JULIA EXTRA BAND 0269
Sie sehen, kann ich also heute keine Überstunden machen. Es tut mir leid.“
„Ins Theater? Joe? Wer in aller Welt ist Joe?“
„Ich muss jetzt gehen, oder ich komme zu spät.“
„Wer ist dieser Joe?“
„Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Bis Montag, Gabriel!“ Mit diesen Worten flüchtete Rose. Nicht hektisch. Aber doch so rasch, dass Gabriel ihr keine weiteren Fragen stellen konnte.
Erst als sie im Taxi saß, atmete sie erleichtert auf. Wirklich entspannen konnte sie jedoch erst, als sie vor dem Theater ankam und Joe erblickte, der ihr durch die Menge zuwinkte.
Dies war ihr erstes Date, und Rose war noch zwischen Vorfreude und Nervosität hin und her gerissen. Schließlich kannte sie Joe nicht besonders gut. Sie hatten sich rein zufällig vor ein paar Wochen kennengelernt. Rose war zu einem der Colleges auf ihrer Liste gefahren, und während sie hektisch nach der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften suchte, landetesie im völlig falschen Seminarbereich und klopfte dementsprechend auch an die falsche Tür.
Zu ihrem Glück war es die von Joe gewesen, der sich als äußerst sympathisch und hilfsbereit herausstellte und sogar darauf bestand, sie zu einem Kaffee in der Uni-Cafeteria einzuladen.
Zu guter Letzt fand sie dann doch noch die richtige Fakultät, aber der Kurs war nicht ganz das, was sie sich vorstellte. Das College schied damit aus der engeren Wahl aus, aber Joe wollte sie wiedersehen.
Also hatten sie Nummern ausgetauscht und seitdem ziemlich oft telefoniert.
Rose war nicht ganz sicher, was aus dieser Freundschaft erwachsen würde, aber sie wollte Joe auf jeden Fall eine Chance geben.
Und der Abend war ein Erfolg. Beim späten Dinner nach der Theatervorstellung unterhielten sie sich über das wirklich sehr gute Stück und tausend andere Dinge. Ja, Rose stellte zu ihrer Überraschung fest, dass sie Joe sogar von Gabriel erzählte! Nicht von ihren lächerlichen Gefühlen für ihn, das natürlich nicht, aber von seiner unberechenbaren, manchmal nervtötenden Art. Sie musste sich diesbezüglich sogar bremsen, ehe sie ihr Gegenüber noch zu langweilen begann. Daraufhin plauderten sie eine Weile über Joe und was er beruflich machte. Ehe sie sich versah, war es bereits Mitternacht, und er winkte ein Taxi für sie heran.
„Ich schätze, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich dich fragen sollte, ob du es noch einmal wagen willst, meine Gesellschaft zu genießen“, sagte er und küsste sie freundschaftlich auf die Stirn. Das perfekte Ende eines wunderbaren Abends, dachte Rose. Kein Druck in Sachen Sex, keine Aufdringlichkeit. Und er war wirklich süß. Blondes Haar und blaue Augen, an denen sich ein paar Fältchen zeigten, wenn er lächelte, was er oft tat.
„Ich glaube, dazu könnte ich mich überreden lassen …“ Rose lächelte ihn an. „Es war ein sehr schöner Abend.“
„Dann werde ich dich direkt Montag anrufen. Lässt dich dieser Tyrann von einem Chef die Büronummer für private Telefonate nutzen, oder soll ich dich auf dem Handy anrufen?“
„Auf dem Handy …“, entgegnete Rose rasch, während sie ein Bild von Gabriel vor sich sah. „Unbedingt auf dem Handy.“
„Also gut, Cinderella, dann steig jetzt ins Taxi, bevor es ohne dich losfährt. Ich rufe dich morgens an, dann bist du noch nicht bei der Arbeit.“
Das würde er. Neben all seinen positiven Eigenschaften strahlte Joe eine Zuverlässigkeit aus, wie sie sich jede Frau nur wünschen konnte. Na schön, er war kein Mann, bei dem ihr Herz sofort schneller schlug, wenn sie ihn sah, aber dennoch ging sie am Montag heiter und beschwingt zur Arbeit.
Gabriel saß bereits an seinem Schreibtisch. Seine aufgerollten Ärmel und die fehlende Krawatte deuteten an, dass er sich schon geraume Zeit dort befand. Außerdem schien er nicht gerade bester Stimmung zu sein.
Rose entschied, dass sie sich davon nicht die Laune verderben lassen würde. Rasch besorgte sie ihm einen Kaffee, ehe sie zu ihm ins Büro trat. Ihr Lächeln geriet erst ins Wanken, als er aufblickte und sie missmutig anschaute.
„Schön, dass offensichtlich wenigstens einer von uns beiden ein angenehmes Wochenende hatte.“
„Guten Morgen, Gabriel.“ Sie setzte sich ihm gegenüber und zückte Block und Stift, um mit der Arbeit zu beginnen.
Er brummte grimmig.
„Ich habe Ihnen einen Kaffee gebracht. Gibt es irgendetwas ganz Dringendes, was ich tun soll, oder soll ich mich um die E-Mails von Freitag kümmern? Sie dürfen auch nicht vergessen,
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