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JULIA EXTRA Band 0281

JULIA EXTRA Band 0281

Titel: JULIA EXTRA Band 0281 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Julia James , Ally Blake , Jennie Lucas
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gedauert hatte, bis er zur Ruhe gekommen war. Er hatte immerzu von dem Mann gesprochen, „der gesagt hat, dass er mein Vater ist“.
    Sicher sprach aus ihm nur die Neugier. Vielleicht waren die Ereignisse dieses Abends nichts weiter als ein weiteres Abenteuer im Leben eines Dreijährigen. Ihm konnte nicht klar sein, was es bedeutete, auf einmal einen Vater zu haben, plötzlich und ohne jede Vorwarnung. Aber Clare wich trotzdem klärenden Antworten aus, so gut sie konnte, ohne Joeys Argwohn zu wecken.
    Clare spürte, dass sie erneut in Wut geriet. Seit sie die Tür hinter Xander geschlossen hatte, überkam dieser ohnmächtige Zorn sie immer und immer wieder. Wie hatte er das nur zu Joey sagen können? So direkt und völlig unvorbereitet? Sie konnte es weder ungeschehen machen noch richtigstellen. Joey war gerade mal drei Jahre alt geworden und experimentierte noch mit der Sprache, sodass sich Clare nie sicher war, wie viel und was genau er schon verstand.
    Und nun saß sie da, rieb sich nervös die Hände und sah mit hoffnungslosem Blick hinüber zu Vi.
    Diese antwortete einen Moment lang nicht, sondern konzentrierte sich auf ein kniffeliges Stück ihrer Handarbeit. Dann, ohne aufzusehen, sagte sie: „Du kennst mich, Clare. Ich gebe niemandem Ratschläge, die nicht ausdrücklich erwünscht sind. Aber …“, ihre alten, gescheiten Augen glitten zu Clare hinüber, „… egal, was du unternimmst, es muss zu Joeys Bestem geschehen. Nicht zu deinem. Das alles muss wirklich schwer für dich sein.“
    Nach einer kleinen Pause fuhr sie fort: „Damals, als es dir sehr schlecht ging, bist du zu mir gekommen. Du sagtest, Joeys Vater würde sich nicht um den Kleinen oder um dich kümmern. Dass er euch zwar Unterhalt bezahlen würde, aber dass er Joey nicht weiter würde sehen wollen. Und dass das für ein Kind nicht gut wäre.“
    Ihre Stimme veränderte sich nur ein klein wenig. Obwohl sie noch immer mitfühlend war, schwang nun ein Hauch Tadel mit. „Der Mann, der heute hier war, scheint nichts mit dem gemein zu haben, von dem du mir damals erzählt hast. Das hier war ein wütender Mann, meine Liebe. Nicht, weil er herausgefunden hat, dass er einen Sohn hat. Wenn das der Grund für seine Wut war, wieso hätte er dann hierbleiben und Joey erzählen sollen, dass er sein Vater ist? Nein, er möchte wirklich Joeys Dad sein. Das ist der Grund.“
    Clare sah Vi mit leerem Blick an. „Aber Vi, du verstehst nicht. Er ist kein normaler Mann“, fuhr sie verzweifelt auf. „Er ist kein ‚Dad‘, wie du ihn nennst. Er führt ein Leben, das du dir nicht vorstellen kannst …“
    Sie brach ab und sah vor ihrem inneren Auge die luxuriöse Welt, in der sich Xander Anaketos bewegte. Früher einmal hatte sie sich an seiner Seite darin bewegt, in Kleidern, die ein Vermögen kosteten, mit Juwelen, die ein noch größeres Vermögen wert waren … Es war eine Welt, die ihr heute total unwirklich vorkam. Heute war ihr Horizont darauf beschränkt, in den Supermärkten nach den besten Schnäppchen zu suchen. Sie musste stets umsichtig planen und konnte sich nie etwas gönnen.
    Wenn sie daran dachte, hatte sie den Eindruck, Xander käme von einem anderen Stern. Und wenn es nach ihr ginge, sollte er ruhig auf diesem anderen Stern bleiben. So viele Vorteile die Welt des Reichtums und Glamours auch bot, Clare würde nicht mehr tauschen wollen – nicht um den Preis, Joey teilen oder gar aufgeben zu müssen. Die Angst verschlug ihr den Atem. Nein, sie würde Joey niemals aufgeben – um nichts auf der Welt!
    Vi schüttelte heftig den Kopf. „Wenn er Joeys Vater sein möchte, dann wirst du ihn deshalb nicht aufhalten können, meine Liebe.“
    Clares Miene wurde hart. „Väter von unehelichen Kindern haben in diesem Land keinerlei Rechte“, stellte sie ungerührt fest. Und irgendwie beruhigte sie sich selbst mit dieser Antwort.
    Über ihre Stricknadeln hinweg warf Vi ihr einen langen Blick zu. „Hier geht es nicht um Gesetze und Rechte. Hier geht es darum, dass er für einen kleinen Jungen der Vater sein möchte“, erwiderte Vi ruhig.
    „Ich lasse nicht zu, dass Joey verletzt wird“, antwortete Clare leidenschaftlich. „Ich lasse nicht zu, dass er denkt, er hätte einen Vater, und später stellt sich heraus, dass das gar nicht der Fall ist. Xander wird hier nicht einfach hereinspazieren und ihn durcheinanderbringen! Joey hat mich, und er kann sich auf mich verlassen!“
    „Ach, Liebes“, meinte Vi sanft und legte ihr Strickzeug nieder.

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