JULIA EXTRA BAND 0273
„Glaubst du das wirklich?“
„Ich bin Francescas Mutter …“
„Richtig“, unterbrach er sie verächtlich. „Und genau wie alle Mütter denkst du nur an dich selbst.“
Was meinte er damit? Als er weitergehen wollte, versperrte Kate ihm den Weg.
Wütend versuchte er, sie beiseitezuschieben. „Hast du wirklich geglaubt, du würdest damit durchkommen, Kate?“
Er wollte keine Antwort, das hörte sie an seiner Stimme. Inzwischen war eine seltsame Ruhe über Kate gekommen. Es schien ihr, als hätte sie nichts mehr zu verlieren. „Willst du das deiner Tochter erzählen, wenn sie erwachsen ist?“
Eindringlich sah sie Santino an. Zum ersten Mal konnte er ihrem Blick nicht standhalten. „Du hast mich gefragt, wie das passieren konnte.“ Sie holte tief Luft. Santinos Mitleid konnte sie nicht brauchen. Aber Francesca zuliebe war Kate zu allem bereit. „Als meine Eltern von meiner Schwangerschaft erfuhren, warfen sie mich raus. Zum Glück hatte ich meine Tante Meredith, die mit mir fühlte …“
Santino ging sofort wieder zum Angriff über. „Trotzdem hast du es nicht für nötig gehalten, nach mir zu suchen? Obwohl du bei deiner Tante ein neues Zuhause gefunden hattest, ist dir das nie in den Sinn gekommen. Mich betrifft diese Sache genauso! Daran hast du nie gedacht, was? Oh, nein, natürlich nicht, warum auch! Du hast über mir den Stab gebrochen, ohne mich zu kennen. Du hast mir keine Chance gegeben. Warum hättest du mir auch etwas erzählen sollen, wenn du es doch bei deiner Tante Meredith so gut hattest?“
„Halte Meredith da raus“, warnte Kate. „Sie hat dir nichtsgetan, und Francesca ist sie eine wundervolle Großmutter. Ich lasse nicht zu, dass du sie schlechtmachst.“
„Du hast kein Recht, mir den Mund zu verbieten. Wegen Meredith entschuldige ich mich.“
Kate war auch jetzt immer noch fest davon überzeugt, dass sie damals richtig gehandelt hatte. Auf diese Weise hatte sie Francesca wenigstens ein stabiles Zuhause geboten. Deshalb war Kate nicht bereit, sich zu entschuldigen, selbst wenn sie Santino verletzte. „Ich bin davon ausgegangen, dass es dich nicht interessiert. Darum habe ich mich so entschieden.“
„Du hast dir angemaßt, ein Urteil über mich zu fällen. Wie konntest du entscheiden, ob ich ein Kind will oder nicht? Für wen hältst du dich denn? Ich hatte ein Recht darauf, von Francescas Existenz zu erfahren. Und sie hatte ein Recht darauf, ihren Vater kennenzulernen. Du hättest sofort versuchen müssen, mich zu finden. Wenn ich Francesca nicht gewollt hätte, hättest du einen Prozess anstrengen müssen. Das wärst du deiner Tochter schuldig gewesen.“
„Einen Prozess?“ Kate graute es allein vor der Vorstellung. „Willst du damit sagen, als ledige Mutter ohne Geld oder Beziehungen hätte ich es mit der römischen Oberschicht aufnehmen sollen? Machst du Witze? Ist es wirklich so schwer zu verstehen, dass ich einfach nur meine Tochter in Ruhe großziehen wollte?“
„Und ich hätte ihr geschadet?“ Santinos Miene verfinsterte sich zunehmend. „Du hast wirklich für alles eine Ausrede parat. Tatsache bleibt, dass du mir meine Tochter absichtlich vorenthalten hast – und Francesca den Vater …“
„Das ist nicht wahr!“ Sie wollte die Anschuldigung nicht auf sich sitzen lassen. Niemals könnte Kate etwas tun, das Francesca schadete. „So war es nicht! Ich kannte dich nicht, Santino. Ich wusste nicht, was für ein Mensch du bist …“
„Was dich nicht daran gehindert hat, mit mir ins Bett zu gehen!“
Sie versteiften sich beide, als Caddy plötzlich auf sie zukam und rief: „Diane Fox möchte …“
„Oje, Diane Fox!“, sagte Santino, sich an seine neue Regisseurin erinnernd. „Ich bin sofort da!“ An Kate gewandt, fuhr er fort: „Wir müssen rein und so tun, als wäre alles normal.“
„Das kann ich nicht.“ Entschieden schüttelte sie den Kopf.
„Du hast keine Wahl“, beharrte er schroff.
Womit er ausnahmsweise recht hat, erkannte Kate. Sie mussten den anderen weiterhin den Eindruck vermitteln, als verbände sie ausschließlich die gemeinsame Arbeit – ganz egal, was passiert war. So war es auch für Francesca am besten.
10. KAPITEL
Santino schaute auf die Uhr. „Ich glaube, wir sollten uns langsam auf den Weg machen, Francesca.“
„Oh, bringen Sie uns zurück zum Hotel?“, fragte Meredith, die nichts von den Schwierigkeiten ahnte. „Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen, Santino.“
„Ich nehme Francesca mit zu mir
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