JULIA EXTRA BAND 0269
zurückwich. „Hat Ihnen Ihr Freund, dieser gute anständige Mensch, auch erzählt, wie sehr er seine eigene Tochterverletzt und misshandelt hat? Wahrscheinlich nicht.“
„Wovon reden Sie?“, fragte Nicholas mit wachsendem Unbehagen. „Charles hat Caroline geliebt. Niemals hätte er sie absichtlich verletzt oder ihr Schmerzen zugefügt. Wenn Sie jedoch die Abtreibung meinen, muss ich sagen, es war das Beste für sie. Als er mit mir über seine Entscheidung sprach, habe ich ihm zugestimmt. Damals hätte eine Schwangerschaft Caroline zu sehr belastet und ihr Leben zerstört. Außerdem wusste Charles, dass Sie kein Mensch sind, der in einem solchen Fall zu seiner Tochter gestanden hätte. Sie hatten ja einen mehr als zweifelhaften Ruf, Fitzgerald.“
Offenbar hatte dieser aufgeblasene Kerl, was die Abtreibung betraf, mit Carolines Vater unter einer Decke gesteckt. Dieser Gedanke machte Jack so wütend, dass er nahe daran war, die Beherrschung zu verlieren.
„Was, zum Teufel, wissen Sie denn schon über mich, um sich ein Urteil anmaßen zu können? Sie haben doch noch nie in Ihrem Leben Not gelitten. Oder mussten Sie sich jemals die Hände schmutzig machen oder hatten nicht genug zu essen? Aber davon abgesehen, wie können Sie es wagen, hier aufzutauchen und zuzugeben, dass Sie mit Carolines Vater gemeinsame Sache gemacht haben, um sie dazu zu bringen, das Kind abtreiben zu lassen? Wie konnten Sie die Unverschämtheit besitzen, solch eine Entscheidung über ihren Kopf hinweg zu fällen?“
„Behaupten Sie jetzt nicht, Sie seien glücklich darüber gewesen, Vater zu werden“, stieß Nicholas verächtlich hervor. „Wahrscheinlich waren Sie froh und dankbar, dass die Sache so diskret geregelt wurde. Sie konnten verschwinden und brauchten keine Gewissensbisse zu haben, Caroline alles ganz allein ausbaden zu lassen.“
Jacks Miene wurde eisig. Er kniff die Augen zusammen und blickte den anderen Mann kalt und hart an. „Wissen Sie, dass Sie großes Glück haben? Wenn ich nicht der Meinung wäre, Sie seien die Mühe und den Ärger nicht wert, würde ich Ihnen alle Knochen brechen, Brandon. Aber wenn ich mich zu so etwas herabließe, wäre ich genauso schlecht wie Carolines Vater.“
„Was wollen Sie damit sagen?“ Nicholas war plötzlich sichtlich nervös, und sein Blick flackerte verunsichert. „Charles hat nie einem Menschen Gewalt angetan!“
„An dem Abend, als Caroline ihm erzählt hat, sie sei schwanger, hat er sie zusammengeschlagen.“
„Wer hat Ihnen denn diese Lüge aufgetischt?“
„Caroline selbst. Trauen Sie ihr etwa zu, so etwas zu erfinden? Wenn Sie Caroline wirklich kennen, wissen Sie, dass sie nicht lügen kann. Vielleicht sagt sie höchstens einmal die Unwahrheit, um jemanden, den sie liebt, zu schützen. Sie hatte einen riesigen blauen Fleck im Gesicht, als sie damals zu mir kam, um mir zu sagen, dass sie das Kind hatte abtreiben lassen. Auf meine Frage hat sie erklärt, sie hätte nicht aufgepasst und sich gestoßen. Wissen Sie was, Brandon? Wir alle haben sie im Stich gelassen. Was sind wir doch für feine Menschen!“ Jacks Augen waren dunkel vor Zorn und Trauer. Er warf dem Arzt einen letzten mitleidigen Blick zu, dann drehte er sich um und ging zurück zum Haus.
Caroline hatte Nicholas’ Einladung zum Abendessen in dem mexikanischen Restaurant, das erst kürzlich eröffnet worden war, angenommen. Sie hatte ihn angerufen und erklärt, sie müsse mit ihm reden. Daraufhin hatte er darauf bestanden, mit ihr essen zu gehen. Das Restaurant hatte er selbst vorgeschlagen, was Caroline überraschte, denn Nicholas war ein sehr konservativer Mensch und konnte sich normalerweise nicht für die Küche fremder Länder begeistern.
Als Caroline ihre Verwunderung über seine Wahl zum Ausdruck brachte, hatte Nicholas lakonisch geantwortet: „Vielleicht bin ich zu festgefahren und unbeweglich und sollte öfter etwas Neues ausprobieren. Man behauptet, es hält jung.“
Ihr war sogleich klar gewesen, dass er ihr einen Gefallen tun wollte. Sie war jedoch froh, dass sein Verhalten ihr gegenüber sich nicht verändert hatte. Offenbar konnten sie weiterhin so freundschaftlich miteinander umgehen wie bisher, obwohl sie seinen Heiratsantrag abgelehnt hatte. Das erleichterte sie ungemein. Nicholas schien nicht nachtragend zu sein. Um ihren neu erwachten Optimismus und den Entschluss, das Leben wieder zu genießen, zu unterstreichen, zog sie einen in warmen Rot- und Beigetönen gemusterten Rock an, dazu
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