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JULIA EXTRA BAND 0273

JULIA EXTRA BAND 0273

Titel: JULIA EXTRA BAND 0273 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN BIANCHIN LINDA GOODNIGHT SUSAN STEPHENS ELIZABETH HARBISON
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lehnte sie ab. Irgendwann machten sich ihre Freunde nicht einmal mehr die Mühe, sie zu fragen. Sie hatte sich verändert. Keine Spur mehr von Leichtsinn und Lebenslust. Sie war ernst und traurig geworden.
    Sie ging nur noch aus, wenn ihr Vater sie dazu drängte. Dann begleitete sie ihn zu langweiligen Geschäftsessen und musste miterleben, wie sein Ansehen und der Respekt vor ihm abnahmen und schließlich erloschen.
    Schon nach einem Jahr konnte das Unternehmen Enright-Smythe seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Ausgerechnet Duardo Alvarez machte das Angebot zur Übernahme.
    Zu dem Zeitpunkt hatte ihr Vater schon alles verkauft, was irgendwie von Wert war. Das Familienanwesen, die Kunstsammlung, den Bentley, sogar den Schmuck seiner verstorbenen Frau.
    In den Medien war das alles breitgetreten worden.
    Doch von seinem Unternehmen wollte Benjamin sich nicht trennen. Kurz bevor er endgültig bankrott war, beging er Selbstmord. Das tragische Ende ihres Vaters gab Kayla den Rest. Ihr verzweifelter Bruder drohte, den Halt zu verlieren.
    Seit drei Jahren versuchten die Geschwister nun, sich mehr schlecht als recht durchzuschlagen. Nach ihrem Tagesjob kellnerte Kayla Abend für Abend noch fünf weitere Stunden in einemRestaurant, auch an den Wochenenden. Sie brauchte Geld. Nicht nur für den Lebensunterhalt, sondern auch, um wenigstens guten Willen zu zeigen, den riesigen Schuldenberg abzutragen.
    Auch Jacob nutzte jede Stunde, um Geld zu verdienen. Dafür hatte er sein Studium abbrechen und die Hoffnung aufgeben müssen, jemals Arzt werden zu können.
    Und nun das! Jetzt wurde er auch noch von dubiosen Kredithaien verfolgt. Denn Jacob hatte in seiner Verzweiflung Roulett gespielt und Spielschulden gemacht.
    An eine Bank konnte Kayla sich nicht wenden. Banken verlangten Sicherheiten. Sie hatte keine zu bieten. Und noch mehr Jobs waren nicht zu bewältigen.
    Sie erreichte die U-Bahn-Station, hastete die Rolltreppe hinunter und sah noch, wie ihre Bahn davonfuhr.
    Wieder mal Pech gehabt! Es war schon fast komisch. Aber das Lachen blieb ihr im Hals stecken.
    Was würde dieser Tag noch für unangenehme Überraschungen bringen?
    Es war unklug, das Schicksal herauszufordern, fand Kayla. Selbst Anflüge von Humor und Zynismus rächte es umgehend. An diesem Vormittag musste sie nicht nur die übliche Arbeit erledigen, sondern auch zornige Anrufer besänftigen, den Streit zwischen zwei Kollegen schlichten und einen aufgebrachten Kunden beruhigen.
    Zur Mittagspause blieb ihr keine Zeit, sie aß nur einen Jogurt und eine Banane am Schreibtisch. Der Nachmittag verging mit Besprechungen.
    Es war schon nach fünf, als sie endlich ihren Laptop zuklappte. Dieser Teil ihres langen Arbeitstages war also geschafft. Müde griff sie nach ihrer Tasche und schaute auf die Uhr. In weniger als fünfundvierzig Minuten musste sie in dem italienischen Restaurant sein. Es lag in einem Einkaufszentrum in ihrem Stadtteil, war also vom Büro aus nur mit der Bahn zu erreichen. Dafür konnte sie am späten Abend zu Fuß nach Hause gegen. Das war ein Vorteil. Wie das warme Essen, das es für die Angestellten dort gab, obwohl sie selten Zeit fand, es in Ruhe zu genießen, und es meist zwischen den Bestellungen hinunterschlang.
    Als das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte, zögerte sie.
    In genau zwei Minuten musste sie das Büro verlassen.
    „Gut, dass ich dich erreiche“, begrüßte ihr Bruder sie am anderen Ende der Leitung.
    „Jacob? Was ist los?“ Irgendetwas war nicht in Ordnung. Das spürte sie.
    „Ich werde heute nicht nach Hause kommen.“ Seine Stimme klang tonlos. „Ich bin im Krankenhaus. Mit einer zertrümmerten Kniescheibe.“
    „In welchem Krankenhaus?“ Er nannte eines, was am anderen Ende der Stadt lag, und Kayla hätte am liebsten laut aufgestöhnt. „Ich komme so schnell wie möglich.“
    „Ruf Duardo an, Kayla. Ich muss dir wohl nicht erklären, warum.“ Er legte auf.
    Kayla stockte das Blut in den Adern. War die zertrümmerte Kniescheibe eine Warnung? Sollten weitere Misshandlungen folgen, falls ihr Bruder seine Schulden nicht zahlen konnte? Wollte man ihm als nächstes die Rippen brechen? Die Nieren zertreten? Die Milz beschädigen? Wie lange würden diese Schläger warten, bevor sie Jacob eine weitere Lektion verpassten? Ein paar Tage? Eine Woche?
    Ihre finanzielle Situation konnte sich nicht bessern. Solange Jacob nicht arbeitsfähig war, schon gar nicht. Dazu kämen die Arztrechnungen und Medikamente. Ihre Lage

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