JULIA EXTRA BAND 0269
vor – schutzlos.
Darum war sie mehr als erleichtert, als sie nach wenigen Minuten ihre Wohnung erreichten. Sie bedankte sich rasch, stieg aus und bemerkte erst, dass er ihr gefolgt war, als sie bereits an ihrer Haustür stand und er ihr die Schlüssel aus der Hand nahm.
„Meine Mutter hat mir beigebracht, eine Lady immer bis zur Haustür zu begleiten. Sie zittern.“
„Es ist ein bisschen frisch hier draußen. Ich glaube, ich habe mich an das mildere Wetter in Australien gewöhnt.“ Nachdem er aufgeschlossen hatte, reichte er ihr die Schlüssel zurück, wobei sich ihre Finger kurz berührten. „Also“, Rose trat in den Türrahmen und blickte ihn kühl an. „Gute Nacht und nochmals vielen Dank für das Dinner. Es tut mir leid, dass wir doch nicht mehr über die Arbeit gesprochen haben. Vielleicht sollte ich in Ihrem Terminkalender nachsehen, wann Sie nächste Woche Zeit haben, die Problemfelder durchzugehen …?“
„Ich lege Ihnen morgen einen Zettel auf den Tisch, welche Akten Sie bearbeiten sollen.“ Er stellte einen Fuß in die Tür, doch Rose bemerkte es nicht. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, sich zu fragen, warum er sie zu einem Arbeitsessen eingeladen hatte, wenn die Sache ganz einfach damit zu regeln war, dass er ihr einen Zettel auf den Tisch legte.
„Das hätten Sie mir doch gleich sagen können, Gabriel!“
„Richtig“, gab er sofort zu. „Aber ich wollte wirklich über Ihre zeitweilige Vertretung mit Ihnen sprechen. Nachdem ich die schöne Auswahl kenne, würde ich sagen, dass die Vorstellungsgespräche besser früher als später starten sollten.“
Rose seufzte frustriert.
„Haben Sie damit ein Problem?“
„Nein. Überhaupt nicht. Sie sind derjenige, der mein Gehalt zahlt. Wie könnte ich da ein Problem damit haben?“ Sie lächelte, um es wie einen Scherz klingen zu lassen, doch er reagierte nicht darauf.
„Mit anderen Worten – was ich Ihnen zahle, sorgt für Ihre Kooperation, auch wenn Sie das nicht gutheißen, was ich von Ihnen verlange?“
Bei dieser Bemerkung errötete sie wieder und schaute zu Boden.
„Ich hätte Sie nie daran gehindert, das zu sagen, was Sie denken …“, fügte Gabriel langsam hinzu, während er seinen Blick über ihr Gesicht wandern ließ. „Und es beleidigt mich, dass Sie mich für einen Tyrannen halten und damit zögern, Ihre Meinung zu äußern, aus Angst, dass ich Sie dann feuereoder Ihr Gehalt kürze …“
„Das habe ich nicht gedacht!“
Gabriel erkannte eine aufrichtige Antwort am Klang. Außerdem war er sich ziemlich sicher, dass sie ihn besser kannte, als zu glauben, dass er sie mit Hilfe ihres Gehaltsschecks kontrollieren würde. Dennoch hatte sie ihm zu denken gegeben. Angefangen bei ihrer Kündigung bis hin zu verschiedenen ihrer Bemerkungen, die er nicht wirklich benennen konnte, aus denen er aber einen Hauch von Kritik herauszuhören glaubte. Irgendetwas in ihrer Stimme und in der Art, wie sie den Blick senkte, hatte seine Neugier geweckt. Und dabei gab es keine Frau, die seine Neugier herausforderte. Interesse, ja, Lust, ganz bestimmt, aber Neugier, niemals.
Deshalb war er jetzt wie ein Jagdhund, der Lunte gerochen hatte, zumal er sich vor langer Zeit ein voreiliges Bild von seiner effizienten Sekretärin gemacht hatte, das er gerade im Begriff stand zu begraben.
„Warum machen Sie uns nicht einen Kaffee …?“
„Nein!“
„Weil Sie es trotz all dieser Ja, Sir , und Nein, Sir , und Selbstverständlich, Sir , nicht ertragen können, längere Zeit mit mir zu tun zu haben?“
Das war so weit von der Wahrheit entfernt, dass Rose lachen musste.
„Okay. Vielleicht eine schnelle Tasse Kaffee. Ich möchte nicht, dass Ihr Chauffeur zu lange warten muss.“
Während Gabriel seinem Fahrer Bescheid gab, trat Rose über die Schwelle zu ihrem Apartment und dachte, dass dies ein weiteres erstes Mal war. Das erste Mal, dass Gabriel zu ihr nach Hause kam.
Kurze Zeit später saßen sie sich an ihrem Küchentisch gegenüber und Rose goss ihrem Chef eine Tasse Kaffee ein – schwarz und ohne Zucker, so wie er ihn mochte.
„Also gut, reden Sie mit mir“, forderte Gabriel sie auf.
„Wann wollen Sie, dass ich mit den Vorstellungsgesprächen für meine Vertretung anfange? Reicht nächsten Montag? Oder früher?“
„Erklären Sie mir diese Bemerkung, dass Sie mir wegen des Geldes gehorchen.“
„Es tut mir leid, dass ich das gesagt habe. Ich habe es nicht so gemeint.“
„Wie lange denken Sie schon so? Seit Sie für
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