JULIA EXTRA BAND 0273
den Hafen führte.
Kurz darauf trat Duardo auf die Bremse und schaltete denMotor aus.
Kayla kannte weder die Straße noch die Gegend. „Warum hältst du hier?“
„Zeit für das Abendessen“, erklärte er, stieg aus und öffnete galant die Beifahrertür.
„Ich habe keinen Hunger“, protestierte sie schnippisch.
„Steig aus, Kayla.“ Als sie sitzen blieb, beugte er sich vor, um ihren Sicherheitsgurt zu lösen. Dabei streifte sein Arm ihre Brust. Ihr stockte der Atem. Er war so nah, viel zu nah. Erst als er ihr aus dem Wagen geholfen hatte, vermochte sie, wieder Luft zu holen.
Einwände wären zwecklos gewesen. Außerdem lag ihr Mittagessen schon Stunden zurück. Und als Mahlzeit konnte sie das bisschen Jogurt mit Früchten eigentlich auch nicht bezeichnen.
Sie spürte ihren leeren Magen und folgte ihm über die Straße in ein kleines Restaurant. Der Kellner begrüßte Duardo mit Namen und führte sie zu einem abseits gelegenen Tisch.
Wein lehnte Kayla ab. Sie wählte eine Vorsuppe, eine Vorspeise als Hauptgericht und frisches Obst zum Nachtisch.
„Bevorzugst du Schweigen oder leichte Konversation“, fragte sie, nachdem der Kellner die Bestellung aufgenommen hatte.
Duardo verzog spöttisch den Mund. „Warum erzählst du mir nicht, wie du die letzten Jahre verbracht hast?“
„Warum sollte ich?“, fragte sie und trank einen Schluck Wasser. „Du weißt doch ohnehin alles. Hast du jemanden beauftragt, alle meine Schritte zu verfolgen?“
Er hielt ihrem Blick stand und lehnte sich zurück. „Es ist kein Verbrechen, wenn ein Mann wissen möchte, wie es seiner früheren Ehefrau geht.“
Ausgerechnet jetzt brachte der Kellner die Suppe und frisch gebackenes Brot. Als er sich zurückgezogen hatte, betrachtete Kayla fast verächtlich Duardos undurchdringliche Miene.
„Dir ging es schon bei der Hochzeit um etwas ganz anderes.“
Duardos Gesichtsausdruck verhärtete sich, seine dunklen Augen glimmten drohend. „Diese Bemerkung musst du mir erklären.“
„Du hattest es auf das Enright-Smythe-Konsortium abgesehen.“
„Wirklich?“ Seine Stimme klang frostig, und Kayla rieseltees eiskalt den Rücken hinunter.
„Mein Vater hat mir schriftliche Beweise vorgelegt.“
„Unmöglich! Es gibt keine.“
„Du lügst, ich habe die Briefe gelesen“, fuhr sie auf.
„Ich weiß nicht, wovon du sprichst!“
Kayla schluckte. Die Situation, in der ihrer Liebe der Todesstoß versetzt worden war, würde sie nie vergessen. Nun stand sie ihr wieder lebendig vor Augen. Sie hatte Schreiben in der Hand gehalten, alle mit Duardos Namen unterzeichnet, während ihr Vater laut und anklagend auf sie einredete.
Fast blind vor Aufregung und Entsetzen hatte sie alles nur überfliegen können, ehe Benjamin ihr die Papiere entriss, sie auf die Erde schleuderte und mit dem Fuß daraufstampfte.
„Du kannst doch nicht leugnen, dass du mit deinem Übernahmeangebot schließlich nicht doch Erfolg hattest.“ Es gelang ihr nicht, sich zu beherrschen. „Hat es dir Spaß gemacht zu beobachten, wie mein Vater Bankrott ging?“
Duardo zuckte nicht einmal mit der Wimper. „Der Zusammenbruch des Enright-Smythe-Imperiums bot mir die Gelegenheit, mein Unternehmen zu vergrößern. Ich bin Geschäftsmann. Wenn ich das Konsortium nicht übernommen hätte, wäre es jetzt in fremden Händen oder zerschlagen.“
„Du hast recht wie immer“, bestätigte sie ironisch, fiel jedoch sofort wieder in Schweigen, als der Kellner kam, um die leeren Teller abzuräumen. An den Geschmack der Suppe konnte sie sich kaum noch erinnern.
„Im Übrigen habe ich erst nach Ende unserer Ehe deinem Vater ein Übernahmeangebot gemacht.“
Die Spannung stieg ins Unerträgliche.
„Spiel nicht das Unschuldslamm“, erwiderte sie zornig.
„Du willst nicht wahrhaben, dass dein Vater dir eine Lügengeschichte aufgetischt und so genannte Beweise zusammengeschustert hat.“
Entrüstet riss sie die Augen auf. „Das hätte er niemals getan.“
Duardo wartete ab, bis der Hauptgang serviert worden war. „Benjamin betrachtete dich als kostbaren Besitz. Er hätte alles getan, um dich mir zu entziehen.“
Kayla starrte das kunstvoll drapierte Essen auf ihrem Teller an und fühlte sich dann plötzlich sterbenselend. „Das stimmtaber nicht.“
„Auch ich kann dir Dokumente vorlegen.“ Er griff nach der Gabel und spießte einen Leckerbissen auf. „Der Vergleich mit Benjamins Papieren könnte aufschlussreich sein. Glaubst du nicht?“
Aber diese Papiere
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