JULIA EXTRA BAND 0264
eine Tasse aus feinstem Porzellan mit dampfendem Tee in seiner Hand.
âWenn du sofort beim Aufwachen ein wenig Toast und Tee zu dir nimmst, wird dir vielleicht nicht übelâ, sagte er mit einem Lächeln.
âEinen Versuch ist es wert.â
Erstaunlicherweise funktionierte es. Danette fühlte sich recht gut, als sie Marcello durch die langen verwinkelten Gänge des Palastes folgte. Sie kam sich vor wie Alice im Wunderland.
Sie fanden Marcellos Vater in einem Saal, der sowohl mit seiner GröÃe als auch mit seinem opulenten Dekor beeindruckte.
âIch komme mir vor wie im Vatikanâ, flüsterte sie Marcello zu. âDa wagt man es ja gar nicht, sich hinzusetzen, weil es als respektlos aufgefasst werden könnte.â
Von der anderen Seite des Saales ertönte das tiefe Lachen, das sie gestern Abend schon gehört hatte. âTomasso hat mir erzählt, dass Maggie genau das Gleiche gesagt hat.â
âSie haben es gehört?â Na wunderbar. Als wenn sie nicht schon gestern Abend ins Fettnäpfchen getreten wäre!
König Vincente saà auf einem Thron mit kunstfertigen Schnitzereien und goldenen Verzierungen und wirkte unglaublich hoheitsvoll. Er hatte die gleichen blauen Augen wie Marcello und sah genauso umwerfend aus wie sein Sohn, nur dass sich silberne Fäden durch sein Haar zogen.
âMeine Vorfahren haben die Akustik in diesem Saal darauf ausgerichtet, dass auch das Flüstern des letzten Untertans in der hintersten Ecke vom König vernommen werden kann. Ich jedoch muss meine Stimme erheben, will ich gehört werden.â
âDas hier ist der offizielle Empfangssaalâ, fügte Marcello hinzu.
âAber der Thron und diese Pracht â¦â Danette wirkte eingeschüchtert. âIch dachte, es wäre der Thronsaal.â
Marcello geleitete sie zu der Reihe von Queen-Anne-Stühlen in der Nähe des Throns. âDer Thronsaal ist wesentlich prunkvoller und imposanter, er wird nur für ganz besondere Anlässe genutzt. Hier in diesem Saal findet jeden Freitag eine Audienz für die Untertanen statt. Die Tradition verlangt es so.â
âRichtig. Die ersten werden in einer Stunde eingelassenâ, ergänzte der König.
âRegelmäÃig jeden Freitag?â, fragte Danette erstaunt. âDas macht Sie aber zu einem sehr zugänglichen König.â
âSo war es auch von meinen Vorfahren gedacht, um Spannungen und Misstrauen zwischen Adel und Bürgerstand vorzubeugen und zu vermeiden.â
âWie Clever!â
Vincente nickte. âMeine Vorfahren waren zweifelsohne alle sehr weise Männer.â
Danette sah lachend zu Marcello, der, nachdem er seinen Vater mit zwei Küssen auf die Wangen begrüÃt hatte, neben ihr Platz nahm. âJetzt weià ich sicher, dass du es von beiden Seiten mitbekommen hast.â
âWas denn?â, fragte der König interessiert.
Marcello lächelte warm. âDanette ist der Meinung, ich sei arrogant.â
âUnd Sie glauben, er hat es von beiden Elternteilen geerbt? Sie halten Flavia also für arrogant?â
âNun, wäre sie eine schüchterne, unsichere Frau, hätte sie doch wahrscheinlich nie wirklich Ihr Interesse wecken können.â
Danette entschied sich für einen Kompromiss. Sie ahnte, dass König Vincente Kritik an seiner Familie nicht tolerierte, auch nicht an der Frau, die die Unverfrorenheit besessen hatte, sich von ihm scheiden zu lassen.
âDas ist wahrâ, bestätigte Vincente nachdenklich. Was er jedoch von ihrem Kommentar hielt, war nicht zu deuten. âUnd war es Ihre Arroganz, die die Aufmerksamkeit meines Sohnes auf Sie gelenkt hat?â
Danette blickte ihn überrascht an. Nie hätte sie sich als arrogant bezeichnet. Aber was sollte sie jetzt sagen, nachdem sie beide Männer mit diesem leichten Tadel geneckt hatte?
âSie ist nicht arrogant, Papa. Dickköpfig, ja. Stolz, auf jeden Fall. Doch sie ist viel zu mitfühlend und warmherzig, um arrogant sein zu könnenâ, ergriff Marcello Partei für sie.
âMitfühlend, sagst du?â König Vincente wandte sich mit einem eisigen Gesichtsausdruck an Danette. âWie steht es mit Ihnen ⦠Halten Sie sich auch für mitfühlend?â
Sie schluckte. âJa, schon. Aber warum fragen Sie?â
âSie weigern sich, meinen Sohn zu heiraten.â
âPapa, bitte â¦â, wollte Marcello seinen
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