JULIA EXTRA BAND 0273
auf einen kleinen Klapptisch. „Leg die Schlüssel dorthin.“
Als er nach beiden Taschen griff, schaute Kayla ihn fragend an.
„Ich habe das mit ein paar Anrufen vom Krankenhaus aus veranlasst.“
Er bezahlte also seine Leute, damit sie sofort zu seiner Verfügung standen. Vermögen oder besser Reichtum hatte zweifelsohne seine Vorzüge.
Wenige Minuten später waren sie wieder unten auf dem Bürgersteig. Eine dunkel gekleidete Gestalt tauchte auf, um Duardo die Taschen abzunehmen und sie im Kofferraum des nagelneuen Wagens zu verstauen.
„Das war Spence“, klärte Duardo sie auf. „Lass uns gehen.“
Konnte sie sich noch anders entscheiden oder war es zu spät dafür?
Aber da nahm sie schon schemenhaft wahr, wie der Mann sich hinter das Steuerrad setzte, den Motor anließ und davonfuhr. Und mit ihm ihr gesamter bescheidener Besitz.
Sie warf Duardo einen giftigen Blick zu. „Andere unter Druck zu setzen gehört wohl zu deinen Talenten“, sagte sie spitz.
„Willst du streiten?“ Obwohl er ruhig sprach, spürte sie seine Unerbittlichkeit.
„Nicht unbedingt.“
Er ging zu seinem Sportwagen, stellte die Alarmanlage aus und hielt ihr die Tür auf. Betont anmutig stieg sie ein und versuchte,ihren Unwillen zu verbergen. Eine erste Übung in das Spiel, auf das sie sich eingelassen hatte: so zu tun, als ob.
Während der Fahrt durch die Stadt rang sie sich dazu durch, das Spiel genauer zu betrachten. Duardo hatte keinen Zweifel daran gelassen, was sie spielen sollte: seine Ehefrau.
Er erwartete einen warmen Körper in seinem Bett. Und eine gute Gastgeberin. Schloss die Rolle auch eine Schwangerschaft mit ein?
Kayla erschrak. Auf Verhütung war sie nicht vorbereitet, denn die hatte sie in den vergangenen Jahren nicht gebraucht.
„Willst du dich nicht mit mir unterhalten?“, fragte Duardo.
Sie betrachtete sein Profil. „Nein, ich schmiede gerade Pläne, wie ich dich ins Verderben stürze.“
Er lachte leise auf, und ihre Nerven vibrierten.
„Du glaubst mir wohl nicht?“
„Doch, doch. Versuchen wirst du es bestimmt.“
„Darauf kannst du dich verlassen.“ Trotzig schaute sie aus dem Fenster. Sie fuhren nun durch Sydneys östliche Vororte. Hier standen vornehme Apartmenthäuser und Villen, die hinter Mauern oder hohen Zäunen lagen. Aus den Medien wusste Kayla, dass Duardo mittlerweile auf einem luxuriösen alten Anwesen mit Blick auf den Hafen residierte. Angeblich hatte er es bereits vor ihrer Hochzeit erworben, doch sie hatte nie mit ihm dort gelebt.
Soweit sie wusste, war das Gebäude entkernt und dann nach seinen Vorstellungen ausgebaut worden. Ausstattung und Möbel sollten ein Vermögen gekostet haben.
Jedenfalls war das Anwesen geschützt wie eine Festung, stellte Kayla fest. Die gewundene und gut beleuchtete Auffahrt führte durch einen mit Rasen und Blumenbeeten angelegten Garten direkt auf ein elegantes Herrenhaus zu. Als Duardo den Wagen unter einem geräumigen Säulenvorbau zum Halt brachte, verspürte sie zunehmende Nervosität aufsteigen.
Die hohe zweiflügelige Haustür öffnete sich, und heraus trat eine schlanke Frau in mittleren Jahren.
„Maria ist meine Haushälterin“, erklärte Duardo, während er sich vom Sicherheitsgurt befreite.
Spence, Maria. Kayla prägte sich die Namen ein.
„Ihr Mann Josef kümmert sich um den Garten und kleine Reparaturen im Haus.“ Es gab also eine dreiköpfige Belegschaft. Wo die Leute wohl lebten?
„Über den Garagen liegen zwei abgeschlossene Wohnungen. Die eine gehört Maria und Josef, die andere Spence.“
Kayla stieg aus. Nachdem Duardo sie mit Maria bekannt gemacht hatte, betraten sie die mit wunderschönem Marmor ausgekleidete Eingangshalle. Von hier aus führten zwei Treppenbögen in das obere Stockwerk. Geschmackvolle Lampen beleuchteten antike dunkle Möbel. Hinter kunstvoll geschnitzten Holztüren lagen weitere Räume.
Von denen aus würde man tagsüber wohl einen herrlichen Blick auf den Hafen haben und nachts auf ein Lichtermeer schauen.
„Kaffee und Tee sind vorbereitet“, erklärte die Haushälterin. „Die Taschen wurden bereits nach oben in die Hauptsuite gebracht.“
Kaylas Magen krampfte sich zusammen. An das gemeinsame Schlafzimmer wollte sie nicht einmal denken, geschweige denn es betreten.
„Eine Tasse Tee würde mir guttun“, antwortete sie dankbar. „Aber vorher würde ich mich gerne ein wenig frisch machen.“
„Aber natürlich.“ Duardo ließ ihr den Vortritt zur Treppe.
Im linken Flügel des
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