JULIA EXTRA BAND 0274
Lily: „Dann verabschiede ich mich jetzt. Bitte rufen Sie mich an, wenn Sie irgendetwas brauchen.“
„Sie bleiben nicht bei uns, Lily?“, fragte Jeff.
Der Anblick seiner enttäuschten Miene versetzte ihr einen Stich. Hilfe suchend wandte Lily sich an den Prinzen.
„Jeff hat recht“, befand er. „Bleiben Sie, es gibt genug Eiscreme für alle.“
„Eiscreme!“ Der Junge strahlte. Schloss, Rüstung und Schwert waren mit einem Schlag vergessen.
Deena lachte. Leise bat sie Lily, nicht zu gehen. „Könnten Sie nicht bleiben? Ich … bin ein bisschen nervös.“
Das sah sie ihr deutlich an. Lily brachte es nicht fertig, die Bitte abzuschlagen. „Also gut, aber wenn mein Chef anruft, muss ich gehen.“
Erleichtert nickte Deena.
Nachdem sie die Suite betreten hatten, glaubte Lily, ihren Augen nicht zu trauen. Überall hingen Luftballons. Ein Mann in einem gestreiften Anzug und mit einem Zylinder auf dem Kopf stand hinter einem altmodischen Eiswagen. Auf diesem türmten sich Waffeltüten, Becher und Flaschen der verschiedensten Soßen: Schokolade, Karamell, Erdbeere. Dazu gab es Schlagsahne und noch viel mehr.
„Ich habe gehört, dass du gern Eis magst“, sagte Conrad zu Jeff und schmunzelte.
Danach unterhielten sich die beiden, als wären sie alte Bekannte. Conrad bewies Talent im Umgang mit Kindern, das musste Lily ihm zugestehen. Der Junge erzählte ihm von seinem Vater, von der Schule, seinen Lieblingsfächern und schließlich auch von seiner Krankheit. Nach einer Weile schlug der Prinz vor, vom angrenzenden Raum aus, den Blick auf New Yorks berühmten Central Park zu genießen.
„Er mag Kinder, das sieht man“, sagte Deena, als sie und Lily allein im Salon zurückblieben. „Und er weiß, wie man mit ihnen umgeht. Das ist selten.“
„Ja“, stimmte Lily zu.
„Ich wünschte, mein Mann wäre auch hier.“ Die junge Frau seufzte. „Sein Chef wollte ihm nicht freigeben. Mein Schatzhat sich geniert, ihm zu sagen, dass er den Prinzen auch gern gesehen hätte.“ Sie lachte.
„Das kann ich mir denken“, erwiderte Lily. „Wahrscheinlich findet er es unmännlich. Im Allgemeinen sind es die Frauen, die ihn umschwärmen.“
„Das kann ich mir denken. Heute Morgen stand in der Zeitung, dass er mit einer Schauspielerin befreundet ist. Brittany Oliver, glaube ich.“
„Na ja, was in den Zeitungen steht, stimmt nicht immer. Im Hotel habe ich ihn jedenfalls noch nie in Damenbegleitung gesehen. Er ist viel zu sehr mit der Stiftung beschäftigt.“
„Ist das nicht erstaunlich? Ein Mann wie er, reich und so gut aussehend … Man würde annehmen, dass ihm sein Vergnügen wichtiger ist.“ Hastig fügte sie hinzu: „Aber das ist nur eine Vermutung. Ich habe keine Ahnung, wie Prinzen oder Könige ihre Freizeit verbringen.“
Ich auch nicht, dachte Lily. Die meisten ihrer Vorstellungen hatten sich in den letzten Tagen als falsch erwiesen.
Als der Prinz und Jeff in den Salon zurückkamen, schob Conrad den Rollstuhl, während der Junge mit unsicheren Schritten neben ihm herging. Deena betrachtete ihn mit mütterlichem Stolz; ihre Augen glänzten. „Und ich dachte, dass du nach der Physiotherapie heute Morgen keine Kraft mehr hast.“
„Conrad wollte sehen, wie gut ich gehen kann.“
„Ich hoffe, es schadet ihm nicht.“ Verlegen lächelte der Prinz.
„Überhaupt nicht. Sein Therapeut sagt, er soll sich so viel wie möglich bewegen, es stärkt die Muskeln.“
Stolz demonstrierte der Junge, was er sonst noch alles konnte. Begeistert und gerührt applaudierten die Erwachsenen. Während er schließlich wieder im Rollstuhl saß und sich mit seiner Mutter verabschiedete, wischte sogar der Mann hinter dem Eiswagen verstohlen eine Träne der Rührung aus den Augen.
„Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, Hoheit“, sagte Deena. „Es war ein wunderschöner Nachmittag.“ Sie wandte sich an Lily. „Ihnen auch vielen, vielen Dank, dass Sie geblieben sind. Ich war noch nie in so einem eleganten Hotel,Sie haben mir sehr geholfen.“
Lily schluckte. „Mir hat es auch Spaß gemacht, Deena. Wenn Sie möchten, bringe ich Sie jetzt zum Fahrstuhl.“
Die junge Frau winkte ab. „Das brauchen Sie nicht, essen Sie lieber Ihr Eis. Es sei denn …“ Sie stockte. „Vielleicht ist es nicht üblich, ohne Begleitung hier herumzulaufen?“
„Ganz und gar nicht“, beruhigte Lily sie sofort. „Wenn Sie allein zurechtkommen, genehmige ich mir jetzt ein Bananensplit, bevor es wieder an die Arbeit
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