JULIA EXTRA BAND 0269
Schwester nicht gehört“, bekräftigte er.
„Dennoch hat sie ihn bei ihrem Tod getragen. Die Tatsachen sprechen für sich selbst.“
Er fluchte auf Griechisch vor sich hin. Offenbar war er überzeugt, Angie würde es nicht verstehen.
Beim Auskundschaften ihres persönlichen Hintergrunds war ihm wohl entgangen, dass sie fließend griechisch sprach. Sie empfand es als Genugtuung, dass er die Beherrschung verlor.
Schließlich blickte er Angie durchdringend an. „Es ist ungeheuer wichtig für meine Familie, den Diamanten zurückzubekommen. Das müssen Sie verstehen.“
Soll ich ihm verraten, dass ich Griechisch spreche?, überlegte sie, entschied sich jedoch dagegen. „Und Sie müssen verstehen, dass der Tod meiner Schwester ungeheuer wichtig für meine Familie ist.“ In ihren Augen schimmerten Tränen. „Wissen Sie, was uns beide unterscheidet, Mr. Kyriacou? Sie interessieren sich nur für materielle Dinge, während für mich die Menschen im Vordergrund stehen. Ich hatte zunächst geglaubt, Sie seien gekommen, um etwas zu erklären und um Verzeihung zu bitten. Aber Sie fordern nur ein wertvolles Schmuckstück zurück.“
In seinen Augen blitzte es zornig auf, und ein harter Zug lag um seine Lippen. Er wirkte wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Es war Zeit, das Gespräch zu beenden.
Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm Angie ihre Tasche und ging zur Tür. „Vielen Dank für den Besuch, Mr. Kyriacou. Es war eine aufschlussreiche Unterhaltung.“
Angie kämpfte sich durch den Regen und die überfüllte U-Bahn. Zu Hause erwartete sie eine unheilvolle Stille. Im Wohnzimmer entdeckte sie die leere Sherryflasche, und ihr war alles klar. Wahrscheinlich lag ihre Mutter im Bett und schlief ihren Rausch aus.
Erschöpft nach der Begegnung mit Nikos Kyriacou, zog Angie den Mantel aus und stieg die steile Treppe hinauf, die zum Dachboden führte. Dort hatte ihre Mutter den Koffer mit Tiffanys persönlichen Sachen, den man ihnen aus Griechenland geschickt hatte, ungeöffnet abgestellt.
Dass ihre Mutter ihn nicht angerührt hatte, konnte sie gut verstehen. Auch ihr, Angie, fiel es unglaublich schwer.
Mit einem tiefen Seufzer kniete sie sich vor den Koffer, öffnete die Verschlüsse und nahm dann wehmütig ein Kleidungsstück nach dem anderen heraus. Plötzlich hielt sie inne. Ganz unten funkelte etwas in dem schwachen Licht, das durch das Dachfenster hereinfiel. Es war eine Halskette mit einem Diamanten. Wie in Trance nahm sie sie in die Hand und spürte, wie schwer sie war. Unvermittelt traten ihr Tränen in die Augen, und sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
„Ich vermisse dich, Tiffany“, wisperte sie.
„Was hast du da?“, erklang in diesem Moment die Stimme ihrer Mutter hinter ihr.
Angie zuckte überrascht zusammen. „Es gehört Nikos Kyriacou und seiner Familie“, erwiderte sie und begann langsam, die Sachen ihrer Schwester in den Koffer zurückzulegen. „Ich wollte es dir nicht sagen, aber er war heute bei mir im Museum und hat die Halskette zurückverlangt.“ Mehr brauchte ihre Mutter nicht zu wissen.
„Hat meine Tochter diese Kette getragen, als sie gestorben ist? Es ist der Brandizi-Diamant.“
„Du kennst ihn?“, fragte Angie verblüfft.
„Natürlich. Aristoteles Kyriacous Frau Eleni trägt ihn manchmal in der Öffentlichkeit.“
„Ah ja?“ Nervös ließ sie die Kette durch ihre zittrigen Finger gleiten. „Ich muss das Schmuckstück der Familie Kyriacou zurückgeben“, erklärte sie leise, obwohl sie sich nichts sehnlicher wünschte, als die Kette zu behalten. Schließlich war sie das letzte Erinnerungsstück an ihre Schwester.
„Nein! Wir sollten den Diamanten behalten!“, protestierte Gaynor Littlewood in diesem Moment.
Angie sah sie mitfühlend an. „Weil er zu Tiffany gehört hat?“
„Natürlich nicht.“ Ihre Mutter warf ihr einen ungeduldigenBlick zu. „Sondern um uns an dem gemeinen Kerl zu rächen!“
„Das ist unmöglich, Mom.“
Ihre Mutter schien jedoch anderer Meinung. „Ich kann kaum glauben, dass meine Tochter diese Kette getragen hat“, sagte sie jetzt stolz und beinahe ehrfürchtig.
Ärgerlich und fassungslos sah Angie sie an. „Nikos Kyriacou hat ihn Tiffany nur gegeben, weil sie Sex miteinander hatten, Mom“, erklärte sie und richtete sich auf. „Darauf brauchst du nicht stolz zu sein.“
„Er hat ihn ihr gegeben, weil er sie heiraten wollte.“
Angie blieb stehen. „Wie bitte?“
„Ich habe einmal in einer Zeitschrift ein
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