JULIA EXTRA Band 0281
bringen. Ich hatte Angst. Ich befand mich in der größten Gefahr, die es gab. Das konnte ich nicht ertragen.“
Er biss die Zähne zusammen. „Als ich das letzte Mal nach New York fuhr, wusste ich, dass ich handeln musste. Ich wusste, dass ich es nicht länger aufschieben durfte. Weil diese Gefahr erschreckend war. Mir war klar, wenn ich zurückkomme, muss ich das regeln. Dringend. Schnell. Dauerhaft.“
Seine Augen ruhten auf ihr. Sie waren völlig ausdruckslos. Diesen Blick kannte sie. Sie hatte ihn schon einmal gesehen …
„Also habe ich es geregelt. Sofort. Skrupellos und brutal.“
Wieder hielt er inne. „Es hat ja auch perfekt funktioniert. Aber als mir klar wurde, dass du einfach gegangen bist … Da ist mir noch etwas klar geworden.“
Er blickte sie unverwandt mit einem nichtssagenden Ausdruck in den Augen an. Abgesehen von einem schwachen Schimmer, der darin aufblitzte. Aber der war eigentlich ausgeschlossen …
„Mir wurde klar“, sagte er, und jedes Wort schien wie ein Bleigewicht von ihm abzufallen, „dass ich alles gegeben hätte, um dich zurückzubekommen.“
Sein Blick glitt an ihr vorbei und war starr auf das Meer gerichtet, das endlos zu sein schien.
„Aber du warst verschwunden. Fast so, als hätte ich einen Knopf gedrückt. Einfach … weg. Ich fing an, nach dir zu suchen, auf dich zu warten. Du musstest einfach zurückkommen. Immerhin hattest du alles zurückgelassen. Aber du bist nie gekommen. Du warst einfach … unauffindbar.“
„Du hast gesagt, ich hätte es getan, damit du mir nachläufst“, wandte sie leise ein.
Unverwandt schaute er hinaus auf das weite Meer. Als wolle er in die Vergangenheit zurückblicken.
„Ich wollte, dass es aus diesem Grund war. Oder aus irgendeinem Grund, der bedeutete, dass du nicht gehen wolltest. Der mir sagte, dass du zu mir zurückkommen wolltest … Dass du von mir gesucht werden wolltest.“ Er atmete heftig. „Dass du etwas für mich gefühlt hast“, sagte er rau. „Dann … Als ich schließlich akzeptierte, dass du – nachdem ich Schluss gemacht hatte – wirklich für immer gegangen warst …“
Mit hartem, unnachgiebigem Blick wandte er sich ihr zu. „Da habe ich mir gesagt, dass ich am Ende doch die richtige Entscheidung getroffen habe. Dass es sinnlos ist, es zu bereuen. Dass es zwecklos ist, mir zu wünschen, das Geschehene ungeschehen machen zu können. Du hast keinerlei Gefühle für mich gehegt. Das bedeutete, dass ich alles hinter mir lassen musste, mich damit abfinden musste. Es bedeutete, dass ich mein Leben weiterleben musste. Also habe ich genau das getan. Mir blieb keine andere Möglichkeit, denn du warst fort. Also lebte ich mein Leben. Ich lebte so, wie ich es getan hatte, bevor ich dich kennengelernt habe.“
Gequält schloss Clare die Augen. Als sie sie wieder öffnete, sagte sie: „Als du mich wiedergesehen hast, warst du so wütend auf mich.“
Düster blickte Xander auf sie herab. „Ich war wütend auf dich, weil du mich verlassen konntest, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Und nichts mitgenommen hast. Nichts von mir genommen hast. Ich war wütend auf dich, weil du mich gezwungen hast, mit der Entscheidung zu leben, die ich getroffen hatte. Ich hatte mich entschieden, auf Nummer sicher zu gehen. Doch damit habe ich das verloren, was ich am meisten wollte.“
Geräuschvoll atmete er ein. „Dich. Nur das habe ich gewollt: dich.“
Clare konnte das alles kaum glauben. Sie starrte ihn fassungslos an. „Warum?“, fragte sie ihn leise. Mehr brachte sie nicht über die Lippen.
Ein Ausdruck huschte über sein Gesicht, den sie nicht näher benennen konnte.
„Warum?“, rief er heftig. „Weil ich dich noch immer bei mir haben wollte. Weil ich dich nicht gehen lassen wollte.“ Er hielt sie mit seinem Blick fest. „Es hat mir Angst gemacht. So etwas hatte ich noch nie zuvor gefühlt. Bei keiner anderen Frau. Es war nicht einmal mit dir so, bis zu unserer letzten gemeinsamen Nacht. Erinnerst du dich an unser letztes Mal? Bevor ich nach New York ging? Da wurde mir klar, wie wichtig du für mich geworden warst. Ich habe vor Angst fast den Verstand verloren. Denn noch nie hatte ich vorher so etwas empfunden. Es war, als hätte ich jede Kontrolle über mich verloren. Das Schlimmste aber war, dass mir dadurch bewusst geworden war, dass ich nicht die leiseste Ahnung von dem hatte, was in deinem Herzen vorging.“
Noch immer sah er ihr in die Augen. „Du hast mir nie deine Gefühle gezeigt, Clare. Du warst
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