JULIA EXTRA BAND 0272
wir uns doch darauf, Weihnachten friedlich miteinander zu feiern. Was in Zukunft sein soll, diskutieren wir danach. Lass uns die nächsten Tage einfach harmonisch zusammen verbringen.“
Ja, gestand sie sich widerstrebend ein, auch ich wäre entsetzt gewesen, hätte Jake mir aus heiterem Himmel eröffnet, dass er die Scheidung wolle. Vielleicht sollte sie ihm etwas Zeit geben, in der er sich ohne Streitereien an den Gedanken gewöhnen konnte. Es war ihr schließlich nicht gleichgültig. Und genau das war das Problem. Sie zweifelte immer stärker daran, dass sie je über ihn hinwegkommen würde.
„Okay. Aber keiner redet über die Zukunft, und du versuchst nicht, mich umzustimmen.“
„In Ordnung. Erzähl mir von deinem Job.“
„Wie bitte?“
„Du hast gesagt, dass ich nicht viel über deine Arbeit oder deine Kollegen wisse. Ich möchte gern mehr erfahren.“
Cath dachte kurz nach, nickte dann und begann, ihm von der Schule zu berichten. Sie war ein sehr wichtiger Bestandteil ihres Lebens, für den er sich leider bislang nicht wirklich interessiert hatte. Aufmerksam hörte Jake ihr zu und stellte hier und da eine Frage.
„Hast du schon einmal daran gedacht, in die Verwaltung zu wechseln?“, erkundigte er sich irgendwann.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin mit Leib und Seele Lehrerin und liebe es, zu unterrichten. Und ich bin gut darin. Deshalb glaube ich auch, dass ich hier ohne große Schwierigkeiten einen Job finden werde.“
„Du möchtest also ernsthaft hierherziehen?“
„Ich denke ernsthaft darüber nach“, antwortete sie vorsichtig.
Sein Handy klingelte. Er holte es aus der Hosentasche, warf einen Blick auf das Display und runzelte die Stirn. „Ich muss den Anruf entgegennehmen.“
Cath erhob sich und räumte die leeren Teller ab, während Jake die Küche verließ. Nachdem sie den Abwasch erledigt hatte, ging sie nach oben, um sich Tante Sallys Zimmer zu widmen. Kaum hatte sie es betreten, blieb sie stehen und sah sich erst einmal um. Jakes Matchsack stand auf dem Boden, und einige Kleidungsstücke quollen daraus hervor. Sein Laptop lag zugeklappt auf der Kommode. Wie das Gerät all die Reisen bei der nicht gerade pfleglichen Behandlung überstand, war ihr ein Rätsel.
„Legen wir los?“
Cath zuckte zusammen und drehte sich um. Sie hatte ihn gar nicht kommen hören. „Das ist der größte Raum von allen. Vielleicht sollte ich ihn mir als Letztes vornehmen.“ Irgendwie entmutigte sie die viele Arbeit, die hier auf sie wartete.
„Ich hätte nichts dagegen, in einem sauberen Zimmer zu schlafen.“
Sogleich meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Sie hatte sich nicht besonders fürsorglich gezeigt. „Du hast recht. Nehmen wir es in Angriff.“
Wieder erwies sich Jake als tatkräftiger Helfer. Er nahm die alten Gardinen ab und trug sie nach unten oder schob die Möbel weg, damit Cath dahinter sauber machen konnte. Für nichts war er sich zu schade, selbst nicht zum Fensterputzen.
Es war schon dunkel, als sie endlich fertig waren und sich zufrieden im Zimmer umblickten. „Was hältst du davon, wenn wir uns zwei Pizzas bringen lassen?“, fragte er. „Dann braucht keiner von uns zu kochen. Mein Vorschlag wäre, dass du jetzt duschen gehst und ich bei einem Heimservice anrufe. Sollten sie liefern, während ich im Bad bin, bist du da, um sie in Empfang zu nehmen.“
Das ist wie verheiratet sein, schoss es Cath durch den Kopf. Was sie zweifellos waren, nur hatten sie kaum Erfahrungen als Ehepaar. Sie waren viel zu oft getrennt gewesen. Wenn Jake zu Hause gewesen war, hatten sie oft auswärts gegessen. Er hatte nicht gewollt, dass sie die Zeit, die sie mit ihm verbringen konnte, am Herd vergeudete. Das eine oder andere Mal hatten sie auch gemeinsam etwas in der Küche zubereitet. Ja, die Tage, die sie miteinander erlebt hatten, waren schön, aber viel zu selten gewesen.
„Das klingt gut“, meinte sie und war froh, aller Pflichten entbunden zu sein.
Als sie später in Jeans und Pulli nach unten lief, kam Jake ihr auf der Treppe entgegen. „Die Pizzas müssten jetzt jeden Moment eintreffen.“ Er reichte ihr seine Brieftasche und ging weiter nach oben.
Cath klappte sie auf, um Geld herauszuholen, da sah sie ein Foto von sich, wie es den Lehrern jedes Jahr von der Schule geschenkt wurde. Es war älteren Datums, doch erinnerte sie sich noch, dass sie es ihm gegeben hatte. Allerdings hatte sie nicht gewusst, dass er es in seiner Brieftasche mit sich herumtrug. Irgendwie vermittelte
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