JULIA EXTRA Band 0281
lachte leise. Trotz ihres kühlen Benehmens hatte Maggie Mumm, und das gefiel ihm an einer Frau.
Das Wasser kochte, und sie fing an, Kaffee für zwei aufzugießen. Ohne ihn zu fragen, ob er welchen wolle.
Vielleicht hatte sie nichts gegen ihn persönlich, sondern war nur Arbeitern gegenüber distanziert?
Die Frauen in Portsea fielen in zwei Gruppen: solche, die durch Männer wie ihn förmlich hindurchblickten, und solche, die ihn als genaues Gegenstück zu ihren angesehen, langweiligen Ex-Ehemännern ansahen, denen sie ihr Geld und ihren Status verdankten.
Wenn sie zu den Hochnäsigen zählte, konnte er ja bei Gelegenheit wie zufällig einen Kontoauszug fallen lassen, um zu zeigen, dass es ihm nicht so schlecht ging, wie es vielleicht den Anschein hatte.
Allerdings war sie nicht wirklich nach seinem Geschmack, wenn er es genau überlegte. Sie war groß, ihre Art direkt statt charmant, und sie war viel zu kühl. Er hingegen liebte es warm … vor allem heiße Nächte mit einer feurigen Frau in den Armen.
Ja, bestimmt war es besser, Maggie Bryce in Ruhe zu lassen!
„Sind Sie auch für längere Jobs zu haben?“, fragte sie unvermittelt und reichte ihm einen Becher mit schwarzem Kaffee.
„Na ja, ich stehe auf Abruf für verschiedene Arbeiten bereit, besser gesagt, meine Nummer steht im Telefonbuch, und man kann sich mit mir einigen. Die Schwestern Barclay lassen jedenfalls keine Entschuldigung gelten, wenn bei ihnen eine Glühbirne gewechselt werden muss.“
„Es ist kein großer Job“, meinte sie. „Glaube ich.“
Tom war anderer Meinung. Das Haus zu renovieren wäre eine Heidenarbeit, aber eine, die sich lohnen würde. Er war sich sicher, dass hier in der Küche unter dem dicken Verputz die originalen Stuckverzierungen zu entdecken wären.
„Was genau soll ich tun?“, fragte er.
„Ich kann nicht zum Strand“, erklärte Maggie und zerstörte damit seinen Traum. „Der Bereich hinter dem Haus ist so überwuchert mit wildem Wein, Gebüsch und Dornenranken, dass man nichts anderes sehen kann.“
„Dornen“, wiederholte er. Das konnte ja heiter werden!
„Ja. Erinnern Sie sich an den heißen Tag letzte Woche, als kein Lüftchen vom Meer her wehte?“
Tom nickte. Er hatte an dem Tag den Eindruck gehabt, dass der Frühling zu Ende ging. Bald würden die Touristen durch den Ort schwärmen, sein Telefon würde unablässig klingeln – und er würde in den kommenden drei Monaten kaum Zeit haben, allein mit seinem Boot auszufahren.
„An dem Tag wollte ich den Strand begutachten, der zum Grundstück gehört“, erzählte Maggie weiter, „aber das Dickicht hätte man nur mit einer Motorsäge bewältigen können. Ihnen ist vielleicht schon aufgefallen, dass ich mich hier auf das Nötigste beschränke – und eine Motorsäge zählt für mich nicht dazu.“
Sieh an, sie hat also Humor und ist zu Selbstironie fähig, dachte Tom. Vielleicht war sie doch nicht zu groß für ihn? Außerdem waren Portsea und der Nachbarort Sorrento, wo er lebte, kleine Gemeinden. Insofern war es vernünftig, Maggie Bryce näher kennenzulernen – falls er mal eine Tasse Zucker borgen wollte.
„Wie lange leben Sie eigentlich schon hier?“, erkundigte er sich.
„Ich bin vor ungefähr sechs Monaten von Melbourne hergezogen“, antwortete sie, doch bevor er weiterfragen konnte, wies sie zur Hintertür. „Soll ich Ihnen das Gestrüpp mal zeigen?“
Plötzlich schien sie es eilig zu haben. Er folgte ihr auf eine schattige Veranda, die sich auf der Rückseite am Haus entlangzog. Einige wackelige Stufen führten auf einen kleinen gepflasterten Hof, der ebenso von Unkraut überwachsen war wie die Zufahrt.
Und dahinter erhob sich eine dreißig Meter dicke Wand aus dickem, dornigem, Jahrzehnte lang nicht gestutztem Gebüsch, das übermannshoch war. Er konnte nicht einmal ansatzweise sagen, wo die Klippe begann oder ob eine Treppe beziehungsweise ein Pfad zum Strand existierte. Falls es den überhaupt gab!
„Hübscher Farn“, meinte Tom, um nichts Unüberlegtes zu sagen, und duckte sich unter einer Reihe mickriger Pflanzen in hängenden Töpfen durch.
„Die habe ich mit dem Haus übernommen“, informierte Maggie ihn. „Wie Ihnen vielleicht schon aufgefallen ist, bin ich keine großartige Gärtnerin.“
„Ja, das hab ich bemerkt“, bestätigte er und fragte sich, wie viele Zweige und Blätter mittlerweile unter seinem Hemd steckten.
„Ich habe mich damit abgefunden, keinen grünen, sondern sozusagen einen schwarzen
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