JULIA EXTRA BAND 0273
Kayla seine harten grauen Augen auf. Ihr Ausdruck war räuberisch. Max beobachtetealles und schien auf etwas zu warten. Führte er irgendetwas im Schilde? Und wieder kroch es ihr eiskalt den Rücken hinauf.
Marlena badete in der Menge der Gratulanten, nahm Danksagungen und Blumen entgegen. Lächelte und erwiderte Küsse. Duardo hielt eine kleine Ansprache, in der er ihr seine Anerkennung aussprach. Als er sie zum Schluss auf die Wange küssen wollte, wandte sie rasch den Kopf, so dass seine Lippen stattdessen ihren Mund streiften.
Das war weder aus Versehen noch in harmloser Absicht geschehen, stellte Kayla fest. Denn Marlenas Augen leuchteten dabei triumphierend auf. Kayla traf die Eifersucht wie ein giftiger Pfeil.
Das durfte nie wieder passieren. Sie musste vorsichtiger sein. Duardo liebte sie nicht. Eine einseitige Liebe wäre verhängnisvoll.
Lächelnd und winkend verabschiedete sich Marlena, um sich in die Garderobe zurückzuziehen. Sicherheitsleute forderten die Gäste auf, sich zu verabschieden, gaben diskret nur einigen die Einladung der Schauspielerin zu einer intimen Premierenfeier weiter.
„Wollen wir hingehen?“, fragte Duardo.
Kayla sah ihn kühl an. „Warum nicht?“
Die Feier, bei der auch der Rest des Ensembles und der Regisseur anwesend waren, fand in einem streng abgegrenzten Veranstaltungsraum eines noblen Hotels statt. Dort wartete ein Büfett auf die Geladenen, Musik und Kellner, die Champagner wie Wasser ausschenkten.
Eine halbe Stunde später trat auch Marlena in Erscheinung. Im eleganten Abendkleid und frisch zurechtgemachtem Haar. Max war zwar an ihrer Seite, doch nur, um ihr den Vortritt ins Rampenlicht zu lassen. Marlena glänzte als Star des Abends, und sie genoss es. Ihr kokettes Lächeln, die flatternden Lider und ausladenden Handbewegungen waren bühnenreif und schienen vor allem den anwesenden Herren zu gelten.
Doch in Wirklichkeit wohl nur einem: Duardo Alvarez.
Dieses Spiel veranstaltete Marlena gewiss nicht nur zu ihrem eigenen Vergnügen. Es war auch gegen sie, Kayla, gerichtet. Denn offensichtlich empfand die Schauspielerin Duardos Ehefrau als Herausforderung und wartete auf die nächste Gelegenheitzuzuschlagen.
Die sah sie gekommen, als Kayla sich frisch machen ging und sich vor einem der freien Wachbecken in dem Erfrischungsraum die Hände wusch.
„Ach, Sie sind ja gar nicht an Duardos Seite festgewachsen.“
Kayla sah im Spiegel, dass Marlena dicht hinter sie getreten war. „Vielleicht ist er ja an meiner Seite festgewachsen“, konterte Kayla und spülte die Seife ab.
Marlenas Augen funkelten böse. Sie seufzte gekünstelt. „Ach, überschätzen Sie sich nicht, Darling .“
Kayal drehte sich um und sah ihr fest in die Augen. „Was wollen Sie mir eigentlich sagen, Marlena?“
„Duardo ist“, die Schauspielerin machte eine Kunstpause, „sehr wichtig für mich.“
„Sie auch für ihn?“
Marlena betrachtete eine Weile ihre lackierten Fingernägel. „Er ist so wild und leidenschaftlich, wissen Sie.“ Sie hob rasch den Kopf und sah Kayla abschätzend an. „Ich glaube nicht …“
„… dass ich ihm genüge?“, vollendete Kayla den Satz.
„Ja, genau, Darling. Das fürchte ich.“
Kayla holte tief Luft. „Und Sie wären bereit, sich zur Verfügung zu stellen?“
„Jederzeit“, säuselte Marlena.
„Was würde Ihr Mann dazu sagen?“, wollte Kayla wissen.
„Wir haben Vereinbarungen getroffen.“
Sie nickte. „Verstehe.“
Marlena trat noch einen Schritt näher an sie heran, in ihren Augen glitzerte es gefährlich. „Ich fürchte, Sie verstehen rein gar nicht, Darling. Harmlose Dinger, wie Sie, merken nicht einmal, wenn ein Mann sich nicht für Frauen interessiert. Max ist schwul.“ Sie lachte auf. „Wo leben Sie eigentlich? Auf dem Mond? Für was haben Sie sich eigentlich jahrelang so abgerackert von neun bis fünf, und danach noch jeden Abend Leute bedient?“ Marlena kostete die Wirkung ihrer Worte aus. „Einem Duardo Alvarez entkommt keine Beute. Ich sagte doch schon, er ist ein leidenschaftlicher Mann. Nachdem er den Untergang ihres Vaters geplant hatte, musste er nur zuschauen, wie Sie in die Armut abrutschten.“
Kayla wusste, dass gleich der letzte, der tödliche Schlag erfolgen sollte.
„Duardo hat sie nur aus Rache geheiratet. Und nun verlieren Sie auch noch ihren Stolz und kriechen zu Kreuze.“
Warum redete diese Frau eigentlich von Rache? Hatte sie nicht erst neulich behauptet, Duardo hätte Kayla verlassen? Und
Weitere Kostenlose Bücher