JULIA EXTRA BAND 0269
immer noch liebst. Aber deswegen würde ich dir niemals die Freundschaft aufkündigen, damit würde ich mir nur selbst schaden. Wenn ichwirklich der gute Freund bin, für den ich mich gehalten habe, wünsche ich mir nichts anderes, als dass du glücklich wirst, Caroline. Wir lassen alles so, wie es ist, einverstanden? Und jetzt sollten wir endlich etwas bestellen. Was möchtest du essen?“
Jack lief unruhig in seiner Hotelsuite hin und her. Er wollte Caroline unbedingt sehen. Aber als sie gestern gegangen war, hatte sie so entschlossen gewirkt, wie er sie noch nie erlebt hatte. Offenbar war sie geradezu besessen von der Idee, ein neues Leben anzufangen, in dem kein Platz für ihn war. Nachdem sie so ein Geheimnis um ihre Zukunftspläne gemacht hatte, musste er befürchten, sie würde die Stadt verlassen, ohne ihn zu informieren. Nein, das ist sehr unwahrscheinlich, überlegte er, nachdem er sich beruhigt hatte. Immerhin musste sie sich um das Haus und ihr Geschäft kümmern. Sie konnte nicht einfach ihre Sachen packen und verschwinden. Oder etwa doch?
Während er über die Konfrontation mit Nicholas Brandon nachdachte, hätte er am liebsten mit irgendetwas um sich geworfen. In der luxuriösen Suite standen mehrere Gegenstände, die gut dafür geeignet wären. Aber Jack dachte an seinen Blutdruck. Er schadete sich nur selbst, wenn er sich über diesen aufgeblasenen Kerl aufregte. Seine Gesundheit war ihm wichtiger, er wollte sie nicht wegen jemandem wie Brandon ruinieren. Wenn der Mann sich von Caroline fernhielt, war Jack zufrieden.
Und wenn er es nicht tut?, überlegte er und fluchte vor sich hin. Dann fuhr er sich mit den Fingern durch das dunkle Haar, das schon reichlich zerzaust war. Reiß dich zusammen, ermahnte er sich. Er wusste doch, was er tun musste.
Er hätte in die Luft gehen können bei der Erinnerung an das, was Caroline ihm über ihren Vater erzählt hatte. Es war niederschmetternd, was der Mann seiner Tochter angetan hatte, nachdem sie mit ihm über die Schwangerschaft geredet hatte. Jack wünschte nicht zum ersten Mal, er wäre damals bei ihr geblieben, um sie zu beschützen und sie zu überreden, mit ihm zu kommen und zusammen ein neues Leben zu beginnen. Stattdessen hatte er ihr heftige Vorhaltungen gemacht, ihr die Schuld an allem gegeben und sie dann verlassen. Dabei war sie erst siebzehn gewesen, ein unschuldiges Mädchen. Und jeder aus ihrer nächsten Umgebung hatte sie im Stich gelassen, allen voran Jack. Wieder und wieder quälte er sich mit diesen Selbstvorwürfen.
Als sie gestern bei mir war, hätte ich handeln müssen, gestand er sich ungeduldig ein. Aber aus Angst vor den Folgen hatte er viel zu lange gezögert. Plötzlich blieb er stehen, griff nach der Lederjacke und stürmte zur Tür hinaus zum Aufzug.
Gleich darauf saß er in seinem Wagen, um zu Carolines Haus zu fahren. Kurz bevor er sein Ziel erreicht hatte, sah er sie aus einem mexikanischen Restaurant kommen und war so verblüfft, dass er beinahe den Bordstein gerammt hätte. Ihr Begleiter war kein anderer als Nicholas Brandon persön-lich, der die Hand besitzergreifend auf ihren Rücken legte, um Caroline über die Straße zu geleiten.
Eifersucht und Wut kochten in Jack hoch und raubten ihm fast den Atem. Im ersten Moment wollte er aus dem Auto springen, hinter den beiden herlaufen und dem Mann die Abreibung verpassen, die er verdiente. Weshalb ging Caroline mit ihm aus? Sie gehört zu mir, ist ihr das denn nicht klar?
Doch er gab dem Impuls nicht nach und entschloss sich, in eine Parklücke zu fahren und abzuwarten. An die Möglichkeit, Caroline würde vielleicht mit dem Arzt die Nacht verbringen, wollte er nicht denken. Wenn sie das wirklich vorhatte, musste er es verhindern.
Glücklicherweise hatte er die Situation richtig eingeschätzt. Nicholas brachte Caroline bis zur Haustür, küsste sie zum Abschied flüchtig auf die Wange, dann stieg er in seinen Wagen und fuhr davon.
Als sie den Schlüssel ins Schloss steckte, stieg Jack aus, schlug die Wagentür zu und eilte über die Einfahrt.
„Caroline“, brachte er atemlos hervor.
Sie wirbelte herum. „Jack! Was machst du denn hier?“, fragte sie überrascht und verwirrt.
„Ich musste dich sehen.“
„Warum?“
„Das möchte ich nicht hier draußen mit dir besprechen. Schließ die Tür auf, und lass uns ins Haus gehen.“
„Aber du …“
„Mach die verdammte Tür auf, Caroline!“ Kurz entschlossen drehte er den Schlüssel im Schloss herum, öffnete die
Weitere Kostenlose Bücher