JULIA EXTRA BAND 0269
Außerdem ist es nicht wirklich eine Farm“, fügte sie hinzu. „Es ist mehr ein Hof mit drei Hektar Land und einigen Scheunen und Gewächshäusern.“
„Und dieser … Nachbar, der dir hilft, was macht er?“
„Jack gehört das angrenzende Land, und er führt eine echte Farm. Er war immer gut zu uns, seit unsere Eltern gestorben sind.“
„Du meinst, er war gut zu dir.“
Rachel blickte ihn an. „Warum dieser Unterton?“
„Ich glaube, darüber möchte ich nicht sprechen“, gestand er.
„Na prima“, erwiderte sie, schlug den Kragen ihres Mantels hoch und lehnte sich in ihrem Sitz zurück.
Er lachte leise. „Sie sind leicht reizbar, Miss Carmichael.“
„Und Sie sind widerlich, Signor .“
„Weil ich laut ausspreche, wie sehr mir die Art und Weise missfällt, mit der deine Geschwister dich behandeln?“
„Nein. Sie sind widerlich, weil Sie eben so sind.“
„Auch im Bett?“
Rachel antwortete nicht.
„Vielleicht ist dir dieser Jack im Bett lieber, weil er ja so gut zu dir ist?“Er fischte bloß nach Informationen. Soll er doch, dachte sie. „Vielleicht“, meinte sie und lächelte. „O, verflixt, da ist unsere Ausfahrt.“
Raffaelle bremste heftig und steuerte den Wagen in einem gewagten Manöver in Richtung der Autobahnabfahrt.
„Wohin jetzt?“, fragte er.
Kurz angebunden erteilte sie ihre Anweisungen, was lediglich dazu führte, dass die Anspannung zwischen ihnen noch wuchs.
Endlich bogen sie in den Privatweg ein, der direkt zu der Farm führte. Rechts und links erstreckten sich Felder, die bereits gepflügt waren und jetzt auf die Aussaat warteten. Vor ihnen erhob sich das alte Farmhaus, von jeweils einer Scheune flankiert. Im Hintergrund glitzerte das Glas der Gewächshäuser in den Strahlen der Frühlingssonne.
Vor dem Haus parkte Rachels schlammbespritzter Jeep, daneben stand ein großer Range Rover. Raffaelle hielt den Ferrari in der Mitte des Vorplatzes an, schaltete den Motor ab und stieg aus, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Rachel folgte ihm etwas langsamer.
Plötzlich wurde die Tür des Hauses aufgerissen. Ein Mann stand auf der Schwelle – ein großer, kräftiger Mann in braunen Cordhosen und einer Fleecejacke. Er war Mitte fünfzig und hatte seinen eisigen Blick auf Raffaelle gerichtet.
„Jack“, murmelte Rachel und spürte, wie Raffaelle sich neben ihr versteifte.
Als sie zu dem anderen Mann ging und ihn umarmte, sah er ihr nach. Er versuchte zu entscheiden, ob er ihn schlagen wollte, weil er sich an ein so junges Mädchen herangemacht hatte, oder ihn schlicht zum Teufel schicken sollte.
Letzten Endes war es Jack, der die Initiative ergriff.
„Jack“, setzte Rachel nervös an. „Das ist …“
„Ich habe heute Morgen die Zeitung gelesen, Rachel“, unterbrach er sie und ging auf Raffaelle zu.
Rachel konnte sein Misstrauen deutlich spüren. Jack kannte sie besser als die meisten Menschen, und wenn jemand wegen der überraschenden Verlobung skeptisch sein würde, dann er.
„Mr. Villani“, begrüßte Jack Raffaelle kühl.
Hastig eilte Rachel an seine Seite. „Raffaelle, das ist JackFellows.“ Sie sandte ihm einen ängstlichen Blick mit der Bitte um Verständnis. „Er ist mein …“
„Vormund“, unterbrach Jack sie. „Bis sie fünfundzwanzig ist.“
„Ach, so nennt man das heute?“, warf Raffaelle ein.
„Jack ist mein Onkel“, erklärte Rachel. „Der Bruder meiner Mutter …“
„Außerdem bin ich derjenige, der ihre Interessen wahrt“, fuhr Jack kühl fort. „Wenn Sie also derselbe Italiener sind, der Rachel letztes Jahr das Herz gebrochen hat, dann sollten Sie jetzt eine gute Erklärung vorweisen, oder ich verweigere Rachel meinen Segen für diese Verlobung.“
O mein Gott! Rachel wünschte, der Boden würde sich unter ihr auftun und sie verschlingen.
Raffaelle blickte sie an, als wäre sie der Teufel selbst. Sie konnte ihm nicht wirklich einen Vorwurf machen. Jedes Mal, wenn er sich umdrehte, musste er eine neue Herausforderung bewältigen, die jemand aus ihrer Familie ihm vor die Füße warf.
„Raffaelle ist nicht Alonso“, murmelte sie ihrem Onkel beschwörend zu.
„War das sein Name?“ Jack sah sie überrascht an. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du ihn jemals erwähnt hast.“
Das hatte sie auch nicht. Sie war aber von ihrer Italienreise zurückgekehrt und hatte so ausgesehen und sich benommen wie eine Frau, der man das Herz gebrochen hatte.
„Ich möchte mich für meinen Fehler entschuldigen, Mr.
Weitere Kostenlose Bücher