JULIA EXTRA BAND 0269
Fehler sagen?
Man kann keine Lüge leben und hoffen, dass sie sich in die Wahrheit verwandelt.
Stillschweigend betraten sie das Apartment. Dort legte Rachel ihre Handtasche beiseite und ging wortlos weiter. Raffaelle folgte ihr ins Schlafzimmer und schloss die Tür hinter ihnen.
Sie spürte seinen Zorn sehr deutlich, weigerte sich aber, ihn anzusehen. „Wenn du Streit willst, musst du bis morgen warten“, sagte sie kalt. „Ich fühle mich nicht gut. Ich werde jetzt duschen und dann zu Bett gehen. Und ich würde es begrüßen, wenn du woanders schläfst.“
Sie schlüpfte aus ihren Schuhen und wandte sich dem Badezimmer zu.
„Schützt du etwa Kopfschmerzen vor, cara ?“
Sein gleichgültiger Tonfall ließ sie zusammenzucken. „Ehrlich gesagt, ja.“
„Vielleicht sehnst du dich auch nach deinem italienischen Herzensbrecher …?“
Wie kam er denn jetzt auf Alonso? Rachel blieb stehen und sah ihn an. Raffaelle stand vor der geschlossenen Schlafzimmertür, und der kalte zynische Ausdruck, der sich über sein schönes Gesicht gelegt hatte, war Antwort genug.
11. KAPITEL
Ein eisiger Schauer lief Rachel über den Rücken. „Du weißt, dass ich Alonso heute getroffen habe.“
„Und den Nachmittag in seiner Gesellschaft verbracht hast“, sagte Raffaelle kalt.
Verwirrt runzelte sie die Stirn. „Aber das habe ich gar nicht.“
Er erwachte aus seiner erstarrten Haltung, fasste mit einer Hand in sein Jackett, ging auf sie zu und legte das Foto aufs Bett.
Flüchtig sah Rachel es an. Also hatte sie jemand zusammen gesehen! „Wenn du etwas zu sagen hast, Raffaelle“, forderte sie ihn heraus, „dann sag es einfach.“
„Du hast mit ihm Kaffee getrunken.“
„Ja.“
„Und dann seid ihr in sein Apartment über dem Café gegangen.“
„Besitzt du davon auch ein Beweisfoto?“
Er machte eine ungeduldige Geste. „Das Foto spricht doch schon für sich.“
„Ach, wirklich?“
„ Si!“
Plötzlich brach all die Wut, die er den ganzen Abend unterdrückt hatte, aus ihm hervor. Er trat einen Schritt auf sie zu. Rachel ging einen zurück.
„Kannst du mir eine bessere Erklärung dafür geben, was duden Nachmittag über getan hast, bevor du hierher zurückgekommen bist?“
„Kannst du mir sagen, was du mit deinem Nachmittag gemacht hast?“, schoss sie zurück.
„ Scuzi …?“ Er sah tatsächlich überrascht aus.
„Und dann könntest du mir auch gleich erklären, wie du auf diese geschmacklose Idee gekommen bist, deine Freundin vom Nachmittag zum Abendessen und in meine Gegenwart mitzubringen!“
„Francesca ist …“
„Deine Exfreundin, ich weiß. Mit der liebreizenden Daniella in meiner Nähe finde ich diese Dinge schnell heraus.“
Der wütende Ausdruck auf seinem Gesicht wurde härter. „Jetzt geht es um dich, nicht um mich.“
„Gut, dann lass uns um der Gerechtigkeit willen annehmen, du und ich haben dasselbe getan!“, fuhr sie ihn an. „Zumindest ist dir die Peinlichkeit erspart geblieben, mich während des gesamten Essens Alonso anhimmeln zu sehen.“
„Ich habe mit Francesca nur über den Preis für das Foto verhandelt! Ihr gehört die verdammte Zeitung, die es gekauft hat!“
„Also macht sie Geschäfte mit den Paparazzi?“ Ihre blauen Augen funkelten verächtlich. „Mit was für netten Menschen umgeben wir uns doch. Vielleicht sollten wir ihr meinen Bruder vorstellen, dann können die beiden uns gleich in zwei Ländern lächerlich machen!“
„Das erklärt immer noch nicht, was du mit deinem Herzensbrecher angestellt hast!“
Das flaue Gefühl machte sich wieder bemerkbar. „Ich habe Kaffee mit ihm getrunken, dann bin ich gegangen. Ende der Geschichte“, sagte sie und machte einen Schritt in Richtung Badezimmer.
Er hielt sie an der Schulter fest und drehte sie zu sich herum. Sein Gesicht war wie versteinert. „Ich will die Wahrheit wissen!“
Schwindelgefühle und Übelkeit, dachte Rachel. Vielleicht brauchte sie gar keinen Schwangerschaftstest. „Das ist die Wahrheit. Ich habe dich nie angelogen, Raffaelle. Unsere Beziehung basiert auf Lügen, ja“, fuhr sie rasch fort, als er widersprechenwollte. „Aber ich habe dich nie belogen!“
Damit wandte sie sich um. Sie musste dringend das Badezimmer erreichen. Doch so weit kam sie nicht. Taumelnd presste sie eine Hand gegen ihren Kopf.
„Was …?“, hörte sie ihn mit einer Mischung aus Wut und Sorge fragen.
„Ich fühle mich … nicht gut“, flüsterte sie, dann wurde ihre Welt an den Rändern schwarz.
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