Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
JULIA EXTRA Band 0281

JULIA EXTRA Band 0281

Titel: JULIA EXTRA Band 0281 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Julia James , Ally Blake , Jennie Lucas
Vom Netzwerk:
alles völlig normal. Auch wenn es sie innerlich zerriss.
    Sie war sich Xanders Gegenwart so sehr bewusst, dass es sie körperlich schmerzte. Jede seiner Bewegungen, jedes knappe Wort, mit dem er auf Joeys argloses Geplapper antwortete, provozierte sie.
    Sie brachte keinen Bissen herunter. Ein bisschen Kaffee war alles gewesen, zu was sie sich zwingen konnte. Bitte, ja, dachte sie verzweifelt, als Joey Xander einladend anstrahlte. Nimm ihn mit und geh spielen. Geh einfach. Irgendwohin, weit weg von mir …
    „Nicht jetzt gleich, Joey. Bald.“
    Clare strich sich die Haare nach hinten. Wenn Xander nicht ging, dann würde sie eben gehen müssen.
    „Ich spiele mit dir, Joey“, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme. Sie streckte ihre Hand aus, um Joey vom Stuhl zu helfen. Er jedoch sah sie protestierend an.
    „Ich will Daddy“, erwiderte er. Seine Unterlippe begann verdächtig zu zittern. Vielleicht war er doch nicht so immun gegen die unerträgliche Spannung, die zwischen ihr und Xander herrschte. Sie sah, wie Xander die Klingel am Tisch drückte und einen Moment später die Haushälterin erschien.
    „Juliette, würden Sie bitte so freundlich sein und sich eine Weile um Joey kümmern?“, bat er sie. Seine Stimme klang nun genauso angespannt wie Clares. Dennoch gelang es ihm, Joey in einem verschwörerischen Ton zuzuflüstern: „Juliette hat eine Überraschung für dich, die du dir nicht entgehen lassen solltest.“
    Mit großen Augen sah Joey Juliette erwartungsvoll an. Diese zauberte ein warmes Lächeln auf ihr Gesicht, das sich nur noch vertiefte, als sie Joey anblickte.
    „Kommst du mit Juliette, Joey? Zufällig weiß ich …“, sie blickte ihn verschwörerisch an, „… dass heute Autowaschtag ist. Und ich habe einen Schlauch gesehen, auf dem dein Name steht!“
    Joeys Unterlippe hörte augenblicklich auf zu zittern. Ungeduldig kletterte er vom Stuhl. „Ich brauche aber einen großen Schlauch“, informierte er Juliette, als sie mit ihm davonging.
    Clare sah den beiden nach. Sie wandte sich erst ab, als er außer Sicht war. Was war los? Wieso hatte Xander Joey weggeschickt?
    Oh Gott, durchfuhr es sie heiß. Er wird doch wohl nicht denken, dass wir noch einmal miteinander schlafen?
    Dieser plötzliche Gedanke war so grauenhaft, dass sie Xanders Blick suchte, bevor sie es verhindern konnte. An was er auch dachte, das war es sicher nicht. Sofort sah sie wieder weg und fühlte, wie erleichtert sie darüber war.
    Immer wieder hatte sie sich während ihrer langen, schlaflosen Nacht eine einzige Frage gestellt: Wieso hatte er das getan? Wieso hatte er letzte Nacht mit ihr schlafen wollen?
    Darauf gab es eigentlich nur eine Antwort.
    Weil sie im Moment die einzige Frau in seiner Nähe war. Und sie war besser als nichts. Er konnte keinen anderen Grund gehabt haben.
    Abscheu durchfuhr sie. Sie verabscheute ihn, dass er ihr das antat, und – noch viel schlimmer – sie verabscheute sich selbst. Dafür, dass sie so unglaublich dumm gewesen war: Sie hatte zugelassen, dass er …
    „Clare …“
    Der Klang ihres eigenen Namens schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Unwillkürlich sah sie zu ihm hinüber.
    Sein Gesicht war ausdruckslos. Und doch entdeckte sie etwas in seinen Augen, das ihr bekannt vorkam …
    Plötzlich stieg eine schreckliche Furcht in ihr auf. Sie kannte diesen Gesichtsausdruck. Sie erinnerte sich genau daran. Es war der gleiche wie vor vier Jahren im Restaurant des St. John, als ihr mit einem einzigen Satz all ihre Hoffnungen geraubt wurden. Als Xander mit einem einzigen Satz ihr Leben zerstörte.
    Aber heute war sie nicht mehr die Gleiche. Sie war härter. Das hatte Xander ihr auf den Kopf zu gesagt, und es stimmte. Sie hatte härter werden müssen, weil sie den Schmerz sonst nicht überlebt hätte.
    Wie kann ich ihn noch lieben?
    Gequält schrie alles in ihr auf.
    Wie kann ich einen Mann lieben, der mich wie ein ausrangiertes Kleidungsstück behandelt?, fragte sich Clare. Der mich mit einer Kette bezahlen wollte? Der mich letzte Nacht benutzt hat, weil ich gerade da war? Wie kann ich so einen Mann lieben? Einen Mann ohne Gefühle, ohne Gewissen? Der keine Reue zeigt oder wenigstens anerkennt, wie gefühllos er sich mir gegenüber verhalten hat?
    So einen Mann darf ich nicht lieben!, ermahnte sie sich. Es ist so erniedrigend. Ich dachte, ich sei frei von ihm. Schließlich habe ich mich mit aller Macht dazu gezwungen, ihn mir aus dem Herzen zu reißen.
    Doch es war umsonst gewesen. Völlig umsonst.

Weitere Kostenlose Bücher