JULIA EXTRA BAND 0272
derSchneesturm nachließ. Wenigstens brauchte sie sich keine Gedanken mehr um Sam zu machen. Im Vorbeifahren hatte sie bei den Millers Licht gesehen, da war ihr eingefallen, dass Dan und Sheryl einen Generator hatten. Sam würde es jetzt bei ihnen kuschelig warm haben. Sie würde eine warme Mahlzeit bekommen und ein warmes Bett …
„Das ist also das Haus, das du von deiner Großmutter geerbt hast.“
Tally ließ den Blick zu Dante schweifen. Er stand breitbeinig mit verschränkten Armen da und schaute sich in der Küche um. Wahrscheinlich kam er sich vor wie auf einem anderen Stern.
„Richtig“, erwiderte sie kalt. „Und bald wird es dir gehören.“
„Und wo ist dein Liebhaber? Versteckt er sich vor mir?“
„Ich habe keinen Liebhaber, das sagte ich bereits. Aber selbst wenn ich einen hätte, wüsste ich beim besten Willen nicht, warum er sich vor dir verstecken sollte. Es ist mein Leben, Dante. Und du gehörst nicht dazu.“
„Das hast du bereits in der Nacht, in der du weggelaufen bist, mehr als deutlich gemacht.“
„Um Himmels willen, fängst du jetzt damit wieder an?“ Tally nahm den Kessel vom Herd, füllte ihn mit Wasser und stellte ihn auf den Rost im Kamin. „Es war mein gutes Recht, wegzugehen, und dafür brauchte ich deine Erlaubnis nicht einzuholen, auch wenn es dir schwerfällt, das zuzugeben.“
„Etwas mehr als diesen lächerlichen Zettel hätte ich aber schon erwarten dürfen, meinst du nicht?“
„Ich wüsste nicht, warum.“
„Verdammt“, stieß er gereizt hervor, während er ihr von hinten die Hände auf die Schultern legte und Tally zu sich herumdrehte. „Ich habe deine Ausweichmanöver gründlich satt. Sag mir, warum du weggegangen bist.“
„Ich habe es dir bereits erzählt. Unsere Affäre war zu Ende, und wir wussten es beide.“ Bei diesen Worten schaute sie ihm fest in die Augen.
Sie hatte recht … oder? War er nicht zu demselben Schluss gelangt? Hatte er nicht schon eine Weile überlegt, dass es an der Zeit sei, die Sache zu beenden? Nicht, dass es jetzt noch eine Rolle gespielt hätte.
„Du hattest kein Recht, für mich zu sprechen“, sagte er scharf.
„Nein. Deshalb habe ich ja auch nur für mich gesprochen.“ Sie atmete tief ein und wandte sich ab. „Ich brauchte eine Veränderung.“
Dante presste die Lippen zusammen. „Du meinst einen anderen Mann.“
„Unsinn. Ich habe mich …“
Sie schrie auf, als er sie am Arm packte und an sich riss. „Lüg mich nicht an!“
„Zum letzten Mal, es gibt keinen anderen Mann!“
„Na so was. Dabei kenne ich sogar seinen Namen“, erwiderte er ungehalten und verstärkte seinen Griff. „Mich würde nur interessieren, ob du nach ihm auch so verrückt bist wie nach mir.“
„Ich verrückt nach dir?“ Sie lachte hart auf. „So nennst du das? Du … du hast … was du gemacht hast, war Nötigung!“
So etwas zu sagen war töricht. Seine Nasenflügel bebten wie die Nüstern eines Hengstes, der eine brünstige Stute witterte.
„Willst du das wirklich behaupten?“, fragte er sanft.
Tally schaute dem Mann ins Gesicht, der einst ihre ganze Welt gewesen war. Wie hatte sie bloß vergessen können, wie atemberaubend er war? Und wie grausam?
„Wir sind zwei erwachsene Menschen, cara. Warum geben wir nicht einfach zu, dass wir einander begehren?“
„Hast du nicht eben gesagt, dass ich dich so schnell wie möglich loswerden will?“ Verdammt, warum klang sie so atemlos?
Statt zu antworten, umfasste er ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Küss mich“, flüsterte er, „nur ein einziges Mal. Wenn du dann immer noch keine Lust hast, Liebe mit mir zu machen, rühre ich dich nicht mehr an, das schwöre ich dir.“
„Dafür brauche ich dich nicht erst zu …“
Doch da presste er auch schon die Lippen auf ihre. Tally protestierte schwach, dann aber legte sie ihm die Arme um die Taille und ließ sich von ihm umarmen. Sie wehrte sich auch nicht, als seine Zunge ihren Mund zu erforschen begann, und wusste sofort, dass sich zwischen ihnen nichts, aber auch gar nichts geändert hatte. Sie sehnte sich immer noch nach seinen Berührungen, nach seinem Mund und Körper, der hart war vor Verlangen …
Plötzlich riss ein Windstoß die Tür auf und drückte sie gegen die Wand, während eine kleine Frau mit einer großen Einkaufstüte im Arm die Küche betrat.
„Entschuldige, dass ich nicht geklopft habe“, sagte Sheryl Miller atemlos, „aber ich hatte keine Hand frei. Ich habe die Reste vom Abendessen dabei
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