JULIA EXTRA Band 0281
immer reserviert. Ich konnte nie in dir lesen. Ich wusste nicht, was du fühltest, sofern du überhaupt etwas gefühlt hast. Und das hat mich noch mehr geängstigt. Du hast keinerlei Ansprüche gestellt, warst aber gleichzeitig total kontrolliert. Mir aber drohte die Kontrolle über meine Gefühle aus den Händen zu gleiten. Die einzige Möglichkeit für mich, mein Gesicht nicht zu verlieren, war, aus dieser Beziehung auszubrechen. Nur dann war ich in Sicherheit.“
Erneut wandte er den Blick von ihr ab. „Ich war ein Idiot“, fuhr er fort. „Es war die falsche Entscheidung. Dadurch habe ich dich verloren. Und ich verlor den Sohn, den du in dir trugst. Den Sohn, den du mir verschwiegen hast. Jetzt weiß ich, wieso du mir nie von Joey erzählt hast.“
Ihre Blicke trafen sich und hielten einander fest. „Ich weiß es, und dieses Wissen bringt mich um. Es schmerzt mich, daran zu denken, was ich dir gestern Nacht angetan habe. Ja, ich schäme mich dafür. Weißt du, warum ich gestern mit dir zusammen war, Clare?“
Xander hob seine Hände und legte sie ihr schwer auf die Schultern. „Letzte Nacht bin ich absichtlich und berechnend mit dir ins Bett gegangen. Aus einem einzigen Grund. Ich wollte, dass du schwanger wirst. Ich musste es schaffen. Denn wärst du wieder schwanger geworden, hättest du mich dieses Mal heiraten müssen. Du hättest mich nicht abweisen können. Dieses Mal nicht. Dafür hätte ich schon gesorgt. Das war mein Weg, um an Joey heranzukommen, um Joey ein echter Vater sein zu können. Und das war alles, was ich wollte.“
Er schluckte schwer. „Als ich entdeckte, dass du mir meinen Sohn vorenthalten hast, konnte ich mir nur einen Grund dafür denken. Ich dachte, du wolltest mich dafür bestrafen, dass ich mich von dir getrennt hatte. Ich sah es als die Rache einer verschmähten Frau. Damit habe ich mein Verhalten gerechtfertigt. Es verteidigte das, was ich dir angetan hatte, und bestätigte die Richtigkeit meiner Entscheidung. Denn eine Frau, die mir aus Rachsucht meinen Sohn verschweigen konnte, war keine Frau, die ich in meinem Leben haben wollte. Das war keine Frau, für die ich etwas empfinden sollte.“
Tief sah er ihr in die Augen. „Aber das war nicht der Grund dafür, dass du mir nichts von Joey erzählt hast, nicht wahr, Clare?“
„Nein“, flüsterte sie. Zu mehr war sie nicht fähig.
„Du hast es getan, weil ich dich verletzt habe. Ich habe dich so unsagbar tief verletzt in jener Nacht im St. John, dass du nur weglaufen konntest. Du musstest dich verstecken. Für immer.“ Sanft fügte er hinzu: „Es gibt nur einen Grund, warum ich dich hätte verletzen können.“
Zart strichen seine Hände über ihre Schultern. Er umfasste ihr Gesicht und hob es an, sodass sie ihm tief in die Augen schauen musste.
„Wieso konnte ich dich verletzen, Clare? So tief verletzen?“ Seine Stimme klang gepresst. Verzweifelt. „Bitte sag es mir. Ich flehe dich an. Ich verdiene es nicht … aber …“ Er brach ab.
„Ich habe dich geliebt“, sagte sie einfach.
Einen langen, qualvollen Moment herrschte Stille. Dann brach es aus ihm heraus. „Dem Himmel sei Dank!“
Mit seinen Daumen streichelte er über ihre Wangen, über die heiße Tränen liefen. „Weine nicht, Clare. Du musst nie wieder meinetwegen weinen. Das lasse ich nicht zu.“
Fest sah er ihr in ihre tränenfeuchten Augen. „Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um deine Liebe wiederzugewinnen. Alles. Ich war ein Dummkopf. Aber zumindest weiß ich jetzt eines: Ich habe mich schon vor vier Jahren in dich verliebt, nur war mir damals nicht klar, dass ich überhaupt dazu fähig war. Wie sollte es auch. Nie zuvor war mir etwas Vergleichbares passiert. Und du musst eines wissen: Ich liebe dich noch immer. Ich weiß das mit Gewissheit. Denn gestern Nacht …“
Er brach ab und holte zitternd Luft. „Die gestrige Nacht war die Strafe dafür, dass ich geleugnet habe, was ich für dich fühlte. Es war eine harte Strafe. Letzte Nacht ist mir zu meinem Entsetzen bewusst geworden, dass ich dich noch immer liebe. Eine Erkenntnis, die mich gleichermaßen erfreute und erschreckte. Denn ich liebe eine Frau, der ich nichts bedeutet habe. Die imstande war, aus meinem Leben zu verschwinden und mir aus Rache den Sohn vorzuenthalten.“
Unablässig streichelte er sie weiter. „Aber das war nicht der Grund, weshalb du mir nichts von ihm erzählt hast. Das weiß ich jetzt. Es war, weil du nicht ertragen konntest, etwas mit dem Mann zu
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