JULIA EXTRA BAND 0264
zerbrechliche Illusion gewesen. Vor zehn Minuten noch hatte die Freiheit in greifbarer Nähe gelegen, erquickend und vielversprechend. Und in der nächsten Sekunde zerfiel sie zu Staub, den der Wind in alle Himmelsrichtungen zerstob.
Die Realität hatte sie eingeholt.
Gefangen in der Hölle.
Wie hatte Laurence ihr nur so etwas antun können? Was hatte er damit bezweckt? Sie zu bitten, sich um Zane zu kümmern, ha! Sie konnte ja nicht einmal auf sich selbst aufpassen. Die letzte Nacht war der Beweis dafür. Sie hatte genau das getan, was sie sich geschworen hatte, nie zuzulassen. Nicht nur hatte sie Zane erlaubt, ihr die Jungfräulichkeit zu nehmen, nein â¦, sie hatte ihn sogar angetrieben!
Sie hatte sich wie die Dirne benommen, für die er sie von Anfang an gehalten hatte!
Scham und Selbstverachtung verursachten ihr Ãbelkeit. Zitternd fasste sie sich an die Kehle. Wie sollte sie in Broome bleiben können, nach dem, was sie getan hatte? Wie sollte sie jeden Tag mit Zane reden und sachlich Geschäftsentscheidungen treffen, wenn das Wissen um diese Nacht ständig wie eine dunkle Wolke über ihnen schwebte?
âRuby!â, rief Zane von der anderen StraÃenseite zu ihr herüber.
Sie reagierte nicht, sondern wanderte tiefer in die grüne Oase hinein, bemüht, ihre Nerven unter Kontrolle zu bekommen. Sie wollte nicht daran erinnert werden, mit wem sie in der Hölle gefangen war.
Wenige Augenblicke später hatte Zane sie eingeholt. âAlles in Ordnung mit dir?â
Sie wirbelte zu ihm herum. âWas glaubst du wohl? Soeben musste ich erfahren, dass ich weitere neun Monate hier mit dir festsitze. Was meinst du, wie es mir geht?â
âDenkst du etwa, ich bin glücklich darüber? Mir brauchst du nicht die Schuld zu geben, ich kann nichts dafür. Du kannst dich bei deinem über alles geliebten Laurence bedanken! Der hat sich dieses verrückte Konstrukt einfallen lassen!â
âWeil er dir nicht vertraute! Und wer sollte ihm das übel nehmen!â
Er fasste sie beim Arm und schwang sie zu sich herum. Sein Gesicht war hochrot, in den Augen stand dunkle Rage. âIch habe nicht die geringste Ahnung, warum er sich das ausgedacht hat, aber du kannst mir glauben â ich bin ebenso entsetzt wie du, in diesem Albtraum gefangen zu sein.â
âFass mich nicht an!â Sie riss sich von ihm los, ihre Augen sprühten eisige Funken. Natürlich war Zane entsetzt. Er wollte sie wohl ebenso wenig ständig um sich herum haben. Sie erinnerte ihn nur an das Fiasko von gestern Nacht, und sie hatte einen Firmenanteil vermacht bekommen, den er für sich beanspruchte.
Nun, für eine kurze Zeit zumindest war ihr eine Lösung eingefallen. Das würde ihr Gelegenheit bieten, die Wunden zu lecken, die gestern gerissen worden waren.
âIn einer knappen Woche werden die Schmuckstücke in Sydney ausgestelltâ, setzte sie an. âIch habe noch Urlaubstage. Ich fahre einfach früher und besuche meine Familie, bevor ich die Kollektion nach Ãbersee bringe.â
âEinverstandenâ, stimmte er zu. âIch treffe dich dann in Sydney vor der Show.â
âNein!â Sie fuhr sich über die trockenen Lippen. âDas ist unnötig. Du hast hier den Startschuss für die Show gegeben, alles andere habe ich bereits organisiert. Da wir hinterher Monate miteinander festsitzen, können wir die zusätzlichen Tage Abstand sicher gut gebrauchen.â
Stumm musterte er sie, schlieÃlich nickte er. âNa schön. Aber sollten irgendwelche Probleme auftauchen, will ich sofort informiert werden.â
Zane hörte den Anrufbeantworter ab â eine Nachricht aus seinem Londoner Büro, dass die Geschäfte glatt liefen, und drei Nachrichten von Annelies, mit der Bitte um Rückruf. Aus Sydney kein Wort.
Ruby war seit zwei Tagen dort. Irgendetwas musste es doch geben, über das er informiert sein sollte! Er hätte nie zustimmen sollen, sie allein gehen zu lassen!
Aber sie hatte es ja nicht abwarten können, ihn loszuwerden!
Und sie konnte es nicht abwarten, ihre Finger an sein Geld zu bekommen.
Seine Wangenmuskeln arbeiteten. Für einen Moment, als er herausgefunden hatte, dass sie noch Jungfrau gewesen war, hatte er geglaubt, alles zwischen ihnen könne sich ändern. Er hatte sich in ihr getäuscht, gründlich getäuscht, und er hatte die Chance gesehen, etwas wegen dieses verzehrenden
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