JULIA EXTRA Band 0281
Tamsin Winter immun zu sein?
Er hatte sich geirrt.
„Ich erwarte eine Entschuldigung.“
Marcos hob arrogant die Brauen. „Ich schulde dir gar nichts.“
„Ich bin nicht die Schlampe, für die du mich hältst.“
Verächtlich blickte er Tamsin an.
„Okay!“, stieß sie entnervt hervor. „Ich war in London mit verschiedenen Männern aus … zum ersten Mal in meinem Leben. Ich bin erwachsen und kann tun und lassen, was mir gefällt. Mein sogenannter guter Ruf interessiert mich nicht. Wenn ich die ganze Nacht unterwegs sein möchte, dann tue ich es einfach. Aber ich habe nie …“
„Was hast du nie?“, hakte er nach, als sie verstummte.
Tamsin wandte sich ab. „Vergiss es.“
Sie wirkte plötzlich so traurig, dass er den unbändigen Drang verspürte, sie in die Arme zu schließen und zu trösten. Und vor allen Dingen, sie zu küssen …
Por Dios! Das war doch nur ein neuer Trick von ihr. Hatte diese Frau denn überhaupt kein Schamgefühl? Mit einer heftigen Bewegung klappte er sein Handy auf.
„Was tust du da?“, wollte Tamsin alarmiert wissen.
„Etwas, was schon seit Stunden überfällig ist“, knurrte Marcos. „Ich werde deinen Bruder und Aziz endlich wissen lassen, dass du in meiner Gewalt bist. Wen soll ich zuerst informieren?“
„Keinen von beiden.“
„Keinen? Das überrascht mich. Jede normale Frau würde mich anflehen, ihre Familie und ihre Freunde über ihren Verbleib zu unterrichten. Und sei es nur aus der vagen Hoffnung heraus, vielleicht von ihnen befreit zu werden.“
Tamsin errötete. „Natürlich will ich von hier weg, es ist nur …“
„Ja?“ Sein Finger schwebte abwartend über den Tasten.
„Ich befürchte, sie würden gar nicht versuchen, mich zu retten.“
„Du glaubst, es macht ihnen nichts aus, dass ich dich entführt habe?“ Er lachte spöttisch. „Da täuschst du dich. Du bist Aziz’ Verlobte und Sheldons Schwester. Wenn sie schon keine Angst um dich haben, dann aber ganz gewiss um ihren dicken Geschäftsabschluss.“
Tamsins Augen weiteten sich erstaunt. „Du weißt davon?“
„Natürlich“, gab er ungeduldig zurück. „Ohne Heirat kein Geschäft. Winter Cosmetics wird aufgesplittet und unter Wert verkauft, und sowohl Sheldon als auch Aziz sind ruiniert.“
„Deshalb hast du mich also entführt …“
Als Marcos bewusst wurde, dass er gegen seinen Willen so viel preisgegeben hatte, warf er ihr einen grimmigen Blick zu.
„Wenn es Sheldon gelingen sollte, den Geschäftsabschluss auch ohne Heirat zustande zu bringen, könnte es sein, dass dein schöner Plan nicht funktioniert …“, sagte sie mehr zu sich selbst. „Oder wenn Aziz eine andere Braut findet.“
Marcos hob eine Braue. „Ist das vielleicht dein heimlicher Traum? Ich nehme dir einfach nicht ab, dass du Aziz al-Maghrib wirklich ernsthaft heiraten willst. Dafür bist du zu gerissen, um dir nicht ausmalen zu können, wie ein Leben an seiner Seite aussehen würde, oder?“
Unerwartet wich Tamsin alle Farbe aus dem Gesicht. „Aber es ist wichtig, dass sie das Gefühl haben, mich zu brauchen“, murmelte sie und rang verzweifelt die Hände. „Das ist mein einziger Trumpf …“
„Trumpf? Wofür?“
Der Ausdruck in ihren schönen Augen nahm ihm den Atem. „Bitte, Marcos, lass mich mit Aziz telefonieren“, bat sie.
„Weshalb?“
Tamsin trat auf ihn zu und schaute Marcos flehend an. „Aziz und ich kennen einander kaum, aber ich bin mir sicher, dass er eine Geliebte hat. Indizien dafür habe ich anlässlich meines einzigen Besuchs bei ihm gefunden und ein Telefonat mitgehört, das keinen anderen Schluss zulässt. Wenn ich zum Hochzeitstermin nicht auftauche, wird er vielleicht sie heiraten.“
Marcos schüttelte unwillig den Kopf. „Meine Ermittler haben keinen Hinweis auf eine Geliebte gefunden. Die einzigen Frauen in seinem Umfeld sind seine Schwester, Camilla und du.“
„Er hat eine Geliebte“, behauptete Tamsin stur. „Ich weiß es genau.“
„Und selbst wenn, bezweifele ich, dass der Scheich irgendeine halbseidene Kokotte als Braut seines Neffen akzeptieren wird … Anwesende natürlich ausgenommen“, fügte er mit einem perfiden Lächeln hinzu.
Tamsin presste die Lippen zusammen, wandte sich ab und stütze sich mit beiden Händen auf die steinerne Balustrade. „Beleidige mich, so viel du nur willst, aber lass mich bitte mit Aziz telefonieren. Denk doch daran, was für eine Befriedigung dir dieser Anruf verschaffen könnte. Ich werde weinen, jammern, schluchzen
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