JULIA EXTRA Band 0281
die Brüstung und beobachtete Tom, der unten energisch arbeitete.
Inzwischen hatte er den Pullover ausgezogen, sein graues T-Shirt war schon feucht von Schweiß und lag eng an seinem muskulösen Oberkörper an. Auf der untersten Stufe lagen der Werkzeuggurt und der Kissenbezug, aus dem ein Lappen herausschaute.
Unwillkürlich lächelte Maggie, während sie das Kinn auf die Hand stützte. Ein Mann, der seine Siebensachen in einem rosa Kissenbezug zur Arbeit mitnahm, war bestimmt ziemlich selbstsicher.
Smiley kam zu ihr und schmiegte die Schnauze in ihre Hand.
„Na, mein Guter, wie geht’s?“, fragte sie, und er sah sie verständnislos an. „Ich weiß ja, dass du hier draußen als Wachhund ein bisschen aus der Übung bist, aber könntest du mich nächstes Mal warnen, wenn ein Fremder an der Tür steht?“
Er ließ sich auf ihren Füßen nieder, und mehr Reaktion konnte sie von ihm nicht erwarten.
Sie trank einen Schluck des starken, aromatischen Kaffees und seufzte zufrieden, dann wandte sie die Aufmerksamkeit wieder ihrem Helfer zu. Er würde Tage, wenn nicht Wochen benötigen, um die Wildnis zu bändigen. Und obwohl er ein ziemlicher Charmeur zu sein schien und sie nicht beabsichtigte, auf sein Flirten einzugehen, fand sie doch, dass sie höflich zu ihm sein sollte.
Ja, sie würde ihm Mittagessen anbieten. Nichts Großartiges natürlich, sondern ein Sandwich mit Käse und Tomaten. Um ihm zu zeigen, dass ihr nur an seiner Geschicklichkeit als Handwerker lag und nicht an den anderen Qualitäten, die er ganz offensichtlich zu bieten hatte.
„Ich bin anscheinend hungriger, als ich dachte“, bemerkte Maggie zu Smiley und scheuchte ihn von ihren Füßen hoch. „Ab ins Haus mit uns.“
Etwa zehn Minuten später ging sie die hölzerne Treppe von der Veranda hinunter mit dem ersten Essen, das sie in den vergangenen sechs Monaten für jemand anderen außer sich – und natürlich Smiley – gemacht hatte. Sogar ihre Freundinnen Freya, Sandra und Ashleigh brachten zu den regelmäßigen Treffen mittwochs selbst etwas zu essen mit, was nur vernünftig war. Käsesandwich mit Tomaten war so ziemlich das Einzige, was Maggie an Genießbarem produzieren konnte.
Tom wandte sich um, als er die Stufen knarren hörte, und strich sich das Haar aus der Stirn, was er augenscheinlich schon häufiger getan hatte.
„Ich dachte mir, dass Sie vielleicht hungrig sind“, begann Maggie.
„Ja, wie ein Wolf!“, bestätigte er. „Danke schön.“ Er richtete sich auf und reckte die muskulösen Arme über den Kopf.
Sie stellte den Teller mit dem Sandwich und den Becher Kaffee auf die Treppe und wollte eigentlich gleich wieder ins Haus zurück, doch sie bemerkte einen Schmutzstreifen quer über Toms Stirn. Zuerst dachte sie daran, nichts zu sagen, aber dann störte es sie doch zu sehr.
„Sie haben da Schmutz“, sagte sie leise und wies auf seine Stirn.
Tom zuckte nur die breiten Schultern. „Es wird nicht der letzte sein. Diese Art Arbeit hinterlässt nun mal Spuren. Ihre übrigens auch, wie ich sehe.“
Da er den Blick senkte, sah sie ebenfalls nach unten und stellte fest, dass ihre Füße mit blauen und roten Farbsprenkeln verziert waren. Früher hatte sie sich einmal pro Woche eine professionelle Pediküre gegönnt, jetzt lackierte sie sich nicht einmal mehr die Nägel.
„Na ja, das ist Arbeitsrisiko“, meinte sie und stellte den schmutzigeren Fuß hinter den anderen.
„Schmutzig zu werden ist immer noch weniger schlimm, als hohen Blutdruck zu haben und unter Stress zu stehen wie die armen Menschen in der Großstadt“, erwiderte Tom und lächelte.
Will er sich mit mir unterhalten?, fragte Maggie sich im Stillen. Sie müsste sich eigentlich um das unfertige Bild kümmern, aber sie wollte nicht unhöflich sein.
„An hohem Blutdruck liegt mir nichts, aber das Tempo der Großstadt vermisse ich hier schon“, gestand sie.
„Wieso denn das?“
„Ohne Termindruck neige ich leider dazu, mich zu verzetteln. Man hat mir schon nachgesagt, ich hätte die Nabelschau zur Kunstform erhoben.“
Er blickte ihr auf den Bauch, und sie musste sich zwingen, nicht ihr T-Shirt weiter nach unten zu ziehen, obwohl es den Nabel durchaus verdeckte.
„Außerdem vermisse ich nachts den Verkehrslärm“, fügte sie hinzu. „Dieses permanente Rauschen unter dem Fenster. Ohne das schlafe ich nicht vor zwei Uhr morgens ein. Meine Freundin Freya meint, ich solle froh sein, dass ich Abgase gegen frische Seeluft getauscht habe. Aber ein
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