JULIA EXTRA BAND 0269
Boutique für dich leer gekauft, und du trägst jeden Tag dieselbe Hose und ein Top.“
Sie errötete und blickte unsicher an sich hinunter. „Die Outfits, die du gekauft hast, sind wunderschön. Vielen Dank. Aber ich verstehe nicht so viel von modischer Kleidung.“
Er legte ihr die Hand unters Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Warum hast du so wenig Selbstvertrauen?“
„Oh … Ich weiß, dass ich nicht schön bin. Und es liegt mir nicht, mich vorteilhaft zu kleiden. Meine Mutter war immer entsetzt, wenn sie mich betrachtete. Was ich auch anhatte, sie verdrehte die Augen und erklärte, ich würde schrecklich aussehen.“
„Die Familie ist für vieles verantwortlich.“
„Deine auch?“
Nikos dachte an seinen Vater und verzog das Gesicht. „Wie die meisten anderen Menschen komme auch ich nicht aus einer intakten Familie.“
„Du hast mir nie etwas über deine Familie erzählt.“
Ihm wurde bewusst, dass er nahe daran gewesen war, mit ihr über Dinge zu sprechen, die er noch niemandem anvertraut hatte. Aber weshalb wollte er sich ausgerechnet mit Tiffany Littlewoods Schwester über seine Familie unterhalten?
„Da gibt es nicht viel zu erzählen. Wenn du möchtest, werde ich eine Bekannte aus Athen bitten, dich in Modefragen zu beraten.“
„Würdest du das für mich tun?“
„Warum nicht?“ Gleichgültig zuckte er mit den Schultern. „Es ist in meinem eigenen Interesse.“
„Danke. Eine Beratung wäre sicher sehr hilfreich.“ Angie lächelte unsicher. Doch dann nahm sie seine Hand und zog ihn weiter, wie um ihm zu beweisen, dass ihr eigentliches Interesse ganz anderen Dingen galt.
Ihre Begeisterung für die Antike war ansteckend. Immer wieder musste er sich daran erinnern, dass er nur hier war, damit Angie nicht Dimitris Einladung annahm.
„Die Palastanlage ist mehrere Male durch Erdbeben zerstört worden“, erklärte er.
„Und wiederaufgebaut worden. Komm mit, und sieh dir das an. Hier hat man die Minotaurus-Sage dargestellt, oder?“ Lächelnd blickte sie ihn an.
„Ja.“ Wieder einmal fiel ihm auf, wie tiefblau ihre Augen waren. Wenn sie über Archäologie oder Mythologie redete, war sie ein anderer Mensch, viel selbstbewusster und lebendiger.
„Als Kind war es meine Lieblingssage“, fügte sie hinzu. Ihr war offenbar nicht bewusst, dass sie die Hand auf seinen Arm gelegt hatte.
„Ich kann mir gut vorstellen, wie du in deinem Zimmer in die Bücher vertieft warst.“
Sie errötete und zog die Hand zurück. „Du hast recht, ich habe viel Zeit in meinem Zimmer und in der Schulbücherei verbracht. Ich war gern allein.“
Im Gegensatz zu ihrer Schwester, die ein echtes Partygirlgewesen war, dachte er. Doch sofort mahnte er sich, nicht zu vergessen, dass Angie das Verhalten ihrer Schwester billigte und entschuldigte.
„Wir sollten zurückfahren.“ Er blickte auf die Uhr. „Heute Abend gehen wir aus.“
„Fein.“ Sie strahlte übers ganze Gesicht.
„Wenn du hoffst, Dimitri wiederzusehen, muss ich dich enttäuschen. Er wird nicht kommen.“
„Ach, das macht nichts. Ich freue mich darauf, andere Freunde und Bekannte von dir kennenzulernen.“
„Ich dachte, so etwas liegt dir nicht.“
„Das stimmt auch. Meist ist die Unterhaltung auf Partys und anderen Veranstaltungen viel zu oberflächlich, und ich fühle mich fehl am Platz. Aber auf der Benefizveranstaltung vorige Woche habe ich mich wohlgefühlt. Die Leute waren ausgesprochen nett.“
Nikos erinnerte sich daran, dass viele seiner früheren Freundinnen sich auf ähnlichen Veranstaltungen gelangweilt hatten. „Heute Abend haben wir es mit Bankern zu tun.“
„Gut.“ In diesem Moment erblickte sie etwas hinter einer Säule. „Oh bitte, können wir uns noch dieses Ausstellungsstück ansehen?“ Ohne seine Antwort abzuwarten, zog Angie ihn in einen anderen Teil des Palasts, und Nikos wunderte sich erneut über die Diskrepanz zwischen Angie, der schüchternen jungen Frau, die wenig von Mode verstand, und Dr. Angelina Littlewood, deren Begeisterung für die Antike einfach ansteckend war.
Angie hatte sich selten so wohlgefühlt wie an diesem Tag. Nikos hatte sich als interessierter und angenehmer Gesellschafter erwiesen und sie mit seinen profunden Kenntnissen über die Antike beeindruckt.
Ihr Bild von ihm geriet mehr und mehr ins Wanken. Und auf der Rückfahrt fragte sie sich nicht zum ersten Mal, weshalb er sich überhaupt mit Tiffany eingelassen hatte. Ihre Schwester war attraktiv gewesen, da gab es keinen
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