JULIA EXTRA Band 0281
Einfach so? Wie konnte sie nur!
Reglos blieb Xander am Strand stehen und blickte ihr schweigend nach.
Kein Muskel bewegte sich.
Doch in seinem Innern tobte ein wilder Kampf.
Was hatte sie gerade gesagt?
Langsam folgte er ihr.
Sie stand mit dem Rücken zu ihm im Wasser. Ihre Schultern bebten noch, und er konnte sie noch immer herzzerreißend schluchzen hören, wenn auch leiser.
Aber ihr Weinen hörte sich hoffnungsloser, verzweifelter an.
Gerade jetzt fielen ihm viele kleine Dinge an ihr auf.
Ihr zerzauster Pferdeschwanz und wie die Sonne in den goldenen Strähnen ihres Haares glänzte. Sie hatte eine so schmale Taille, dass er sie beinahe mit seiner Hand hätte umfassen können. Ihre Beine waren gebräunt.
Es waren so viele Kleinigkeiten.
Er kannte ihren Körper. Nicht nur aus der Erinnerung, sondern auch durch die vergangene Woche. Er hatte sie beobachtet, hatte zugelassen, dass seine Leidenschaft für sie täglich stärker wurde, damit er sie für seine finstere, bösartige Absicht einsetzen konnte.
Letzte Nacht hatte er ihren Körper besessen. Er war ihm so vertraut gewesen.
Aber er hatte sie nicht gekannt. Er kannte sie auch jetzt nicht.
Beinahe zögerlich begann er zu reden. „Was hast du gerade gesagt?“
Sie fuhr zusammen. Hatte sie ihn nicht auf dem weichen Sand kommen hören?
„Clare, was hast du gerade gesagt?“, wiederholte er seine Frage.
Sie zog ihre Schultern hoch. Als sie sprach, zitterte ihre Stimme. „Ich sagte, ich hasse dich. Ich sagte, ich verachte dich. Und wenn ich das nicht gesagt habe, dann hätte ich es tun sollen. Deswegen sage ich es jetzt.“
Xander schüttelte den Kopf. Sie konnte diese Geste zwar nicht sehen, aber es war ihm egal. Er konnte nicht anders.
„Aber das ist nicht die Wahrheit, oder, Clare? Das hast du nicht für mich gefühlt, als du mir damals im St. John gegenübersaßest und ich dir sagte, es sei vorbei. Damals hast du mich nicht gehasst. Das war kein Hass, nicht wahr, Clare? Damals nicht.“
Sanft legte er seine Hände auf ihre Schultern. Mit leichtem Druck drehte er sie zu sich um. Vom Sonnenlicht geblendet, stand sie einfach da und blickte ihn an.
Clare fühlte sich wie ausgehöhlt, völlig leer. „Ich habe dich gehasst“, flüsterte sie. „Du hattest mich aus deinem Leben geworfen. Ich habe dich gehasst.“
Wieder schüttelte er den Kopf. Das Sonnenlicht glänzte in seinen dunklen Haaren. Sie spürte, wie sie schwach wurde, wie ihre Beine nachzugeben drohten. Doch seine Hände hielten ihre Schultern fest. Warm und stark fühlte sie sie durch den Stoff ihres T-Shirts hindurch.
„Das hast du nicht, Clare. Du hast mich damals nicht gehasst. Du hast mich überhaupt nicht gehasst.“
„Doch, habe ich. Das habe ich damals, und das tue ich auch heute!“ Ihre Stimme nahm einen erbitterten Klang an.
Sanft strich er ihr mit den Daumen über ihr Schlüsselbein. Langsam und forschend.
„Du hast dich verraten, Clare. Gerade eben. Zum ersten Mal hast du dich mir geöffnet. Das einzige Mal. Und jetzt ist mir auch bewusst, warum du weggelaufen und nie zurückgekehrt bist. Du bist nicht einmal zurückgekommen, um deine Kleider zu holen, deine Bücher, deine Zahnbürste. Alles hast du in meiner Wohnung zurückgelassen.“
„Du solltest dankbar sein, dass ich das getan habe. Wirklich dankbar!“, fuhr sie ihn heftig an. Noch immer klang sie bitter. „Ich war sicher die Geliebte, die du am einfachsten abservieren konntest.“
Xander verzog keine Miene. Aber es lag ein sehr seltsamer Ausdruck in seinen Augen. Wirklich sehr seltsam. Sie konnte nicht sagen, was es war. Sicher war es nur die Sonne, die sie blendete. Es konnte nichts anderes sein …
Lange Zeit erwiderte er nichts darauf. Sie spürte, wie das Wasser sanft ihre Knöchel umspülte. Fühlte, wie die heiße Sonne auf sie niederbrannte. Sie nahm den leichten Druck seiner Hände auf ihren Schultern wahr. Sie bewegte sich nicht, genau wie er.
Dann, plötzlich, sagte er: „Bei dir war es am schwersten.“
Sie blinzelte. „Am schwersten?“, verhöhnte sie ihn bitter. „Du hast gesagt, es ist vorbei, und ich bin gegangen! Ohne nachzufragen, ohne irgendetwas darauf zu antworten! Ich bin einfach gegangen!“
„Bei dir war es am schwersten“, wiederholte er.
Als er seine Hände von ihren Schultern nahm, fühlte sie sich allein gelassen.
Seine Miene war düster. „Ich habe mich von dir getrennt, weil ich es musste. Sonst hätte ich den Verstand verloren. Ich musste mich in Sicherheit
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