JULIA EXTRA BAND 0269
ich!“
„Gut, dann hören Sie auf so zu tun, als wenn alles, was außerhalb Ihrer kleinen Welt passiert, nicht existieren würde.“
„Ich lebe nicht in einer ‚kleinen Welt‘“, stieß er zwischen zusammenpressten Lippen hervor.
„Natürlich tun Sie das.“ Sie milderte die Kritik, indem sie hinzufügte: „Das ist sogar verständlich. Sie leiten ein riesiges Unternehmen, sind es gewohnt, anderen Menschen Anweisungen zu erteilen. Sie müssen nur mit dem Finger schnippen, und man gehorcht Ihnen. Das ist nicht die reale Welt.“
Gabriel verengte die Augen. „Ich bin also ein unerträglicher Diktator?“
„Nein, natürlich nicht! Das ist ganz und gar nicht das, was ich gesagt habe!“
„Ich erteile Befehle, schnippe mit den Fingern und erwarte Gehorsam. Ich schätze, der nächste Schritt besteht darin, dass ich per königlichem Dekret verlange, dass sich alle meinen Untertanen verbeugen müssen, wenn ich vorbeikomme!“
„Es tut mir leid, wenn ich Sie beleidigt habe.“
„Sie haben mich nicht beleidigt“, versetzte er kühl. „Sie arbeiten für mich, und als meine Angestellte haben Sie natürlich das Recht auf eine eigene Meinung. Ich wünschte nur, Sie hätten den Mut gehabt, mir das ein wenig früher zu sagen, anstattwie eine kleine Maus herumzutrippeln, zu lächeln, zu gehorchen und dabei unangenehme Ressentiments zu pflegen.“
Rose starrte ihn entsetzt an. „Ich pflege keine Ressentiments“, protestierte sie und wurde dabei rot.
„Nein?“ Gabriel hatte das Gefühl, einen Schlag unter die Gürtellinie bekommen zu haben, und das behagte ihm ganz und gar nicht.
„Nein … wenn ich Probleme damit gehabt hätte, für Sie zu arbeiten … nun, dann hätte ich es Ihnen gesagt … und ich wäre nicht ‚wie eine kleine Maus herumgetrippelt‘ …“ Diese Beschreibung tat weh, denn sie erkannte genau, wie er zu diesem Eindruck gelangt war. Sie kam ins Büro, machte ihren Job und ging wieder. Eine äußerst fähige herumtrippelnde kleine Maus. Und vor drei Monaten war sie noch dazu eine rundliche kleine Maus gewesen.
Nicht zum ersten Mal schossen Rose die Bilder der Frauen in den Kopf, mit denen er ausging. Blondinen, Brünette, Rothaarige – Gabriel zeigte keine besonderen Präferenzen. Seine einzige Bedingung bestand darin, dass sie umwerfend attraktiv und intellektuell unbedarft sein mussten.
Sie blickte zu ihm herüber und sah sich mit seinen Augen. Die mollige kleine Maus, die sich ruhig verhielt und seine Wünsche erfüllte. Kein Wunder, dass sie für ihn die perfekte Sekretärin war!
Doch sie hatte sich verändert. Sie sah anders aus, und auch innerlich hatte sich eine ganze Menge getan. Sie war fest entschlossen, einen anderen Weg im Leben einzuschlagen, und wenn sie immer noch für ihn arbeitete, dann nur, weil sie den rechten Zeitpunkt abwartete.
„Ich habe kein Problem damit, für Sie zu arbeiten, Gabriel, weil ich keine Angst vor Ihnen habe. Ich habe lange genug mit Ihnen zu tun gehabt, um zu wissen …“
„Wie man am besten mit mir umgeht …?“
„Wie man Ihren verschiedenen Stimmungen am besten begegnet …“
„Was sehr gut ist.“
Rose erkannte seinen selbstgefälligen Gesichtsausdruck und biss die Zähne zusammen. „Ja, ja, das ist es. Was nicht bedeutet, dass ich nicht ein paar Bedingungen stellen würde,jetzt, wo Sie mich überredet haben, doch weiter für Sie zu arbeiten … Ich möchte nicht, dass Sie vergessen, dass ich mich nur auf dreimonatiger Probebasis darauf eingelassen habe, und in dieser Zeit werde ich jemanden einarbeiten, der meine Stelle ganz übernehmen könnte, sollte ich entscheiden, dass ich gehen will.“
Alles in ihm drängte ihn, ihr zu sagen, dass er sich nicht auf Erpressung einließ, weder emotionaler Art noch sonstiger, doch dann erinnerte er sich an die endlose Reihe unfähiger Vertretungen und schluckte die Worte hinunter.
„Was sind Ihre Bedingungen? Ich dachte, ich hätte den finanziellen Anreiz groß genug gemacht.“
„Genau genommen hat es nichts mit Geld zu tun …“ Rose holte tief Luft und schaute ihn fest an. „Zunächst möchte ich eine angemessene Vorwarnung bekommen, wenn ich lange Überstunden machen soll …“
„Eine angemessene Vorwarnung?“, explodierte Gabriel. „Was genau hatten Sie denn da im Sinn? Eine Woche? Zwei? Einen Monat?“ Er sprang auf und lief mit grimmiger Miene durch den Raum. Die gute Laune, mit der er diesen Tag begonnen hatte, verwandelte sich in eine Frustration, die mit jeder Minute
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