JULIA EXTRA BAND 0273
ihren Lippen. Kayla war so überrascht, dass sie ihm keinen Widerstand bot und sich besitzergreifend, ja schamlos verführen ließ. Und sie erwiderte diesen Kuss. Er peitschte ihre Sinne auf, bis sie alles um sich herum vergaß.
Dieser Mann besaß Macht über ihre Sinne, löste Begierden aus und das Bedürfnis, sich ihm hinzugeben.
Es dauerte eine Weile, bis Herz und Verstand endlich einsahen, dass dies alles der Vergangenheit angehörte und in die Gegenwart nicht mehr passte.
Sie entzog sich ihm und ärgerte sich, weil er nicht einmal Anstalten machte, sie davon abzuhalten.
Ihre Augen blitzen, ihre Wangen glühten, und sie war völlig außer Atem. Es fiel ihr schwer, die Fassung wiederzugewinnen.
„Nun hast du einen triftigen Grund, mich zu beschimpfen.“
Kayla öffnete den Mund, aber sie brachte nichts heraus. Der plötzliche Wunsch, sich bei ihm anzulehnen, machte sie sprachlos.
Wohin sollte das alles führen?
Duardo beobachtete sie, widerstand aber der Versuchung, ihren Anflug von Schwäche auszunutzen. Offenbar reichte ihm die Gewissheit, es zu können.
Er selbst atmete nicht einmal schwer. Wieso wirkte er nach diesem Kuss so ruhig, während sie noch immer aufgewühlt war?
„Können wir jetzt gehen?“, fragte er.
Jacob! Das Krankenhaus! Wie hatte sie das vergessen können? Sie eilte aus dem Zimmer, Duardo folgte ihr zur Rezeption, wo er der Empfangsdame einen schönen Abend wünschte.
Während der Fahrstuhl sie hinunterbrachte, hätte sie ihm am liebsten böse Worte an den Kopf geschleudert. Sie bebte vor Wut. Statt sich erleichtert zu fühlen, dass ihre finanzielle Misere bald ein Ende hatte, lagen ihre Nerven bloß bei dem Gedanken an die Zukunft.
Das Leben, was sie seit einigen Jahren führte, würde sich vollkommen ändern.
Die Kabine hielt im Untergeschoss, wo sich das Parkhaus befand. Sie wollte auf den Knopf drücken, weil sie in der Empfangshalle aussteigen musste. Duardo hielt sie davon ab.
„Du fährst mit mir.“
„Das werde ich nicht tun.“ Ihre Augen blitzten zornig. „Es reicht, wenn ich ab morgen an dich gefesselt bin.“
„Wir fahren gemeinsam ins Krankenhaus“, sagte er kühl. „Danach bringen wir deine Sachen aus der Wohnung in mein Haus.“
„Verdammt. Ich …“
„Entweder du gehst auf deinen eigenen Füßen, oder ich werde dich tragen. Du kannst es dir aussuchen.“
Er meinte tatsächlich, was er sagte. Das konnte sie an seinem entschlossenen Gesichtausdruck ablesen. Wie gerne hätte sie sich ihm widersetzt. Aber sie ließ es lieber bleiben, begleitete ihn zu seinem sündhaft teuren Sportwagen, sank auf den Beifahrersitz und hüllte sich während der Fahrt durch die Stadt in eisiges Schweigen.
2. KAPITEL
Jacob lag in einem Mehrbettzimmer. Sein Bein war abgepolstert und fixiert. Über einen Tropf bekam er schmerzstillende Mittel.
Blass sah er aus, traurig und fast ängstlich. Erst als er Kayla entdeckte, hellte sich seine Miene auf, und schließlich lächelte er sogar, sobald er erkannte, mit wem sie bekommen war.
Offenbar empfand er ihren Begleiter als rettenden Engel. Sie hingegen hielt Duardo Alvarez eher für eine Personifizierung des Teufels.
„Hallo“, begrüßte sie ihren Bruder und gab ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange. „Gott sei Dank“, murmelte Jacob.
Duardo setzte sofort Himmel und Hölle in Bewegung, damit Jacob ein Einzelzimmer erhielt. Außerdem engagierte er ein Team mit Spezialisten und setzte den Operationstermin fest.
Mit Geld ging eben alles. Eigentlich hätte Kayla dankbar sein müssen, und sie war es auch, aber nur für ihren Bruder. Zu mehr fühlte sie sich nicht verpflichtet.
Als schließlich Pfleger aus der Privatstation kamen, um Jacob dorthin zu verlegen, wünschte sie ihm eine ruhige Nacht und verabschiedete sich schweren Herzens.
Kurz nach sieben saß sie bereits wieder neben Duardo in seinem Sportwagen, betrachtete den rosa und orange gefärbten Abendhimmel und freute sich, bald zu Hause zu sein. Sie sehnte sich nach einer entspannenden Dusche und ihrem Bett.
Lange würde sie nicht mehr darin schlafen können, sondern in Duardos Bett wechseln müssen.
Der Gedanke daran, jagte ihr Hitze durch die Adern. Angestrengt schaute sie aus dem Fenster und versuchte, nicht an die kommenden Nächte zu denken.
Die Straßenlaternen gingen an und leuchteten mit den bunten Reklamelichtern um die Wette. Der Verkehr verdichtete sich, Hauptstraßen flossen zusammen und leiteten den Strom von Autos auf die Brücke, die über
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