JULIA EXTRA Band 0281
könntest mit deiner Schwester in Madrid leben und …“
Mit einem Ruck machte sie sich von ihm frei. „Du hast immer noch nichts verstanden“, murmelte sie tonlos.
„Dann ist dies also ein Abschied für immer“, stellte Marcos nach einer langen Pause mit schwerer Stimme fest. „Lebe wohl, Tamsin, genieße dein Leben.“
„Und du deinen Tod …“, brachte sie mit tränenerstickter Stimme hervor und wandte sich endgültig ab.
Während er in einer Limousine vor dem Firmengebäude von Winter Cosmetics wartete, gingen Marcos noch einmal die umwälzenden Ereignisse der letzten Tage durch den Kopf.
Der endgültige Abschied von Tamsin, sein Treffen mit Scheich Mohamed ibn Battuta al-Maghrib, das viel kürzer laufen war, als gedacht, und der Flug nach London, die Stadt, in die er nie mehr hatte zurückkehren wollen.
Nachdem er Aziz’ Onkel die Beweise für den Diebstahl seines Neffen vorgelegt hatte und von der Anschuldigung des Mordes zurückgetreten war, machten der Scheich und der einberufene Ältestenrat kurzen Prozess mit dem Angeklagten. Aziz und seine neue Lebensgefährtin Camilla, die er nach der Scheidung von Sheldon heiraten wollte, wurden ins Exil verbannt.
Und wieder wartete Marcos vergeblich auf das Triumphgefühl, wie schon nach der Abrechnung mit Sheldon.
Er schloss die Augen und atmete tief durch, während er sich an seine Familie erinnerte. An das Lachen und glückliche Miteinander … und an den Tag, als alles endete. Aber dafür war nicht Sheldon verantwortlich gewesen, ja nicht einmal wirklich Aziz. Er selbst hatte ihr Leben zerstört, als er davonrannte, um Rache zu nehmen …
Doch damals war er erst zwölf gewesen. Immer noch ein Kind. Und er hatte zwanzig lange Jahre für seinen Fehler bezahlt. Ob es tatsächlich möglich war, die Vergangenheit ruhen zu lassen? Sich selbst zu vergeben?
Marcos presste die brennenden Lider zusammen. Es tut mir so leid … Papá … Mamá … Diego. Es tut mir leid …
Wie als Antwort fühlte er sich plötzlich von einem tiefen Frieden erfüllt. Er musste die Zeit der Dunkelheit, Trauer und Rache endlich hinter sich lassen. Für seine Familie. Für Tamsin und jeden, der ihn liebte …
Und dann sah er sie plötzlich hinter der Glastür zum Foyer stehen.
Tamsin trug einen kurzen Burberry-Regenmantel. Sie schlug den Kragen hoch, klemmte ihre Aktenmappe fest unter den Arm und machte sich bereit, in den Regen hinauszutreten, in der Hoffnung, schnell ein Taxi zu bekommen. Mit gesenktem Kopf eilte sie die wenigen Stufen hinunter, trat an den Straßenrand und hob einen Arm.
„Fahr vor, Reyes“, befahl Marcos mit rauer Stimme.
Tamsin öffnete die hintere Tür und war schon halb eingestiegen, ehe sie die dunkle Gestalt auf dem Rücksitz sah.
„Marcos!“, rief sie erstaunt aus.
„Ich konnte es nicht tun“, sprudelte er hervor. „Ich war ein Idiot …“
Mit einem erstickten Aufschrei warf Tamsin sich an seine Brust, lachte und weinte zur gleichen Zeit. „Ich hatte so entsetzliche Angst, dich verloren zu haben“, flüsterte sie.
„Du und Angst? Niemals!“, behauptete Marcos mit schwankender Stimme. „Aber du hattest recht. Ich habe mich mit meinen Racheplänen nur selber gequält. Doch als mir bewusst wurde, wie sehr ich dich liebe, fiel es mir plötzlich ganz leicht, sie aufzugeben.“
„Du … du liebst mich?“
Marcos schob Tamsin ein Stück von sich ab und schaute ihr fest in die Augen. „Ja, ich liebe dich … von ganzem Herzen und aus ganzer Seele, das kann ich jetzt endlich sagen, und es fühlt sich unheimlich gut an“, setzte er mit einem zärtlichen Lächeln hinzu. „Ach Tamsin, wir haben so viel zu bereden …“
Sie lachte glücklich. „Und ob! Du musst mir alles erzählen, was nach meiner Abreise aus Agadir geschehen ist.“
„Vielleicht sollten wir das bei einem romantischen Dinner tun?“
„Zu dem ich dich zur Abwechslung mal einlade“, verkündete Tamsin selbstbewusst. „Weißt du eigentlich, dass du die neue Geschäftsführerin von Winter Cosmetics in deinen Armen hältst?“
Seine Augen weiteten sich. „Fühlt sich gut an. Gratuliere, querida.“ Marcos beugte sich vor und gab Tamsin einen zärtlichen Kuss auf die Nasenspitze.
„Mehr …“, murmelte sie mit kehliger Stimme.
Und während sie sich leidenchaftlich küssten, versank die Welt um sie herum.
– ENDE –
Sharon Kendrick
Prinzessin der Wüste
1. KAPITEL
Alexa blinzelte nervös und hoffte inständig, sich zu irren. Mit angehaltenem Atem
Weitere Kostenlose Bücher