JULIA EXTRA BAND 0273
grausam ermordet worden war.
Stephanie schlug beide Hände vor das Gesicht und kniff die Augen zu. Und Daniel ging es ganz ähnlich.
„Grauenhaft, nicht wahr?“, bemerkte er.
„Entsetzlich.“ Sie stand auf und drehte sich vom Fernseher weg. Ihr Gesicht war aschfahl, und in ihren Augen schimmerten Tränen. „Der arme kleine Schatz.“
Daniel wusste, dass sie ein Herz für misshandelte Kinder hatte und ihnen Malen beibrachte. Natürlich rührte sie dieses Schicksal an. Bei wem wäre das nicht so?
„Ja.“ Die Unmenschlichkeit solcher Verbrecher stieß ihn ab.
Und wenn es sogar ihn, der zu echten Gefühlen nicht fähig war, vor Entsetzen schüttelte, wie musste sich dann erst ein empfindsamer Mensch wie Stephanie fühlen?
Er schaltete den Fernseher aus. Abgesehen von dem Licht in der Diele lag der Raum in vollkommener Dunkelheit. Stille hüllte sie ein. Nur der gedämpfte Lärm des Verkehrs drang zu ihnen.
„Möchten Sie eine Tasse Tee?“ Daniel hatte das Bedürfnis, Stephanie zu trösten.
Doch sie schüttelte den Kopf. „Nein danke. Ich muss noch mal runter.“
„Um diese Zeit?“
„Eine der Spülmaschinen hat vorhin geleckt. Ich möchte noch einmal nach ihr sehen.“
Warum hatte sie das nicht früher erwähnt? „Dann werde ich mir den Schaden mal ansehen. Ich kenne mich mit Wasserpumpen und dergleichen aus.“
„Nicht nötig. Wirklich. Ich komme schon zurecht.“
Mit anderen Worten: Sie legte keinen Wert auf seine Begleitung. Warum enttäuschte ihn das nur so?
„Gut. Rufen Sie mich, wenn es Probleme gibt.“
Ohne einen weiteren Kommentar verließ Stephanie eilig die Wohnung.
Daniel sprang unter die kalte Dusche. Als er anschließend wieder in seine Jeans schlüpfte, klingelte das Telefon.
„Daniel, bitte kommen Sie schnell. Ich brauche dringend Ihre Hilfe.“
Er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Das sind ja ganz andere Töne.“
„Es ist mir ernst. Wenn Sie mir helfen können, kommen Sie bitte runter.“
„Der Geschirrspüler?“
„Hier ist überall Wasser. Ich wate schon darin.“
„Füttern Sie mich im Anschluss mit Käsekuchen?“
„Was?“
„Nichts. Bin gleich da.“
Stephanie drückte noch einen Mopp Wasser aus und sah verzweifelt zu, wie immer mehr Flüssigkeit aus dem Geschirrspüler lief. Vor einer Woche hatte sie mit dem Klempner telefoniert,doch der war immer noch nicht aufgetaucht. Normalerweise hätte sie längst jemand anders beauftragt, doch momentan plagten sie zu viele andere Sorgen. Eine davon betraf das verschwundene Geld.
Eine andere Daniel Stephens. Seit er in ihr Leben getreten war, musste sie ständig an ihn denken, und dabei hatte sie sich sehr unwohl gefühlt. Doch seit dem Picknick hatte sich etwas verändert, und Stephanie wusste auch was. Sie mochte ihn. Seine Leidenschaft für Afrika gefiel ihr. Sein Streben nach einem so hehren Ziel beeindruckte sie. Und bei seinem Anblick schlug ihr Herz höher.
„Ahoi, Kapitänin. Habe ich die Erlaubnis, an Bord zu kommen?“
Stephanie sah zu ihm auf und lächelte überrascht.
Natürlich hatte sie ihn erwartet, aber das hatte sie nicht erwartet.
Barfuß und oben ohne watete Daniel in hochgekrempelten Jeans auf sie zu. An seiner Hüfte baumelte locker ein Werkzeuggürtel.
Mund zu, Stephanie. Du sollst wischen, und nicht deinen Mitbewohner anstarren.
Daniel Stephens, schwarz wie die Nacht, mit atemberaubenden Brust- und Schultermuskeln, das glänzende Haar noch nass und achtlos aus dem Piratengesicht gestrichen, verführte sie beinahe dazu, alle Vernunft über Bord zu werfen. Beinahe.
Beim Anblick seiner nackten Füße erschauderte Stephanie. Seit wann achtete sie auf die Füße eines Mannes?
„Sie haben Ihr Hemd vergessen“, murmelte sie.
Er grinste. „Sie haben gesagt, Sie brauchen mich. Dringend. Sollte ich auf die Bitte einer so schönen Frau nicht sofort reagieren?“
Er fand sie schön? Diese Vorstellung machte sie sprachlos. Schön? Etwas in ihr krümmte sich zusammen. Wie wenig er doch von ihr wusste.
Daniel dagegen war göttlich. Und er wusste es.
„Reparieren Sie das jetzt, oder wollen Sie sich mit mir anlegen?“
Sein Mundwinkel zuckte. „Beides, denke ich.“
Er hockte sich vor die Maschine, wobei der Werkzeuggürtel seine Hose noch ein wenig tiefer zog. Stephanie versuchtenicht hinzusehen.
„Ist es ein schlimmer Schaden?“
„Wahrscheinlich müssen wir das Restaurant für eine Woche schließen.“
Entsetzt ließ Stephanie den Mopp fallen. „Wenn das ein
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