JULIA EXTRA BAND 0269
durchgedreht. Entschuldige bitte, dass ich unangemeldet hereingeschneit bin.“
„Caroline, was ist los? Wir kennen uns schon so lange und sind gute Freunde. Und daran hat auch Megs Tod im letzten Jahr nichts geändert. Wenn du irgendwelche Probleme hast, kannst du jederzeit mit mir darüber reden. Ich bin für dich da, das weißt du doch.“
Ja, das wusste sie natürlich. Seit dem Tod ihres Vaters war Nicholas Brandon eine wichtige Bezugsperson für sie. Die Freundschaft mit ihm und seiner Frau Meg hatte Caroline ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit gegeben, das sie so lange vermisst hatte. Als ihr Vater gestorben war, hatte sie erkannt, wie sehr sie sich nach der Zuneigung sehnte, die er ihr nicht hatte geben können. Und ihre Mutter natürlich auch nicht, denn sie war schon lange tot. Nicholas und seine Frau hatten Caroline sehr in ihrem Entschluss bestärkt, wieder in ihr früheres Zuhause zurückzukehren. Jack Fitzgerald wurde jedoch nie erwähnt. Sie hatte nicht mit ihnen darüber geredet, dass sie sich als Sechzehnjährige hoffnungslos in ihn verliebt hatte und ihm überallhin gefolgt wäre, wenn er es gewollt hätte.
Aber das war nicht der Fall gewesen. Er war damals von der Idee besessen, mehr aus seinem Leben zu machen als seine Eltern und es zu etwas zu bringen. Nach den Ereignissen, die sein und Carolines Leben für immer verändert hatten, war er nach Amerika gegangen, um dort sein Glück zu finden. Weshalb war er jetzt zurückgekommen?
Bei ihrer letzten Zusammenkunft damals hatte er sie zutiefst verletzt. Er erklärte, er würde nie wieder nach Englandzurückkehren und hasse sie für alles, was sie ihm angetan hatte. Sie hatte ihm jedes Wort geglaubt und war überzeugt gewesen, dass es nie wieder zu einer Versöhnung kommen würde. Die heutige Begegnung hatte ihr bewiesen, dass er seine Einstellung zu ihr nicht geändert hatte.
„Das weiß ich zu schätzen, Nicholas. Aber ich habe eigentlich gar keine Probleme. Ich bin nur etwas schockiert, das ist alles“, erwiderte sie, ohne ihn anzusehen.
„Warum bist du schockiert?“
„Jemand aus der Vergangenheit ist mir über den Weg gelaufen.“ Ich habe ihn einmal so sehr geliebt, dass ich mich Tag und Nacht nach ihm gesehnt habe, fügte sie insgeheim hinzu.
„Handelt es sich dabei vielleicht um einen ehemaligen Freund?“ Nicholas setzte sich auf die Schreibtischkante. „Du bist sehr aufgewühlt, Liebes. Offenbar hat dieser Mensch dir einmal viel bedeutet.“
„Er war nicht mein Freund.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Jedenfalls nicht … offiziell.“
Sie hatte die Beziehung mit Jack geheim halten müssen, weil ihr Vater mit der Freundschaft nicht einverstanden gewesen war und ihr den Umgang mit Jack verboten hatte. Er kam nicht aus ihren Kreisen, er war der Sohn eines Alkoholikers, und ihr Vater erwartete von ihr als seiner einzigen Tochter, dass sie in ihrem Umgang wählerischer war.
Drei Monate später, sie war gerade siebzehn geworden, stellte sie fest, dass sie schwanger war. Sie musste mit ihrem Vater reden und zugeben, dass sie Jack heimlich getroffen hatte.
Da Jack vorhatte, den Ort zu verlassen und in einer Großstadt Karriere zu machen, wie er es ausdrückte, wollte Caroline ihm nicht im Weg stehen. Außerdem betonte er immer wieder, er würde sich von nichts und niemandem aufhalten lassen. Sie wusste, wie schwierig sein Leben war, und wünschte sich für ihn und seine Zukunft nur das Allerbeste. Deshalb hatte sie dem Druck ihres Vaters nachgegeben, der vor Zorn gewütet und getobt hatte, und die Schwangerschaft abbrechen lassen.
Als sie es Jack erzählte, schlug seine Liebe zu ihr in Hass um. Er hatte ihr versichert, er würde ihr niemals verzeihen, und erklärte, er wolle sie nie wiedersehen.
Heute hatten sie sich nach siebzehn Jahren wiedergesehen, doch verziehen hatte er ihr nicht.
„Geht es um Jack Fitzgerald?“
Caroline sah Nicholas entsetzt an und wurde blass. „Du weißt von ihm?“
„Dein Vater war mein bester Freund, Liebes. Natürlich weiß ich, dass du in den Jungen sehr verliebt warst.“
Der „Junge“ war damals schon zwanzig gewesen, und jetzt war er siebenunddreißig, drei Jahre älter als Caroline. Er war noch genauso attraktiv, trotz der Falten auf seiner Stirn und des bitteren Zuges um seine Lippen. Allzu gut erinnerte sie sich daran, wie leidenschaftlich und sinnlich er sie damals geküsst hatte, und sie stöhnte laut auf.
„Weißt du etwa alles?“
„Ja, ich weiß von der
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