JULIA EXTRA BAND 0274
nicht darüber sprechen möchtest, kannst du mir aber wenigstens von deinem Großvater und der Liebesgeschichte, mit der die Restaurants ihren Anfang nahmen, erzählen.“
„Mein Großvater William Valentine geriet im Zweiten Weltkrieg im Zuge einer britischen Kampagne nach Neapel. Dort lernte er Lucia Fornari kennen und heiratete sie 1943.“
Als er nichts weiter sagte, hätte Maddie ihn am liebsten geschüttelt. „Und dann?“
„Sie gingen nach Großbritannien, und dort eröffnete er seiner Frau zu Ehren das erste Restaurant in Chelsea und nanntees Bella Lucia.“
„Schöne Lucia“, flüsterte Maddie andächtig. „Und dann?“
„Nach und nach erweiterten sie um zwei Restaurants, eines in Knightsbridge und das andere in Mayfair. Und bis zu seinem Tod im Juni hat William die Restaurants offenbar auch vorbildlich geführt.“
Diese Informationen musste Maddie erst einmal verdauen. „Das heißt, du hast in den zwölf Jahren überhaupt keinen Kontakt zu deiner Familie gehabt?“
Unbehaglich setzte er sich wieder. „Bevor du nun anfängst, mich zu beschimpfen, bedenke bitte, dass ich fürs Erste mit dem schieren Überleben beschäftigt war. Mit leeren Taschen ist es schwer, Kontakt zu halten.“
Mit achtzehn hatte er sich aus dem Nichts eine Existenz aufgebaut. Warum hatte er sich das angetan, obwohl er eine Familie hatte, die ihn liebte?
„Was ist passiert?“
„Ich habe überlebt.“ Er zuckte mit den Schultern. „Irgendwann habe ich eine kleine Summe von einem entfernten Onkel mütterlicherseits geerbt, und damit habe ich dann Valentine Ventures gegründet.“
„Gut.“ Für seine geschäftliche Situation von damals hatte Maddie Verständnis. „Aber als dein Geschäft lief, welche Ausrede hast du dann gefunden, um dich nicht bei Emma zu melden?“
„Sie hatte ihre eigene Karriere als Chefköchin im Bella Lucia.“
Maddie blieb hartnäckig. „Und warum bist du dann jetzt hergekommen?“
„Brauche ich einen Grund dafür?“
„Nach zwölf Jahren schon“, beharrte Maddie. „Außerdem sehe ich doch die Schuldgefühle in deinem Blick.“
Er sah zu Boden. „Okay. Unsere Eltern haben sich getrennt, und ich bin weggelaufen. Emma habe ich in dem Durcheinander zurückgelassen. Sie hat mich gebeten zu kommen, deshalb bin ich hier. Das war ich ihr schuldig.“
Er sah sie an, als reichte das als Erklärung. Als sie ihn nur kopfschüttelnd anblickte, runzelte er die Stirn. „Was ist?“
Maddie verschränkte die Arme vor der Brust. „Du kommst also nicht mit deinem Vater zurecht.“
Daraufhin starrte er sie entgeistert an. „Du hast doch gehört, was ich gesagt habe. Er hat seine Familie vernachlässigt und hat meine Mutter mit unzähligen Frauen betrogen. Reicht das nicht?“
„Unzählige Frauen? Und du behauptest, nicht wie er zu sein?“ Der Gedanke an seine wechselnden Liebschaften berührte einen empfindlichen Nerv in ihrem Inneren. „Der einzige Unterschied ist, dass du keine von deinen Frauen je geheiratet hast. Warum eigentlich nicht?“
„Weil ich Frauen mag.“ Er lächelte.
Maddie erwiderte sein Lächeln nicht. „Das ist keine Antwort.“
„Sagen wir, ich habe als Freund und Liebhaber mehr zu bieten als ich als Ehemann zu bieten habe.“ Als sie den Mund öffnete, fügte er hinzu: „Und jetzt reicht es.“
Ihr gesunder Menschenverstand und ihr Selbstschutzmechanismus warnten sie davor, Gefühle für Jack zu entwickeln. Im Gegensatz zu ihm würde sie sich nicht mit weniger als der Ehe zufriedengeben. Sie brauchte einen Mann, der wirklich zu ihr stand. Noch hatte sie sich keinem Mann hingegeben, weil sie wollte, dass es ihnen beiden wirklich etwas bedeutete. Ein drittes Mal auf einen Herzensbrecher hereinzufallen war nicht ihre Absicht. Und diesmal stand nicht nur ihr Glück auf dem Spiel, sondern auch ein gut bezahlter, äußerst befriedigender Job.
Maddie nickte. „Gut. Aber du solltest jetzt schnell nach Heathrow aufbrechen.“
Erstaunt sah er sie an. „Warum?“
„Du sagtest doch, du fliegst noch heute nach New York zurück.“
Unverwandt blickte er ihr in die Augen. „Bist du immer noch sicher, dass du bleiben willst?“
„Ja. Mein Urlaub steht sowieso bevor, und ich möchte gern etwas von London sehen.“
„Allein?“
„Ja.“ Sie konnte es nicht lassen, ihn zu necken. „Vielleicht hat Max ja Lust, mich herumzuführen.“
„Die Touren, die mein Bruder dir vorschlagen würde, würden dir nicht gefallen“, brummte er prompt.
„Du hast ihn doch
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