JULIA EXTRA BAND 0264
zu verbrennen.
Bitte, lieber Gott, lass diese Verhandlungen bald vorbei sein, betete sie still. Intuitiv wusste sie, dass sie nicht sicher war, solange dieser Mann mit ihrem Vater verhandelte.
Auf einmal wollte sie nur noch, dass er wieder ging und für immer verschwand.
Und doch, dachte sie, während sie noch ein paar Schritte rückwärts ging, hatte sie nie zuvor einen Mann wie ihn gesehen. Trotz ihrer Angst könnte sie sein Bild niemals aus ihrem Gedächtnis löschen.
Wenn sie sich zu einer anderen Zeit und unter anderen Umständen begegnet wären â¦
Wer, zum Teufel, war das?
Scheich Malik bin Rashid AlâQaim war kein Mann, der sich leicht von seinen Zielen ablenken lieÃ. Und die Angelegenheit, die er mit James Cavanaugh zu besprechen hatte, erforderte seine gesamte Aufmerksamkeit. Aber für einen winzigen Moment hatte die Bewegung des Vorhangs ihn abgelenkt. Einen winzigen Moment hatte er den Kopf gewandt und wie erstarrt innegehalten, als sein Blick dem einer Blondine begegnete, die ihn von einem Fenster im Erdgeschoss aus neugierig ansah.
Eine atemberaubende Blondine. Groà und schlank, mit glänzendem weichen Haar und einer sinnlichen Figur, die seine Aufmerksamkeit sogar länger als einen winzigen Moment abgelenkt hatte. Selbst die alberne und nicht gerade vorteilhafte Baumwollschürze, die sie trug, konnte ihre erotischen Kurven nicht verbergen.
Kurven, die er gern genauer betrachten würde.
Aber noch während der Gedanke in seinem Kopf aufblitzte, weiteten sich die Augen der Blondine vor Verlegenheit, und sie trat hastig einen Schritt zurück und verschwand damit aus seinem Blickfeld.
Nur mühsam unterdrückte Malik das aufsteigende Gefühl von Enttäuschung. Es gab wichtigere Dinge zu erledigen. Die Frau, offensichtlich ein Dienstmädchen oder eine andere Angestellte der Cavanaughs, konnte warten.
âDarf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten â¦, eine kleine Erfrischung nach der langen Reise?â
Eilig richtete Malik seine Aufmerksamkeit wieder auf das, was James Cavanaugh â Sir James Cavanaugh, erinnerte er sich â sagte.
âSehr gernâ, antwortete er und folgte Abbies Vater in die mit Eichenholz getäfelte Eingangshalle.
Von dort führte eine Tür zu ihrer Linken in eine geräumige Bibliothek. Früher musste der Raum luxuriös und prächtig ausgesehen haben. Mittlerweile zeigte er jene Anzeichen von Vernachlässigung und Verfall, die auftraten, wenn kein Geld für Reparaturen zur Verfügung stand.
Auf dem ganzen Anwesen waren diese Zeichen deutlich sichtbar. Schon seit Jahren hatten die verzierten schmiedeeisernen Tore an der Einfahrt keinen neuen Anstrich mehr erhalten, den Springbrunnen vor dem Haus überzog grünes Moos, und in den Blumenbeeten wuchs Unkraut.
Das Haus selbst war zwar groà und elegant und zeigte den gesellschaftlichen Einfluss, den die Familie besaÃ, doch ganz offensichtlich überstiegen die Instandhaltungskosten das Einkommen der Besitzer.
Das wird die Sache einfacher machen, entschied Malik und beobachtete, wie sein Gastgeber sich um seinen Komfort sorgte. Was wenig dazu beitrug zu verbergen, wie nervös James Cavanaugh war.
Liebend gern hätte Malik die üblichen Höflichkeitsbekundungen und Floskeln, die am Beginn jeder Verhandlung standen, übersprungen. Zumal die Freundlichkeit seines Gastgebers sehr rasch verschwinden würde. Denn Maliks Angebot gab James Cavanaugh kaum Anlass zur Freude.
Doch wenn sein Gastgeber seinen Sohn Andrew noch vor dessen vierzigstem Geburtstag wiedersehen wollte, blieb ihm keine Alternative, als den Bedingungen zuzustimmen.
Ob seine Tochter auch damit einverstanden wäre, stand auf einem anderen Blatt.
2. KAPITEL
Als würde man auf den Countdown für eine Explosion warten, ging es Abbie durch den Kopf, als sie durch den Flur zur Treppe schlich. So leise wie möglich huschte sie an der Bibliothek vorbei. Doch ihre Hoffnung, hören zu können, was hinter den geschlossenen Türen gesprochen wurde, erfüllte sich nicht. Durch das dicke Holz drang nur gedämpftes Murmeln.
Lediglich die Stimmen konnte sie unterscheiden, aber das war auch schon alles. Vor allem die Stimme des Scheichs machte Abbie aus.
Waren ihrem Vater schon die Argumente ausgegangen? Oder hatte der Scheich jeden seiner Vorschläge abgewiesen und erläuterte nun seine Bedingungen?
Tränen der Verzweiflung brannten in ihren
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