
Danette lächelte nachsichtig. âBestimmt nicht. Ich denke, es hat ihm gefallen zu sehen, wie nahe wir uns sind.â
Marcello lachte leise, doch dann hob er den Kopf und sah sie ernst an. âIch habe diese Schuld vier Jahre lang in mir getragen.â
âZu Unrecht.â
âSie war noch so jung. Ich dachte, irgendjemand müsste verantwortlich für ihren Tod sein.â
âUnd da du dich bereits schuldig fühltest, sie in der Ehe enttäuscht zu haben, hast du bereitwillig diese Verantwortung
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