JULIA EXTRA BAND 0273
sein Gesicht nicht sehen konnte.
Die Jalousien hatte er heruntergelassen, da ihn das helle Tageslicht störte. Er wollte allein sein. Nicht weil er, was Francesca anbelangte, Kate gegenüber an Boden verloren hätte. Nein, Santino beschäftigte etwas anderes: Er fühlte sich immer noch in irritierender Weise zu ihr hingezogen – zu einer Frau, die ihn auf schlimmste Art und Weise hintergangen und ihm fünf Jahre lang seine Tochter vorenthalten hatte. Es war wie eine Krankheit. Trotz allem, was Kate ihm angetan hatte, wollte er sie immer noch. War er noch normal?
„Es lässt mir einfach keine Ruhe. Ich muss noch mal mit dir reden“, sagte sie.
„Dann komm rein und mach die Tür zu.“ Er drehte sich um und öffnete die Jalousien. „Was ist denn noch? Ist nicht alles gesagt?“
„Für Francesca will ich nichts unversucht lassen.“
„Deine Scheinheiligkeit ist wirklich nicht zu übertreffen.“
Sie machte eine hilflose Handbewegung. „Denk doch was du willst.“
„Was erwartest du von mir? Was willst du?“
„Für mich? Gar nichts.“
Er vermied es, ihr in die Augen zu sehen. Aber aus dem Augenwinkel nahm er wahr, dass ihr Haar golden im Licht der Sonnenstrahlen schimmerte, die durch die Ritzen der Jalousien fielen. „Ich höre.“ Er wandte den Kopf und blickte ihr doch direkt ins Gesicht.
„Ich finde, wir sollten Francesca gegenüber aufrichtiger sein. Wir müssen ihr sagen, was passiert ist und …“
„Setz dich.“ Was bildete sie sich ein? Sie konnte nicht einfach hier wie auf einem Filmset reinmarschieren und etwas anordnen. Der Form halber setzte Santino sich hinter seinen Schreibtisch. Nur damit Kate nicht auf falsche Gedanken kam …
„Ich will nicht mit dir streiten, Santino.“
„Natürlich nicht. Du versuchst nur, mir deinen Willen aufzuzwingen.“ Er legte eine Pause ein. Unbehaglich rang Kate die Hände. „Aber das Herumstreiten überlasse ich lieber meinenAnwälten.“
„Können wir nicht wie zivilisierte Menschen miteinander umgehen?“
„Jederzeit“, stimmte er bereitwillig zu. „Um hierfür den Rahmen abzustecken, gibt es Anwälte.“
Sie hielt seinen Blick für einen Moment fest, bevor sie abrupt aufstand. Offenbar erkannte sie endlich, dass sie keine Chance hatte.
Er wusste nicht, was ihn mehr ärgerte: dass sie gehen wollte – oder dass er den Drang verspürte, sie zurückzuhalten. Er wollte sie immer noch. Zwischen ihnen existierte ein unsichtbares Band, das keiner von ihnen durchtrennen konnte. Und dieses Band hielt Kate an der Tür auf.
Als sie sich zu ihm umdrehte, verspürte er ein vertrautes Ziehen in den Lenden. Der Reiz, den diese Frau auf ihn ausübte, hatte nie nachgelassen. Sogar jetzt fühlte Santino, wie sich sein Puls beschleunigte. Ihre Augen waren dunkel, und die sinnlichen Lippen glänzten, nachdem sie sie mit der Zungenspitze befeuchtet hatte. Je länger er sie anschaute, desto stärker sehnte er sich nach Trost und Erlösung.
Um die Anspannung abzuschütteln, bewegte er leicht die Schultern. Dann schloss er für einen kurzen Moment fest die Augen, um sich Kate nicht dauernd nackt vorstellen zu müssen. Er wollte sich in ihr verlieren und die schmerzlichen Erinnerungen vergessen …
Das Bild bekam er einfach nicht aus seinem Kopf. Dauernd sah er sie im Geiste vor sich, ihren schlanken Körper, die vollen Brüste, die rosa Brustspitzen, die blassen Schenkel, seidenweiche Haut … Ob Kate ihn genauso begehrte wie er sie? Wenn sie wollten, könnten sie … „Du hättest nicht herkommen sollen, Kate.“
Seine Worte wirken wie ein Song, bei dem man genau hinhören muss, um den Text zu verstehen, fand Kate. Seine Augen leuchteten dunkel und intensiv. Darin loderte ein Feuer, das versprach, sie bis in ihr tiefstes Innerstes zu erwärmen. Sie sehnte sich so sehr danach, endlich nicht mehr zu frieren. Sekundenlang schloss sie die Augen. Als sie den Mund öffnete, um Luft zu holen, erinnerte Kate sich plötzlich wieder genau, wie es sich anfühlte, wenn Santino sie küsste …
„Lass dich von mir nicht aufhalten, Kate.“
Seine Augen funkelten verheißungsvoll, aber seine Stimme klirrte vor Kälte. Da begriff Kate, dass er nur mit ihr gespielt hatte – wie die Katze mit der Maus, bevor sie sich daran macht, sie genüsslich zu verspeisen. Santino hatte die Schlinge um ihren Hals lediglich kurz gelockert, um zu sehen, was passierte.
Also musste sie stark bleiben und sich gegen das brennende Verlangen wehren. Sie durfte nichts mehr für ihn zu
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