JULIA EXTRA Band 0281
azurblauen Tops zurecht, dann klingelte sie.
Als sie ein Geräusch hinter der Tür hörte, hätte sie sich am liebsten irgendwo versteckt, aber dazu war es zu spät. Außerdem hätte ihr Jeep, der vor dem Haus stand, ihre Anwesenheit ohnehin verraten.
Ihr Herz pochte wie rasend, während sie zusah, wie die Tür langsam geöffnet wurde, doch dann atmete sie erleichtert auf. Denn da stand Tom, wie sie ihn kannte und liebte. Er trug ein graues T-Shirt und abgeschnittene Jeans. Sein Haar war ein bisschen zerzaust, und in der Hand hielt er einen Behälter mit chinesischem Essen.
Trotz dieser luxuriösen Umgebung war er der Tom, den sie kannte.
„Maggie!“, sagte er überrascht und stellte den Behälter auf den Flurtisch, dann wischte er sich die Hände an der Hose ab. „Was gibt’s?“
Sie atmete tief durch und hob die Flasche Wein höher, während sie mit dem Kinn auf den Umschlag in der anderen Hand deutete. „Ich bin jetzt endlich offiziell geschieden“, antwortete sie nervös. „Das würde ich gern feiern.“
Seine Augen schienen aufzuleuchten, aber das konnte auch an einem Flackern des Lichts gelegen haben, denn so stumm, wie er blieb, war er offenbar keineswegs erfreut.
Sie kam sich immer mehr wie eine Närrin vor. Wenn er grundsätzlich auf Abstand bleiben wollte, würde ihre Scheidung daran auch nichts ändern, oder?
Doch da trat Tom einen Schritt zurück, und im Licht der Flurlampe sah sie die Wärme in seinem Blick, das einladende Lächeln.
Maggie zögerte nicht länger, sondern ging ins Haus.
Das ist ja wirklich eine Überraschung, dachte Tom und schloss die Tür. Maggie legte einen Umschlag auf den Tisch und stellte die Flasche daneben, dann ging sie weiter ins Wohnzimmer und begutachtete die Bilder, die Topfpflanzen und die schlichte Eleganz der Möblierung, auf die er einfach nicht hatte verzichten wollen, als er aus der Großstadt weggezogen war.
Dass Maggie als Erstes an ihn gedacht hatte, um zu feiern, wunderte ihn. Nun hatte er nicht so viel Zeit, um über die Beziehung zu ihr nachzudenken, wie ihm lieb gewesen wäre.
Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er nicht passend gekleidet war, um Damenbesuch zu empfangen, und sich wenigstens eine lange Hose anziehen sollte. Aber er befürchtete, Maggie könne das Haus verlassen, sobald er ihr den Rücken kehrte, denn sie wirkte schrecklich nervös.
Und sie sah sehr verführerisch aus in dem am Rücken tief ausgeschnittenen Top und mit dem locker aufgesteckten Haar. Sie trug enge Jeans und hochhackige Schuhe und bot einen ungewohnten Anblick, in dem sie ihm reizvoller erschien als jemals zuvor.
Vor dem Kamin blieb sie stehen und betrachtete Big Blue. Er hatte das Bild bereits aufgehängt, und es war perfekt beleuchtet, denn es ersetzte ein anderes Kunstwerk, das er dummerweise noch nicht außer Sichtweite gebracht, sondern ans Sofa gelehnt hatte.
„Du hast es an Stelle eines Drysdale aufgehängt?“, fragte Maggie ungläubig und wies auf das Werk eines der berühmtesten australischen Maler. Dann fügte sie hinzu: „Du besitzt einen Drysdale?“
„Und im Schlafzimmer hängt ein Nolan“, fügte Tom hinzu.
Nun wirkte sie noch bestürzter. „Wenn ich mich nicht irre, ist das eine Skulptur von Rodin, oder?“, fragte Maggie weiter und ging zu einer kleinen Statue in der einen Ecke. „Sind die nicht unbezahlbar?“
„Nicht ganz. Ich habe sie jedenfalls vor einigen Jahren zu einem recht vernünftigen Preis erstanden“, erklärte er und hoffte, es klang nicht allzu angeberisch.
Aber da Maggie ja selber sah, in welcher Umgebung er lebte, konnte er nicht länger so tun, als wäre er ein armer Mann.
„In Sydney hast du also in der Baubranche als Restaurator gearbeitet“, sagte sie und ließ die Finger sanft über die Statue gleiten. „Aber offensichtlich nicht als einfacher Handwerker.“
„Stimmt. Mir gehörte die Firma“, gab er zu. „Ich bin gelernter Architekt, und mein Baubüro wurde sehr erfolgreich. Ich verdiente damit ein Vermögen und habe einen sehr schönen Preis dafür erzielt, als ich es verkaufte, bevor ich hierherzog.“
„Und dieses Haus …“ Sie machte eine umfassende Geste. „Hast du das entworfen?“
Er nickte. „Jede kleinste Einzelheit. Es war sozusagen meine Abschiedsvorstellung, bevor ich mich aus dem Beruf zurückzog.“
„Oh, Tom, es ist atemberaubend. Wie konntest du einen Beruf aufgeben, in dem du so brillant bist?“
Er trat auf sie zu, doch sie wich beinahe unmerklich zurück. „Mein Beruf war
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