JULIA EXTRA Band 0281
sarkastisch.
„Aber was ist mit Carl?“, wollte Freya wissen. „Ich weiß, er hat dir Unverzeihliches angetan, aber er ist doch wenigstens kultiviert und stammt aus unseren Kreisen. Außerdem ist er reif und hat dir nie vorgeworfen, dass du manchmal eine Nervensäge sein kannst.“
„Ja, und was hat ihr das eingebracht?“ Wie so oft warf Ashleigh ein erhellendes Licht auf den wichtigsten Punkt der Diskussion.
Maggie legte Freya einen Arm um die verkrampften Schultern. „Ehrlich gesagt hat mich Carls sogenannte Reife oft fürchterlich frustriert. Ich bin launisch, manchmal sogar total schlecht gelaunt, aber er hat nie auch nur ein Wort gesagt. Es war bestimmt nicht gut für ihn, immer alles so zu verdrängen.“
„Und wie ist es mit Tom?“ Sandra stellte die Frage, der sie bisher alle ausgewichen waren.
„Mit Tom fühle ich mich dauernd herausgefordert. Wenn ich sarkastisch bin, kontert er im selben Ton, wenn ich aufbrause, braust er auch auf. Und wenn wir uns auf drei Meter nahe kommen, möchte ich mich am liebsten in seine Arme werfen und ihn nie mehr loslassen.“
Freya runzelte kritisch die Stirn, Sandra seufzte, und Ashleigh sah Maggie eindringlich an.
Diese merkte plötzlich, dass sie nicht aufhören konnte, von Tom zu schwärmen. „Er ist umwerfend charmant, aber es verdeckt nur die Tatsache, dass er genauso viele seelische Narben hat wie wir alle. Er ist einfühlsam und nicht affektiert. Außerdem sieht er umwerfend aus, oder?“
Ashleigh lächelte, Sandra nickte und sogar Freya zog eine Braue hoch.
„Jedes Mal, wenn ich eine Beziehung angefangen habe“, erklärte Maggie weiter, „habe ich erwartet, verletzt und verlassen zu werden. Und es ist auch prompt jedes Mal passiert. Bei Tom denke ich nicht an so was, und bisher ist es einfach wunderschön mit uns.“
Am liebsten hätte sie beschrieben, wie nett Tom jeden Tag zu ihr war, wie sehr sie sich über all die kleinen Aufmerksamkeiten, die er ihr erwies, freute, aber dann ließ sie es bleiben, weil sie nicht wollte, dass Freya darüber spottete. Ihre Freundin spottete gern, denn sie war selbst nie wirklich verliebt gewesen.
Also schloss Maggie das Thema ab, indem sie sagte: „Er hat herausgefunden, worum es sich in meinem Bild Big Blue handelt.“
„Tatsächlich?“ Sandra blickte zu der Leinwand, die am Tisch lehnte. „Und worum handelt es sich?“
„Um ein Selbstporträt“, verriet Maggie.
Die beiden jüngeren Frauen standen sofort auf und betrachteten das Bild aus der Nähe.
„Tatsächlich!“, meinte Freya schließlich rau. „Wieso haben wir das nicht erkannt?“
„Ich weiß nicht. Tom hat es schon vor einigen Tagen bemerkt. Ich sage ja, er hat sehr viel Einfühlungsvermögen.“
Freya kauerte sich vor Maggie und umfasste ihre Hände. „Das sind die Männer, die dir letztlich am meisten wehtun“, warnte sie eindringlich.
„Ach was, die weinen selber, wenn man genug von ihnen hat“, meinte Sandra auf ihre übliche kaltschnäuzige Art. „Er ist wirklich toll, Maggie, aber es wird ein ziemliches Chaos geben, wenn du wieder zur Vernunft gekommen bist und dich von ihm trennen willst.“
„Und ich habe mich ein bisschen umgehört“, ergriff Freya wieder das Wort. „Du bist für ihn nur eine von vielen. Er ist ein richtiger Herzensbrecher, der sich an Frauen heranmacht, die eigentlich nicht zu haben sind. Es heißt, er wäre so reich wie Krösus, und er bildet sich wahrscheinlich ein, er kann Leute nach Belieben benutzen und fallen lassen.“
„Freya, hör auf!“, bat Maggie. „Du tust dir selbst keinen Gefallen, wenn du diesen Unsinn weiter verbreitest. Du kennst ihn doch gar nicht.“ Ihre Stimme bebte, und sie zog die Hände aus Freyas Griff.
Freya zuckte zurück, als wäre sie geschlagen worden. „Ich brauche frische Luft!“ Sie stand auf und eilte auf den Balkon.
„Und ich eine Zigarette“, sagte Sandra und folgte ihr nach draußen.
„Ich war auch einmal verliebt“, begann Ashleigh, als sie und Maggie allein waren. „Damals war ich dreißig. Der Mann hieß Robert. Er war groß, intelligent und hatte blaue Augen, die bis auf den Grund meiner Seele zu blicken schienen, wie man so schön sagt.“
„Und dann?“
„Innerhalb einer Stunde war ich verloren, innerhalb derselben Nacht habe ich sein Bett geteilt … und nach sechs Monaten absoluten Glücks erfuhr ich, dass er verheiratet war.“
„Oh, Ashleigh, du Arme!“ Maggie sah in den Augen der Freundin einen Ausdruck, der verriet, dass Ashleigh
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