JULIA EXTRA BAND 0269
handeln würde. So ist er. Er weiß, was er will.“
„Oh …“
„Ich bin sehr erleichtert, dass es so gekommen ist. Eine Zeit lang habe ich mir große Sorgen gemacht. Er hat uns zuliebe auf so vieles verzichtet.“
So kenne ich ihn nicht, schoss es Angie durch den Kopf. „Wirklich?“
„Ja. Ich darf gar nicht daran denken. Da war diese sehr junge Frau …“ Sie erbebte und nahm das Glas in die Hand. „Sie war sehr schön.“
Obwohl es ein warmer Tag war, fröstelte Angie. Ihr war klar, von wem Eleni redete, und sie hätte ihr am liebsten sofort verraten, dass diese junge Frau ihre Schwester war. Aber sie brachte die Worte nicht über die Lippen.
„Kaum ein Mann konnte ihr widerstehen“, fuhr Eleni wehmütig fort. „Das konnte ich gut verstehen. Ich war sehr besorgt um Nikos.“
„Er ist doch alt genug, um auf sich selbst aufzupassen“, entgegnete Angie aufgebracht. „Warum hätte er keine Affäre mit ihr haben sollen?“
„Nikos hatte keine Affäre mit der jungen Frau …“ Eleni zögert einen Moment, bevor sie fortfuhr. „… sondern mein Mann Aristoteles.“
„Dein Mann?“, wiederholte Angie fassungslos.
„Was das betrifft, ist mein Mann nicht sehr treu. Während unserer Ehe hatte er mehrere …“ Sie verstummte und lächelte freudlos. „Die Einzelheiten erspare ich dir lieber. Er ist immer zu mir zurückgekommen, und das war das Wichtigste. Doch dieses eine Mal war es anders. Die Frau war anders als die anderen, sie war kalt und berechnend, und sie wusste genau, was sie wollte. Sie wollte meinen Mann heiraten.“
„Wie bitte? Sie wollte deinen Mann heiraten?“ Angie war entsetzt.
„Aristoteles hätte natürlich merken müssen, was für eine Frau sie war. Aber er tat es nicht. Ich hatte große Angst. Wenn Nikos nicht …“ Sie trank einen Schluck Wein. „Beinahe hätte ich es ihm nicht erzählt, weil ich ihn nicht beunruhigen wollte. Als ich feststellte, dass der Diamant verschwunden war, habe ich befürchtet …“
„Hat sie ihn gestohlen?“
Eleni schüttelte den Kopf. „Er war verschwunden, und ich habe befürchtet, Aristoteles hätte ihn ihr geschenkt. Er bedeutet viel in unserer Familie. Wenn mein Mann ihn ihr gegeben hätte, hätte ich damit rechnen müssen, dass …“
„Dass er die Frau heiraten wollte?“
„Ja. Glücklicherweise hatte ich mich geirrt. Nikos hatte den Diamanten an sich genommen. Mein Mann hatte ihn gebeten, ihn reinigen und die Fassung prüfen zu lassen. Und dann hat Nikos ihn in den Safe gelegt und vergessen.“
Angie kam sich wie eine Betrügerin vor. Sie saß hier und hörte sich das alles an, ohne Eleni die Wahrheit zu sagen. Jetzt begriff sie endlich, warum Nikos das Schmuckstück unbedingt hatte zurückhaben wollen. Er hatte seine Mutter angelogen, um sie vor weiterem Kummer zu beschützen. „Dann war es deinem Mann nicht ernst mit dieser Frau, oder?“
„Für mich war es enorm wichtig zu wissen, dass Aristoteles ihr den Diamanten nicht gegeben hatte“, erklärte Eleni. „Dennoch habe ich befürchtet, es sei mehr als eine kurze Affäre. Schließlich mischte Nikos sich ein. Er hat so getan, als interessierteer sich für die junge Frau und konnte sie seinem Vater abspenstig machen. Damit bewies er, was er von Anfang an vermutet hatte: Die Frau war nie wirklich an Aristoteles interessiert, sondern nur an seinem Geld.“
„War sie wirklich so berechnend?“ Angie konnte nicht glauben, was sie da hörte.
„Leider ja. Dann passierte dieser schreckliche Unfall. Nikos hat es dir bestimmt erzählt, obwohl er sich nicht gern daran erinnert. Er war an dem Tag gar nicht da, trotzdem fühlt er sich dafür verantwortlich.“
„Er war nicht da?“, wiederholte Angie verblüfft.
„Einen Tag vor ihrem Tod hatte er die Beziehung für beendet erklärt. Doch die junge Frau wollte das nicht akzeptieren und tauchte aufgewühlt und zornig am nächsten Abend in seiner Villa auf. Nikos war jedoch auf einer Konferenz in der Stadt. Seine Hausangestellten haben sofort gemerkt, dass sie betrunken war, und haben ihn angerufen. Als er eintraf, war sie schon tot, und die Polizei war da.“ Eleni schloss für einen Moment die Augen. „Glücklicherweise konnte von Anfang an ausgeschlossen werden, dass Nikos etwas mit dem Unfall zu tun hatte. Die Sache erregte jedoch viel Aufsehen. Mein Sohn tat alles, um Ariadne und mich zu schützen. Und er hat meinen Mann völlig herausgehalten, sein Name wurde in dem Zusammenhang nie erwähnt. Nikos hat sich großartig
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