JULIA EXTRA Band 0281
ihm habe ich keinen Cent verlangt. Das Haus hier gehört mir, kostet aber Unsummen allein an Grundsteuer und Unterhalt. Da ich seit beinahe einem Jahr keine Bilder mehr verkauft habe, sind meine Ersparnisse ziemlich am Ende.“
„Und wenn sich die neuen Bilder gut verkaufen, kannst du Belvedere behalten?“, fragte Tom endlich.
„Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um das hier …“, sie blickte ihn unverwandt an, „… nicht zu verlieren. Auch wenn ich damit meinem Ruf als ernsthafte Künstlerin schade, indem ich diese untypischen Werke verkaufe. So, und nun hör auf, mich so finster anzustarren, und wünsch mir lieber viel Glück für mein Vorhaben.“
Bitte, flehte sie ihn stumm an, tu es als Zeichen, dass auch du möchtest, dass ich hierbleibe.
„Viel Glück, Maggie!“, sagte Tom und klemmte sich das Bild unter den Arm. „Wir sehen uns morgen also noch mal?“
„Ja, das wäre schön.“
Ohne noch etwas zu sagen, drehte er sich um und verließ das Haus.
11. KAPITEL
Kurz nachdem Tom das Haus verlassen hatte, erhielt Maggie per Eilboten eine sehnlich erwartete Postsendung: die von Carl endlich unterschriebenen Scheidungspapiere.
Zum ersten Mal im Leben fühlte sie sich wirklich frei. Frei, zu tun, was sie wollte, selbst wenn es etwas so Albernes gewesen wäre wie auf dem neuen Sofa herumzuhopsen.
Allerdings wollte sie etwas ganz anderes … und zwanzig Minuten später fuhr sie tatsächlich die Auffahrt zu Toms Haus entlang. Sie hatte ungefähr zehn Minuten damit verbracht, seine Adresse zu ermitteln. Die stand nicht im Telefonbuch, und der Laden seines Cousins Alex war bereits geschlossen, aber schließlich hatte Sandra ihr helfen können, die einen Bekannten hatte, der mit den Campbells recht gut befreundet war.
Und nun fragte sich Maggie nervös, was sie am Ende der Auffahrt erwarten würde. Ein Wohnwagen auf einer windumtosten Klippe? Oder ein altes Haus, das Tom nach und nach am Feierabend liebevoll restaurierte?
Was sie dann wirklich erblickte, verschlug ihr den Atem. Am Ende der Auffahrt mit den säuberlich gestutzten Hecken lag rechter Hand ein riesiger Tennisplatz. Auf der linken Seite gab es einen überdachten Swimmingpool, von dem aus ein verglaster, mit violetten Bougainvillea bepflanzter Gang zu einem fantastischen, weitläufigen Bungalow führte, der von Palmen umgeben auf der Klippe stand.
Maggie fuhr auf den gepflasterten Parklatz neben dem Haus und schaltete die Scheinwerfer aus. Es war draußen gerade noch hell genug, um zu erkennen, dass der Bungalow von einer umlaufenden Veranda umgeben war, die in einen Pavillon mit einem Grillplatz und einem Whirlpool mündete. Dahinter fiel die Klippe senkrecht zum Meer ab, sodass nichts die Aussicht auf den unendlichen Ozean verstellte.
Sie hatte ja die Aussicht aus ihrem Wohnzimmer schon ziemlich großartig gefunden, aber diese hier war atemberaubend, ja geradezu spektakulär. Das Haus und das Grundstück waren das reinste Paradies … und mindestens dreimal so teuer wie ihr Belvedere!
Da hatte sie gedacht, ein so entspannter Mensch wie Tom hätte sich niemals dem Stress des harten Berufslebens ausgesetzt, aber nun sah es ganz so aus, als hätte er es doch getan – und sich frühzeitig und mit viel Profit daraus zurückgezogen. Freya hatte behauptet, er wäre reicher als Krösus, und das war anscheinend keine Übertreibung gewesen.
Trotzdem ist er nicht wie die anderen, sagte Maggie sich beklommen. Die anderen reichen Männer, die sie kennengelernt hatte, hatten ihren Reichtum wie eine Rüstung getragen und damit geprotzt, sie hatten blasiert auf die anderen heruntergesehen.
Tom dagegen hatte hinreißend gelächelt, umwerfenden Charme bewiesen, dazu Fürsorglichkeit und Sinn für Humor gezeigt.
Er war wirklich ganz anders.
Maggie nahm die Flasche Wein, die sie unterwegs gekauft hatte, und stieg aus. Sofort gingen, von Bewegungsmeldern gesteuert, Lampen an, die den Weg zum Haus beleuchteten.
Sie trug ihr einziges Paar hochhackiger Schuhe, aber bestimmt wurden ihr nicht deswegen die Knie plötzlich weich. An der Haustür hing ein Schild mit der Aufschrift: „Wenn ich nicht hier bin, bin ich beim Angeln“, was sie zum Lächeln brachte. Die Männer, die sie früher bewundert hatte, hätten so ein Schild niemals an die Tür gehängt.
Tom war tatsächlich anders.
Und das gefiel ihr so an ihm.
Maggie strich sich über das locker hochgesteckte Haar und schob den einen dünnen Träger des
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