JULIA EXTRA BAND 0273
empfinden. Sie musste ihr Herz vor ihm verschließen. Damit er sie nicht mehr verletzen konnte, musste sie taub und gefühllos werden.
14. KAPITEL
Erst nachdem Santino Francesca zu Bett gebracht hatte, fand er Muße, seinen Dämonen ins Auge zu sehen. Auf einem langen Spaziergang dachte er über Kate nach. Warum spürte er permanent den Drang, sich selbst zu beweisen, dass sie keine Macht über ihn hatte? Er musste sich immer wieder versichern, dass ihn keine Frau mehr verletzen konnte.
Seit seiner Kindheit barg er eine Riesenwut in sich. Seit er die Sache mit Francesca erfahren hatte, spürte er diese Wut mindestens doppelt stark. Seitdem beherrschte ihn die Frage, wie er sich am besten an Kate rächen konnte. Aber sobald er in die vertrauensvollen Augen seiner Tochter sah, fiel es ihm schwer, diese negativen Gefühle aufrechtzuerhalten. Unbewusst zeigte Francesca ihm mit allem, was sie tat, dass Liebe eine absolute Macht war. Inzwischen wusste er, dass ihre Liebe den Schutzwall ernsthaft bedrohte, den er um sein Herz gezogen hatte.
Nach einer Weile wurde ihm klar, was für ein Durcheinander er angerichtet hatte. Und wie ungerecht er sich benommen hatte. Es wurde Zeit, an das unschuldige, von der Familie verstoßene Mädchen zu denken. Alleingelassen, verängstigt und schwanger, war Kate ihren Weg gegangen. Mutig und voller Zuversicht hatte sie beschlossen, das Kind großzuziehen, das sie unterm Herzen trug – ungeachtet der vorhersehbaren Probleme.
Welches Glück, dass wenigstens ihre Tante Meredith sie unterstützt hatte. An diesem Punkt seiner Überlegungen angelangt, spürte er, wie sich sein Magen schmerzhaft zusammenzog… Oder war es sein Herz? Santino wusste es nicht. Nur dass er sich eine Welt ohne Francesca nicht einmal vorstellen wollte. Was wäre gewesen, wenn Kates Entscheidung damals anders ausgefallen wäre? Daran wagte er nicht zu denken.
Kate und er blickten auf ähnliche Erfahrungen zurück. Ihre Eltern hatten sie genauso im Stich gelassen wie ihn seine Mutter. Für Kate stand immer Francesca an erster Stelle. Denselben Mut und dieselbe Beherztheit erkannte er an ihrer Tochter. Deshalb war Francesca so ein glückliches Kind. Diese Tatsache hatte Santino bisher nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Nur bedeutete das längst nicht, dass er nicht alles in seiner Macht Stehende tun würde, um Francesca für sich allein zu gewinnen.
Kate bemühte sich verzweifelt, Santino aus ihren Gedanken zu streichen, doch vergebens. Mit aller Gewalt wollte sie sich gegen ihre Gefühle stemmen. Aber je mehr sie sich anstrengte, desto deutlicher trat in ihr Bewusstsein, welche einzigartige Lust er ihr schenken konnte. Da Kate weder einschlafen noch still liegen konnte, lief sie ruhelos im Zimmer auf und ab. Wie es wohl sein mochte, jetzt neben ihm im Bett zu liegen? Die Frage ließ sie nicht zur Ruhe kommen.
Sie hatte nichts zu verlieren. Schlimmer konnte er sie nicht verletzen.
Das waren ihre Gedanken und Gefühle, als sie die Schlafzimmertür hinter sich schloss und barfuß über den mit einem dicken Teppich belegten Flur zu seinem Zimmer schlich. Und so empfand Kate immer noch, während sie die Tür öffnete und über die Schwelle trat.
Kate kam zu ihm, schlüpfte wortlos unter seine Decke, ihre Hände und ihr Mund suchten und fanden ihn …
„Kate?“, murmelte er im Halbschlaf. Die Stimmbänder erschienen ihm ebenso träge wie seine Glieder, obwohl seine Libido sofort erwachte. Er musste zugeben, die Überraschung war ihr gelungen, sie konnte stolz auf sich sein. Seine Abwehr ließ nach, und zwar schon seit geraumer Weile.
So nah bei ihr zu sein war wie nach Hause kommen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er reglos jetzt verharrt, um den Augenblick mit allen Sinnen auszukosten. Kate hatte andere Pläne.
Mit unbändiger Leidenschaft küsste sie ihn. In jeder ihrer Berührungenspürte er das wilde Verlangen, das sie in sich trug. Er rollte sie auf den Rücken, legte sich auf sie und hielt ihre Hände auf der Matratze fest.
„Jetzt … bitte“, murmelte sie heiser, wobei sie die Fingernägel gegen seine Schultern drückte und ihn fordernd küsste. „Ich will dich …“
Sie schien nicht genug bekommen zu können von ihm. In dem verzweifelten Wunsch, ihn endlich ihn sich zu spüren, hob sie sich ihm entgegen. Sie provozierte ihn, verlangte alles, was er ihr geben konnte.
Und endlich kam er zu ihr. Bewegte sich in ihr. Fieberhaft näherten sie sich dem einzigartigen Glücksmoment, indem sie
Weitere Kostenlose Bücher