JULIA EXTRA BAND 0269
spät.“
Nachdenklich folgte sie ihm zum Wagen. Was hatte er damit gemeint, sie kenne nicht alle Fakten? Am liebsten hätte sie ihn gefragt, was die Bemerkung bedeutete. Doch ihre Beziehung war so kompliziert und schwierig, dass sie keine Auseinandersetzung riskieren wollte. Also entschied sie sich zu schweigen.
Nach einer halbstündigen Fahrt hielt er an.
„Wo sind wir?“
„Vor dem Museum“, antwortete Nikos. „Lächle bitte. Man wird die Kameras auf uns richten.“
Während er ihr beim Aussteigen half, ging zu ihrem Entsetzen das Blitzlichtgewitter los.
„Komm, beeil dich. Wir sind sowieso schon zu spät. Vergiss nicht zu lächeln“, forderte er sie auf, während er wie selbstverständlich ihre Hand nahm. „Die Reporter haben keinen Zutritt. Es ist eine private Veranstaltung.“
„Was für eine?“
„Es sollen Sponsoren gefunden werden.“ Ohne die Presse zu beachten, führte er sie in das Museum und dann in einen Saal, der beinahe bis auf den letzten Platz besetzt war. Alle Anwesenden drehten sich neugierig zu ihnen um, als sie hereinkamen.
„O nein …“, stammelte Angie beim Anblick der vielen Menschen.
„Du musst lächeln.“ Völlig unbekümmert zog Nikos sie an sich und küsste sie.
Sekundenlang vergaß sie alles um sich her. Doch als er den Kopf hob, wurde ihr bewusst, dass sie noch mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten. „Warum hast du das gemacht?“
„Um die Leute daran zu erinnern, dass wir frisch verheiratet sind“, erklärte er selbstzufrieden. „Jetzt vermuten alle, wir hätten uns nur deshalb verspätet, weil wir erst noch fantastischen Sex hatten.“
„Wie schrecklich! Erstens stimmt es gar nicht, und zweitens ist es peinlich.“
„Wenn du nicht plötzlich angefangen hättest, über deine Schwester zu reden, hätten wir Sex gehabt.“
„Ich möchte jetzt nicht über meine Schwester reden.“
„Gut. Ich nämlich auch nicht.“ Nikos führte sie an denTisch, an dem zwei Plätze für sie reserviert waren, und stellte sie den Tischnachbarn vor.
Nachdem sie sich hingesetzt hatten, nahm Angie dankbar ein Glas Champagner entgegen und hoffte dadurch, sich etwas zu entspannen. Allzu sehr war sie sich der neugierigen und interessierten Blicke bewusst.
Die Gespräche drehten sich um Finanzen und Finanzmärkte, und sie hatte nicht viel dazu beizutragen. Alle wollten Nikos’ Meinung hören, was Angie in der Überzeugung bestärkte, dass er hier der wichtigste Mann war.
„Du bist heute Abend so still“, stellte Nikos auf einmal fest. „Vermisst du Dimitri?“
Sein Sarkasmus verletzte sie. „Es war interessant, mit ihm zu reden, und er war nett zu mir.“
„Nett? Inwiefern?“ Nikos runzelte die Stirn.
„Er hat sich mit mir unterhalten und mir das Gefühl gegeben, ich hätte auch etwas Intelligentes zu sagen.“
Sekundenlang sah er sie an. „Und diese Leute hier geben dir dieses Gefühl nicht.“
„Bis jetzt nicht.“ Sie errötete und zauberte ein Lächeln auf die Lippen. „Es sind offenbar Geschäftsfreunde von dir, alle scheinen nur an deiner Meinung interessiert.“
„Sieht es so aus?“, fragte er belustigt.
„Entweder bist du allwissend, oder sie wollen etwas von dir“, erklärte sie betont unbekümmert. „Ich wette, Letzteres ist der Fall. Im Übrigen fragen sich alle, warum du mich geheiratet hast.“ Warum sie sich darüber ärgerte, war ihr unbegreiflich.
Sein Lächeln wirkte ungemein verführerisch. „Du irrst dich, mein Liebling. Sie brauchen dich nur anzusehen, dann wissen sie genau, warum ich dich geheiratet habe. Du bist auch heute Abend wieder hinreißend schön.“
Ihr Herz fing an zu rasen. Es müsste mir egal sein, was er von mir hält, dachte sie. Doch seine Bemerkung versetzte sie in Hochstimmung. Rasch wechselte sie das Thema. „Was wollen die Leute von dir? Geld?“
„Will das nicht jeder von mir?“ Er unterdrückte ein Gähnen und legte die Serviette auf den Tisch.
„Findest du das nicht ermüdend? Sehnst du dich nicht danach, mit Menschen zusammen zu sein, die dir nicht nach demMund reden, sondern dir klar und deutlich sagen, was sie von dir halten?“
„So wie du?“ Unvermittelt stand er auf und reichte ihr die Hand. „Komm, wir schauen uns das Museum an.“
„Dürfen wir das denn?“
„Natürlich. Es wird dir gefallen.“
Sie folgte ihm, und während er sie durch das Museum führte, zeigte sich sein umfangreiches Wissen über antike Kunst.
„Hast du Archäologie studiert?“
„Nein. Zuerst habe ich
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