JULIA EXTRA Band 0281
wortreich.
„Die Rothaarige scheint mich nicht gemocht zu haben“, meinte er. „Habe ich ihr mal die Vorfahrt genommen oder so?“
„Eher nicht. Freya versucht nur, uns alle vor den bösen Männern zu beschützen“, erklärte Maggie offen. „Nehmen Sie es nicht persönlich.“
„Okay. Und wie aufregend, Ashleigh Carruthers kennenzulernen“, fügte er hinzu. „Ich hatte keine Ahnung, dass sie hier lebt.“
„Nein? Ihretwegen habe ich mir hier ein Haus gekauft“, sagte Maggie.
„Sie hat Ihnen geholfen, Belvedere zu finden?“
„Nein, dieses Prachtstück geht allein auf mein Konto. Es war wie eine Reflexhandlung auf die damalige Situation bei mir zu Hause. Es war das erste Haus, das der Makler mir anbot, und ich habe es ohne groß zu überlegen genommen. Und ohne es vorher zu besichtigen.“
„Sind Sie immer so spontan?“, wollte Tom wissen.
Sie zuckte die Schultern. „Nur gelegentlich. Belvedere zu kaufen und hierherzuziehen waren bisher meine einzigen spontanen Handlungen.“
„Aha. Ich hatte gehofft, Sie wären mutiger.“
Wieso gehofft?, dachte Maggie. Hätte es nicht „erwartet“ heißen müssen?
„Erzählen Sie mir etwas über Sandra“, forderte Tom sie auf.
„Die ist viel zu jung für Sie!“ Maggie runzelte die Stirn und streckte die langen Beine aus.
Er lachte. „Sandra ist alt genug, um das selbst zu entscheiden. Also meinen Sie, ich wäre zu alt? Wie alt schätzen Sie mich denn?“
Sie nutzte die Gelegenheit, ihn einmal ganz offen mustern zu können. Kantiges Kinn, ein Mund, der gern lächelte, gerade Nase, lockiges dunkles Haar, ein bisschen zu lang, was ihm ein jungenhaftes Aussehen gab.
Und natürlich die haselnussbraunen Augen, in denen Humor und vor allem auch Intelligenz blitzte. Intelligenz, die von Erfahrung, Vitalität und Selbstkritik zeugte.
Maggie fragte sich, ob dieser so entspannte Mann auch mal Zeiten durchgemacht hatte, in denen nicht alles nach seinen Vorstellungen gegangen war.
Man konnte ihn zweifellos als Mann von Charakter beschreiben. Elegant war er allerdings überhaupt nicht. Sie überlegte, ob er jemals einen Anzug besessen hatte.
„Wenn ich schätze, dass Sie auf die vierzig zugehen, schütten Sie mir wahrscheinlich das Bier ins Gesicht“, sagte Maggie schließlich. „Wenn ich Sie näher an meinem Alter von neunundzwanzig ansiedele, küssen Sie mich wahrscheinlich vor Dankbarkeit. Also wähle ich den sicheren Mittelweg und rate, dass Sie Anfang dreißig sind.“
„Das kommt ganz gut hin“, bestätigte er. „Aber Sie brauchen keine Angst zu haben, ich würde mein gutes Bier niemals auf so unhöfliche Weise vergeuden.“
Er prostete ihr zu und trank dann einen weiteren großen Schluck. Dass er sich vorstellen könne, sie zu küssen, bestritt er hingegen nicht.
„Habe ich eine gute Sorte Bier ausgesucht?“, erkundigte sich Maggie höflich.
Tom setzte sich neben sie auf den zweiten Gartenstuhl und streckte ebenfalls die Beine aus. „Ich genieße jede Sekunde!“
Ihr war klar, dass er sie neckte, und wieder durchzuckte sie ein seltsam prickelndes Gefühl.
„Wirklich?“ Auch sie trank einen Schluck. „Allmählich glaube ich nämlich, dass Sie unter all dem Staub und den Bartstoppeln im Grunde Ihres Herzens ein Merlot-Mann sind.“
Er lachte laut. „Und was, um alles in der Welt, ist das?“
„Ein Mann, der Markenjeans und teure Stiefel trägt, um ein Dickicht zu roden“, antwortete sie und wies mit dem Kinn auf seine Beine. Irrte sie sich, oder wurde er tatsächlich ganz kurz rot?
Aber sie wusste besser als manche andere, dass Kleider eben keine Leute machten. Unter einem eleganten Anzug konnte trotzdem ein Schuft stecken.
„Ein Merlot-Mann liebt die schönen Dinge des Lebens“, erklärte sie weiter. „Guten Wein, Hummer und Kaviar statt Fisch und Chips. Und da Ihnen mein Bild Big Blue gefällt, weiß ich, dass Sie etwas für Kunst übrig haben.“
Das Lächeln in seinen Augen schwand, als er sie von Kopf bis Fuß betrachtete. Ganz so, als wäre sie ein Kunstwerk!
„Aber ich könnte jederzeit eine Tüte mit Fisch und Chips verdrücken“, scherzte er.
Nun lachte auch sie. Er war genauso, wie sie gehofft hatte. Oder vielmehr erwartet.
Bis er hinzufügte: „Natürlich ist es schon eine Weile her, dass ich zuletzt Hummer gegessen habe.“
Darauf ging sie nicht ein, sondern trank noch einen Schluck. „Und was haben Sie am Wochenende vor? Wo ihre Chefin so nett war, Ihnen freizugeben?“
„Angeln.“
„Vom Boot
Weitere Kostenlose Bücher